Holden sucht den alten SchlachtplanSelber Wölfe
Holden sucht den alten SchlachtplanMarko Suvelo klang irgendwie verzweifelt. „Kannst Du vielleicht Eishockey spielen“, fragte der Torwart der Wölfe den Verfasser dieser Zeilen. Der musste wegen leichter konditioneller Defizite zwar absagen, fündig wurde Suvelo aber doch noch. Mit Alexander Fischer fand sich ein alter Bekannter in der Mannschaftskabine des VER ein. Der 27-Jährige hatte seine Oberliga-Karriere im Sommer aus beruflichen Gründen für beendet erklärt, nun aber auf den Hilferuf seiner ehemaligen Mannschaftkameraden und von Trainer Cory Holden gehört. Und so ist es gut möglich, dass Fischer am Freitag (19.30 Uhr) im Schlagerspiel beim Tabellenzweiten EHC Freiburg oder im Heimspiel am Sonntag (18 Uhr) gegen den Nachbarrivalen 1. EV Weiden sein Comeback feiert.
Cory Holden freut sich über die Alternative, schließlich ist die Personalnot derzeit groß im Lager des Spitzenreiters. Gleich sechs Spieler werden am Freitag im Breisgau definitiv nicht auf dem Eis stehen. Vor allem Travis Martell (für ein Spiel gesperrt), Tim Schneider (Innenbandverletzung; fehlt noch etwa vier bis fünf Wochen) Dennis Schütt (Schulterverletzung; muss noch etwa zwei Wochen pausieren) und David Hördler (krank; noch eine Woche Pause) hinterlassen große Lücken. Auf unbestimmte Zeit steht Nachwuchsspieler Marco Verhoeven (Rückenprobleme) nicht zur Verfügung. Und auch Ricco Warkus hat sich wegen einer Schulterverletzung abgemeldet. Das Training wieder aufgenommen hat Felix Söllner, der aber nach einer langen Verletzungspause erst langsam herangeführt werden muss.
Allen Ausfällen zum Trotz gibt sich das kleine Wölfe-Rudel vor der weiten Reise nach Freiburg kämpferisch. „Wir fahren zu jedem Spiel, um zu gewinnen“, sagt Cory Holden, dem nicht zum ersten Mal nur ein Minikader zur Verfügung steht. „Vor zwei Jahren haben wir in Bad Tölz mal mit zwölf Feldspielern völlig überraschend gewonnen. Diesen Schlachtplan werden wir wohl wieder raussuchen.“ Zu diesem Plan zählen unter anderem Cleverness und Disziplin, um sich von der Strafbank fern zu halten. Das haben die Wölfe jüngst beim 3:5 in Peiting nicht geschafft. Was aber vor allem am Schiedsrichter gelegen sein könnte und zu einem seltenen Wutausbruch des VER-Trainers geführt hat: Holden warf kurz vor Spielende nach einer erneut diskussionswürdigen Strafzeit gegen sein Team ein Handtuch auf das Eis. „Es war die weiße Fahne. Danke, Peace, Aus“, kommentierte der Trainer hinterher gegenüber Peitinger Medien. Ein Blick auf die Oberliga-Statistiken beweist, dass der VER Selb in der Verteilung der Strafzeiten in dieser Saison wirklich nicht gerade bevorteilt wird: 96 Überzahlsituationen stehen 144 Unterzahlspiele gegenüber. Was Holden etwas komisch vorkommt. „Wie kann es sein, dass wir so viele Strafen bekommen, wenn wir die meiste Zeit im Puckbesitz sind?“ Aber alles Lamentieren hilft nichts. Auch die – was im Video deutlich wird – unberechtigte Spieldauerstrafe gegen Travis Martell müssen die Wölfe zähneknirschend akzeptieren.
In Freiburg wird es übrigens Stofftiere regnen. Bei der ersten Spielunterbrechung dürfen (neuwertige) Teddys aufs Eis fliegen zugunsten der Unterstützung bedürftiger sowie geistig und körperlich behinderter Kinder in Südbaden. Was den VER sonst noch bei den heimstarken Freiburg erwartet, ist nicht erst seit der 0:5-Niederlage vom 6. Oktober bekannt. Auch in der vergangenen Saison mussten sich die Selber zwei Mal – jeweils mit 4:6 – im Breisgau geschlagen geben. Der Tabellenzweite hat vergangene Woche auch noch einmal Verstärkung erhalten. Der 30-jährige Verteidiger David Danner ist vom Zweitligisten Heilbronner Falken zu einem Heimatverein zurückgekehrt.
Auch beim 1. EV Weiden, der am Sonntag in Selb gastiert, hat sich dieser Tage das Personalkarussell noch einmal kräftig gedreht. David Musial und Simon Bogner haben sich, wie berichtet, von den Blue Devils verabschiedet. Neu im Kader der Oberpfälzer sind Torwart Rostislav Kosarek (Hammer Eisbären), Verteidiger Daniel Willaschek (Kassel Huskies) und der kanadische Stürmer Mark Soares vom holländischen Meister Den Haag. „Es wird eine andere Mannschaft hier auftreten“, warnt VER-Coach Cory Holden davor, den Tabellenletzten aus der Oberpfalz auf die leichte Schulter zu nehmen. „Wir müssen wieder bereit ein und hart arbeiten, um unsere Serie in der Netzsch-Arena fortzusetzen.“ Neben der makellosen Heimbilanz von elf Siegen in elf Spielen gibt es auch noch eine kleinere Serie explizit gegen Weiden zu verteidigen: In den sechs Aufeinandertreffen seit dem Oberliga-Aufstieg der Blue Devils feierten die Wölfe sechs Siege.