Mit breiter Brust gegen die HessenSelber Wölfe

Erst souveräner Meister in der Oberliga Süd, dann in den Play-offs den TSV Erding und den EHC Bayreuth weggefegt. Von Freitag an will das kleine „gallische Dorf“ aus Selb in der Aufstiegsrunde zur zweiten Eishockey-Bundesliga auch den scheinbar übermächtigen Mannschaften aus Frankfurt, Kaufbeuren und Kassel – alle drei waren Gründungsmitglieder der DEL – und Crimmitschau die Stirn bieten. Und das ganz ohne Zaubertrank, sondern mit harter Arbeit, Teamgeist und dem siebten Mann auf den Rängen im Rücken. „Wir sehen den Spielen ganz gelassen entgegen und sind gespannt, was die neuen Gegner zu bieten haben“, sagt Kapitän Christopher Schadewaldt und spiegelt damit die Stimmung in der Kabine der Wölfe wieder. Gespannt ist Schadewaldt auch darauf, „wie stark wir wirklich sind“.
Darauf sind auch die gut 500 Selber Anhänger gespannt, die sich am Freitag auf den Weg in Richtung Frankfurt machen. Um 19.30 Uhr bitten die hessischen Löwen die oberfränkischen Wölfe zum ersten Tanz in der Aufstiegsrunde. Die Führungsrolle übernehmen müssen dabei die Hausherren. Sie wollen nach 48 Siegen in bislang 48 Saisonspielen nicht nur, sie müssen hoch in die zweite Liga. Die Frankfurter Rundschau formuliert es ganz drastisch: „Für die Löwen Frankfurt steht die Existenz auf dem Spiel. Die Mannschaft ist verdammt zum Aufstieg.“
Die Löwen tun alles dafür, dass es klappt. Mit Ion Gordon haben sie am Mittwoch den Mann aus Kanada einfliegen und lizenzieren lassen, der 2004 im Tor stand, als die Hessen ihre erste und einzige deutsche Meisterschaft gefeiert hatten. Dass der 38-Jährige schon gegen den VER das Tor hütet, ist aber eher unwahrscheinlich. Trainer Tim Kehler will dem Keeper das Vertrauen schenken, mit dem die Selber schon im Vorjahr gegen den EV Duisburg das Vergnügen hatten: Björn Linda. Weitere aus der Vorsaison bekannte Gesichter im Kader der Löwen sind unter anderem Chris Stanley (Bad Nauheim), Clarke Breitkreuz und Nico Oprée (beide Duisburg).
„Von den Namen her gehören die Frankfurter eigentlich in die zweite Liga“, sagt VER-Trainer Cory Holden. „Das ist eine Vollprofitruppe. Bei uns dagegen kommen einige Spieler von der Baustelle oder aus dem Büro direkt zum Training.“ Der Respekt mündet aber nicht in Angst vor dem hohen Favoriten und schweren Auftaktgegner. „Es ist doch positiv, dass wir als erste Mannschaft die Chance haben, den Siegeszug der Frankfurter zu stoppen“, richtet Holden eine kleine Kampfansage an die Löwen. Auch Co-Trainer Marc Thumm erstarrt nicht in Ehrfurcht. „Die müssen uns erst einmal schlagen. Frankfurt hatte doch im Westen viele Trainingsspiele. jetzt aber kommt der Meister der Oberliga Süd.“
Ähnlich wie am Freitag in Frankfurt sehen die Selber Verantwortlichen die Voraussetzungen vor dem ersten Heimspiel am Sonntag (18 Uhr) gegen die Kassel Huskies. Beim Vizemeister der Oberliga West haben deutliche Mindereinnahmen bei Zuschauern und Sponsoren Anfang Februar für eine Insolvenz der Kasseler Eissporthalle Betriebsgesellschaft (KEBG) gesorgt. Die Gehälter der Spieler – die meisten sind Profis – übernimmt seitdem die Agentur für Arbeit. Sportlich dagegen stimmt die Zwischenbilanz bei den Huskies, die VER-Trainer Cory Holden als „leichten Favoriten“ sieht. „Aber wenn wir einen guten Tag haben, können wir sie schlagen mit dem siebten Mann im Rücken.“
Große Zuversicht strahlt vor Beginn der Aufstiegsspiele der Selber Mannschaftsbetreuer Oliver Kremenovic aus. „Wir sind Meister der Oberliga Süd, haben die beiden Play-off-Runden ohne Niederlage überstanden und sind ausgeruht. Wir brauchen uns also vor niemandem zu verstecken und können mit breiter Brust an die Aufgaben herangehen.“ Und das können die Wölfe in Bestbesetzung. „Alle fit“, vermeldete Holden am Donnerstag nach einer Trainingswoche, die dem Coach richtig gut gefallen hat. „Nach unserer kurzen Pause waren alle wieder heiß auf Eis.“ Die Spiele können also beginnen.
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