Zwei Derbys gegen für SelbWölfe im „Clinch“ mit Sachsen und Oberpfälzern
(Foto: Imago)Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt – und das innerhalb von nur einer Woche. Der VER Selb wurde am vergangenen Wochenende schnell auf den harten Boden der Realität zurückgeholt. Nach vier Siegen in Folge und dem Erklimmen der Tabellenspitze in der Oberliga Süd dachten irgendwie alle, es würde munter so weiter gehen. Aber es kam anders. Ernüchterung kehrte im Wolfsbau ein – nur ein mageres Pünktchen lautete die bescheidene Wochenendausbeute nach den Vergleichen gegen Peiting zu Hause und in Regensburg. Dass man zu Hause gegen die starken Peitinger noch dazu in der Overtime sich den entscheidenden dritten Gegentreffer in eigener Überzahl fing, passte irgendwie ins Bild. In beiden Spielen, so monierte Trainer Cory Holden, wurden die Gegner durch Leichtsinnsfehler zum Toreschießen eingeladen – bezeichnend dafür das Peitinger Siegtor in der Verlängerung, vom Bully weg ausgekontert bei einem Mann mehr auf dem Eis.
Holden selbst nahm dies zum Anlass, eindringlich auf seine Jungs in den vergangenen Tagen einzuwirken. Der Selber Trainer, der die Videoanalyse liebt wie kaum kein anderer, studierte ausgiebig das Videomaterial der letzten Partien und zeigte seinen Jungs nicht nur einmal und oftmals sogar in Super-Zeitlupe, welche Fehler zu den Gegentoren führten und unbedingt vermieden werden müssen. Alle sind sich einig. Fehler führen immer zu Toren, aber zu leicht darf man es dem Gegner aber auch nicht machen. Bitter die Heimniederlage gegen Peiting, noch bitterer und deutlicher das 1:4 in Regensburg. Beide Niederlagen wurmten auch den Selber Coach, der aber nicht gleich auf den Zug einiger Fans aufspringen möchte, alles gleich schlecht reden zu wollen. „Das 1:4 in Regensburg war deutlich, wir hatten auch hochkarätige Chancen, das Spiel für uns zu entscheiden, aber Ower hatte einfach einen Sahnetag. Wir müssen die Torchancen besser nutzen und aggressiver in die Zweikämpfe gehen“, so Holden in seiner Analyse.
Thomas Ower, die neue Nummer eins im Regensburger Kasten und Nachfolger von Martin Cinibulk, war am Sonntag wahrlich nur schwer bis gar nicht zu überwinden, teilweise „tausendprozentige“ Einschussmöglichkeiten der Selber vereitelte er mit sensationellen Reflexen und ließ die Wölfe schier verzweifeln. Für Holden waren beiden Niederlagen natürlich nicht in der Form so eingeplant, stellten aber auch keinen Beinbruch dar. Es waren nur zwei Niederlagen und noch keine Meisterschaft die verloren ging.
Peiting, wie auch Regensburg, zwei Topteams in diesem Winter, agierten einfach cleverer und effektiver in den spielentscheidenden Situationen und so sah es auch der 44-jährige Selber Coach. Für den Kanadier sind die beiden Niederlagen nun aber auch abgehakt und er blickt positiv gestimmt nach vorne, auch wenn die nächsten Aufgaben nicht unmittelbar leichter werden.
Ein Derbywochenende steht für die Wölfe an – einmal gegen den sächsischen Vertreter und Neuling in der Liga, EHV Schönheide, und am Sonntag in der Netzsch-Arena gegen den oberpfälzischen Kontrahenten Blue Devils Weiden. Am morgigen Freitag müssen die Wölfe zu ihren „Namensvettern“ nach Schönheide (Beginn: 19.30 Uhr) ins sächsische Erzgebirge reisen. Aufgrund der nur knapp 80 Kilometer Entfernung eine Art Derby. Die Sachsen sind neu in der Oberliga Süd und gelten bei vielen als krasser Außenseiter und dürften nach Meinung vieler Experten es schwer haben, sich in der starken Südliga zu behaupten. Aber genau darin sehen viele Trainerkollegen, wie auch Cory Holden, die Gefahr. Schönheide ist der Underdog, sie können befreit aufspielen, haben nichts zu verlieren und werden sicherlich auch für die eine oder andere Überraschung sorgen. Letztere gab es bereits. Mit einem 3:2-Sieg in Tölz wurde der erste „Dreier“ der Saison auswärts eingefahren, zu Hause gegen Bayreuth führten die Schönheider mit 1:0, ehe es am Ende noch in einer 1:3-Niederlage endete. Alleine diese beiden Ergebnisse sollten Warnung genug für die Wölfe darstellen, den Neuling nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Die Selber Wölfe reisen als klarer Favorit ins knapp 5000-Seelen-Örtchen Schönheide und werden auf ein Team treffen, das vorrangig sein Heil in der Defensive suchen und auf Konter lauern wird. Und es wird noch mehr Beton in der Abwehr „angerührt“. Erstmalig für die Schönheider Wölfe wird am Freitag Neuzugang Christian Köllner auflaufen. Der gebürtige Landsberger und mit 2,04 Meter Körpergröße und 95 Kilogramm Gewicht eine stattliche Erscheinung, wechselt vom EV Landshut, für den er bislang vier Spiele bestritt, und wird in Schönheide die Rückennummer 33 erhalten. „Wir müssen geduldig bleiben und spielerisch versuchen zum Erfolg kommen, sie werden hinten drin stehen und uns anrennen lassen“, so Holden zu seiner taktischen Marschroute.
Am Sonntag (18 Uhr) kommt es zum „oberfränkischen-oberpfälzischen Derby“ zwischen dem VER Selb und den Blue Devils Weiden. Die Gäste wollen in diesem Jahr endlich wieder einmal voll angreifen und die letzten beiden „Seuchenjahre“ vergessen lassen. Der Kader wurde aufgepeppt, acht Neuzugänge, darunter auch namhafte Akteure wie der letztjährige Freiburger Torjäger Wiecki sowie zwei neue slowakische Kontingentspieler Vaskovic und Jurak oder die Routiniers Ortolff und Jirik wecken Hoffnungen bei den einheimischen Fans. Neuen Schwung soll auch der Mann auf der Trainerbank sorgen. Mit Markus Berwanger konnten die Verantwortlichen einen namhaften, erfahrenen Trainer nach Weiden lotsen, dem es zuzutrauen ist, dass die Blue Devils wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren. Noch sind die Leistungen der Oberpfälzer enorm schwankend, zu Hause gab es gegen Sonthofen (3:4) und Regensburg (3.4 n.V.) Niederlagen, auswärts verlor man 1:2 in Deggendorf und 1:4 in Bayreuth. Positiv aufhorchen ließen die Weidener mit einem 5:2-Erfolg in Landshut. Die Serie spricht eindeutig für Selb, zuletzt gingen die letzten zwölf Vergleiche immer an die Wölfe, aber Holden mahnt dennoch zur Vorsicht: „Der Kader von Weiden hat gewaltig an Qualität zugelegt und ist nicht mehr mit dem der letzten zwei Jahre zu vergleichen. Es wird ein hartes Stück Arbeit, wie auch gegen Schönheide, um zu punkten, aber wir sind bereit.“