Islanders starten zu Hause ins HalbfinaleEV Lindau trifft auf Aufsteiger TEV Miesbach

Kurz aber intensiv haben die Lindauer Eishockey-Cracks und ihre Fans die magische Nacht am Dienstag mit der Qualifikation für die Oberliga Süd gefeiert. Satt sind die Islanders aber noch lange nicht, denn ab jetzt geht es darum, bayrischer Meister zu werden. „Wir haben noch einiges vor“, sagt Trainer Dustin Whitecotton, der nicht viel Zeit hatte, sein Team auf den nächsten Gegner einzustellen. „In den letzten beiden Wochen ging es um nichts anderes als Schönheide. Meine Frau ist glaube ich ganz froh, dass das Thema jetzt abgehakt ist.“
Whitecotton wäre aber nicht der akribische Arbeiter, als den man ihn kennt, wenn er nicht schon auf die Oberbayern vorbereitet wäre, die für den EVL keine gänzlich Unbekannten sind. Nicht nur, dass man in der Gruppenphase vor kurzem aufeinandertraf, wo es zwei Auswärtssiege gab: Dabei gewann Miesbach in Lindau mit 3:2 nach Penaltyschießen, die Islanders siegten beim TEV im Rückspiel mit 6:3. Es ist bereits das dritte Jahr in Folge, dass die beiden Mannschaften in den Play-Offs aufeinandertreffen. 2015 auf dem Weg zur Meisterschaft und im vergangenen Jahr kamen die Islanders jeweils im Viertelfinale gegen den TEV weiter. Damals jeweils im Viertelfinale, diesmal kreuzt man die Schläger eine Runde später.
Dies zeigt am Deutlichsten die Entwicklung des Traditionsvereins, der mit zahlreichen Spielern aus der Region an den Start geht und es immer wieder schafft, Eigengewächse in die erste Mannschaft zu integrieren. Die nächste Generation steht dabei bereits am Start, denn in der U23 Bayernliga steht der TEV heuer im Finale. War in den letzten beiden Jahren die individuelle Klasse und Cleverness der Lindauer dem jugendlichen Elan und Teamgeist der Miesbacher einen kleinen Schritt voraus, so hat das Team von Simon Steiner einen deutlichen Entwicklungsschritt gemacht. Nicht umsonst hat der TEV nach einem mäßigen Start in die Verzahnungsrunde nun die Sensation geschafft und mit den Höchstadt Alligators im Viertelfinale den bestplatzierten Oberliga- Aufsteiger nach einer Niederlage in Spiel Eins dreimal in Serie geschlagen (5:2, 2:1, 6:5) und damit in die Bayernliga zurückgeschickt. Die Rückkehr in die Oberliga ist deshalb nicht nur verdient, sondern auch notwendig für den Traditionsverein, um den zahlreichen jungen Spielern eine bessere Perspektive bieten zu können.
Einer davon ist Athanassios Fissekis. Der 21-Jährige wechselte vor der Saison zum großen Nachbarn EC Bad Tölz, um den Sprung in die Oberliga zu schaffen. Im stark besetzten Kader des Spitzenteams konnte sich der Stürmer allerdings nicht durchsetzen. Der Schritt zurück nach Miesbach Ende des Jahres war dann offenbar genau der Richtige für ihn. In vertrauter Umgebung taute er auf und war spätestens mit Beginn der Verzahnungsrunde wieder ein wichtiger Leistungsträger für den TEV. 17 Scorerpunkte (10 Tore – darunter der Siegtreffer in Lindau) in 14 Spielen stehen für ihn zu Buche, allein sieben davon im Viertelfinale. Hier wurde er nur von Jan Trojan (8 Punkte) übertroffen. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist Markus Kankaanranta, der als zweiter Kontingentspieler im Januar zum TEV zurückkehrte, zunächst aber verletzt war und gegen die Islanders noch nicht spielte. Dem Finnen kommt eine ähnliche Jokerrolle zu, wie bei den Islanders Michal Mlynek, der sich gegen Schönheide mit einem wichtigen Tor zurückmeldete.
Mlynek ist nicht der einzige EVL- Crack, der sich angeschlagen in den Dienst der Mannschaft stellte. „Das ist zu dieser Jahreszeit leider normal. Jeder hat verletzte und angeschlagene Spieler. Es kommt dann immer drauf an, wer mehr auf die Zähne beißt oder Ausfälle besser kompensieren kann“, sagt Whitecotton. Gerade in den hart umkämpften Heimspielen zeigte sich bei den Lindauern aber wieder etwas vom Geist von 2015. Leistungsträger, die das Team anführen und Rollenspieler, die in wichtigen Momenten Überraschendes leisten, wie Sebastian Koberger, der das Spiel am Dienstag mit seinem erst zweiten Saisontor entschied.
Grundsätzlich wird die Lindauer aber nun anderes Eishockey erwarten, als in Viertelfinale. Miesbach kommt mehr über Tempo, Körperspiel und direkten Zug zum Tor, als Schönheide. Mit dem Plus, dass der Kader des TEV größer ist. Man darf also definitiv Spiele auf Augenhöhe erwarten und wieder eine lange, enge Serie, die wie das Viertelfinale im Best-of-Five-Modus ausgetragen werden wird.