Herausforderung für drei NeulingeDie Teams der Oberliga Süd (2/2)

Blue Devils Weiden (Vorjahr: 8. Oberliga Süd)
Eine missratene Generalprobe, das weiß man, soll ja für eine gelungene Premiere sorgen. Daher war die Testspielniederlage gegen den zwei Klassen tiefer spielenden Landesligisten ERSC Amberg vielleicht ja gar nicht so schlecht. Doch bei allem Aberglauben, den Sportler ja gerne pflegen, hätte Trainer Markus Berwanger darauf sicher gut verzichten können. Die Oberpfälzer mussten einen Kontingentspieler austauschen. So hat der Kanadier Zack MacQueen den EVW wieder verlassen; für ihn kam der Finne Jussi Tapio, der zuletzt für den polnischen Traditionsverein Podhale Nowy Targ auflief. Mit dem Kanadier Matt Abercrombie kam ein Stürmer, der zwei Jahre lang in der Oberliga Nord sein Können unter Beweis stellte und für die Saale Bulls Halle zuletzt 32 Tore und 61 Vorlagen verbuchte.
In der Defensive haben sich die Weidener mit Daniel Sevo verstärkt, der mit dem EHC Bayreuth den Zweitliga-Aufstieg feiern konnte. Für den Sturm konnten zudem zwei Spieler gewonnen werden, die in der DEL2 aktiv waren: Patrick Schmid aus Heilbronn sowie Martin Heinisch aus Crimmitschau. Das Erreichen der Play-offs sollte allemal drin sein.
ERC Sonthofen (Vorjahr: 9. Oberliga Süd)
Auch bei den Bulls hat sich viel getan. Etliche Spieler wurden ausgetauscht. Mit Jennifer Harß steht weiterhin eine deutsche Nationaltorhüterin zwischen den Pfosten des ERC. Vom Rückzugsverein aus Grafing kam Martin Morczinietz nach Sonthofen. Gleich zwei Verteidiger wechselten aus Kaufbeuren zum Team von Trainer Gerd Wittmann: Philip Messing und Gregor Stein. Auch der Tscheche Vladimir Kames (Freiburg) kommt aus der DEL2 zu den Schwarz-Gelben. Hinten soll also dich gemacht werden. Eine er Neuzugänge im Sturm ist Chris Stanley, der jahrelange Zweitliga-Erfahrung in Bremerhaven vorweisen kann. Mit den Löwen Frankfurt schaffte er den Aufstieg ins Unterhaus, lief danach aber für die Reserve der Hessen in der Oberliga auf. Im vergangenen Jahr nahm er sich eine Auszeit. Eine der Führungsspieler ist Stürmer George Kink.
EHV Schönheide (11. Oberliga Süd)
Das Eishockey in Schönheide feiert in diesem Jahr sein 80-jähriges Bestehen. Der Verein aus dem Erzgebirge überstand – damals freilich unter anderem Namen – selbst die schwarze Phase des DDR-Eishockeys, als die Oberliga auf zwei Teams reduziert wurde und alle anderen Clubs auf die „Bestenermittlung“ beschränkt wurde. Alleine deshalb hätten es die Wölfe verdient, dass sie für ihren mutigen Wechsel in die Südstaffel vor einem Jahr nun dafür belohnt würden.
Allerdings steht der EHV 09 personell im Umbruch. Etliche Abgänge, etliche Neuzugänge – Trainer Victor Proskuryakov muss also aus vielen neuen Spielern etwas Neues und vor allem ein funktionierendes Team formen. Dabei bekommen die Erzgebirgler Hilfe von den Lausitzer Füchsen aus der DEL2, die drei Förderlizenzspieler abstellen. Das heißt also: Es gilt abzuwarten, im positiven Sinne, wie sich der EHV 09 sportlich entwickelt. Auf den Importpositionen blieb Tomas Vrba in Schönheide; neu ist Milan Kostourek, der zuletzt für die Bracknell Bees in England auflief.
EV Lindau Islanders (Vorjahr: 1. Bayernliga; Play-off-Halbfinale)
Eine neue Ära bricht an für den Oberliga-Neuling vom Bodensee. Bereits vor 25 Jahren durften die damaligen Fans in der Aufstiegsrunde zur Oberliga diese Qualität kennenlernen, aber danach wanderte man zwischen Landesliga und Bayernliga. Im Sommer wagte der Klub nun Neues und das einzige Ziel von Trainer Whitecotton wird sein, das Abstiegsgespenst zu verjagen.
Im Tor wird es spannend. Bisher Keeper Nr. 1 war Josef Mayer, Back-up das Eigengewächs Hattler. Jetzt soll Neuzugang Korbinian Sertl, Ex-Stammkeeper in Sonthofen für gesunde Konkurrenz sorgen. Mit Sertl haben die Lindauer jetzt ein Gespann, das nicht zu unterschätzen ist. Der tschechische Verteidiger Sekula blieb, dazu kam der Deutsch-Tscheche Heider vom drittklassigen Club Frydek-Mistek. Koberger konnte aus Bad Tölz losgeeist werden, Haug ist seit 2013 in Lindau, war aber auch schon beim Kooperationspartner Ravensburg in der zweiten Bundesliga aktiv. Fuchs und Leiprecht sind solide Akteure, die den Sprung in die dritte Liga schaffen sollten. In der Quantität etwas mager, in der Qualität knapp unterhalb des Mittelwertes.
Wie der andere Aufsteiger aus Höchstadt setzen die Lindauer ebenfalls in der Offensive auf tschechische Spieler. Die Lindauer haben jedoch nur vier (Cech, Mikesz, Mlynek und Sekera) davon aufzubieten und alle besitzen zudem einen deutschen Pass. Interessant ist vor allem Sekera, denn der 44-Jährige war auch schon in der zweiten Liga tätig, u.a. in Crimmitschau und Weißwasser. Der einzige echte Kontingentspieler ist Jeff Smith, der für den enttäuschenden Mulvey aus Regensburg kam. Ein ambitionierter Sprung nach vorne ist die Oberliga für die Brüderpaare Katjuschenko und Kirsch. Auch für Klingner, Miller und Paul ist die Oberliga kein reines Neuland. Hinzu kommen die Nachwuchstalente Klingler und Sabautzki. Die Play-offs werden am Ende wohl unerreichbar sein. Lindaus ganze Kraft wird darauf gehen, den Abstieg zu vermeiden.
EHC Waldkraiburg (3. Bayernliga; Meister nach den Play-offs)
Es klingt wie eine halbe Ewigkeit – und ist es auch. Beinahe ein Vierteljahrhundert ist es nun her, dass die Löwen letztmalig in der Oberliga spielen. Am Ende der Saison 1991/92 stiegen die Waldkraiburger in die Regionalliga ab, der der EHC (ab 1994 unter dem etwas irreführenden Namen 2. Liga Süd) angehörte. 1999 ging es durch einen Rückzug in die Landesliga zurück in den bayrischen Verband. 2000 gelang dem EHC der Aufstieg in die Bayernliga. Dort spielten die Löwen durchgehend – mit Ausnahme der Saison 2010/11, als nach dem Abstieg in die Landesliga der sofortige Wiederaufstieg gelang.
Der EHC Waldkraiburg ist nicht einfach nur einer der drei „Nachrücker“ aus der Bayernliga. Nach Platz drei in der Hauptrunde starteten die Löwen durch und holten sich in den Play-offs den Titel. Damit ist der Club auch sportlicher Aufsteiger in die Oberliga Süd. Die Löwen vertrauen weitgehend auf ihren Meisterkader, haben sich aber punktuell verstärkt. Neu im Tor ist der Björn Linda, der schon an einigen Standorten sein Können unter Beweis gestellt hat. Stanislav Hudec (Slowakei) kam vom SHK 37 Piestany und verstärkt die Defensive ebenso wie der aus Rosenheim gekommene Tobias Thalhammer. Ebenfalls von den Starbulls kam Stürmer Fabian Zick.
Höchstädter EC (7. Bayernliga; Play-off-Finale)
Ein alter Bekannter ist zurück. 2004/05 roch man zuletzt Oberligaluft, spielte seitdem, von einem Jahr Landesliga abgesehen, durchweg in der Bayernliga und hat es nun gewagt, wieder in der dritten Klasse anzutreten. Damit die Klasse erhalten kann, wurde die tschechische Fraktion weiter erhöht. Jetzt stehen zehn Spieler auf dem Eis, die im Nachbarland geboren wurden plus einem Kanadier.
Stammkeeper Fous ist weg, jetzt sollen Metz und Schnierstein die Kastanien aus dem Feuer holen. Beide machten letztes Jahr für Höchstadt zwölf Spiele in der Bayernliga. Hier geht der Neuling ein ziemliches Wagnis ein. Mit sechs Verteidigern quantitativ dünn besetzt. Führungsspieler werden die beiden Deutsch-Tschechen Ryzuk und Stütz sein. Daneben glänzt eigentlich nur noch Sikorski, der mit 38 Jahren drittälteste Höchstädter. Er kann Zweitligaspiele in Duisburg und Weißwasser vorweisen. Relativ erfahren, allerdings nur viertklassig ist Knaup und Platz Sechs nimmt Talent Wiedl ein. Auch hier ein Wagnis des HEC, der sich keine verletzten Spieler in diesem Mannschaftsteil erlauben darf.
Die Kontingentplätze nehmen drei reine Tschechen ein. Petrak, aus Straßburg geholt, Rousek, letzte Saison zweite tschechische Liga in Hradec Kralove und Urban, der seit 2013 in Höchstadt weilt. Die deutsche-tschechische Sturmfraktion wird angeführt von Jun. Dzemla spielt auch schon seit vier Jahren für den HEC und Kreuzer ist ein alter Hase mit Zweitligaerfahrung u.a. in Bremerhaven. Im letzten Jahr kaum in Erscheinung trat Vojcak und von den Crocodiles Hamburg konnte Cejka verpflichtet werden. Der bereits erwähnte Quoten-Kanadier ist ausgerechnet der älteste Höchstädter Dan Heilman. 538 Oberligaspiele bestritt Heilman, der zuletzt sechs Jahre in Selb aktiv war und scheinbar es nochmal wissen will. Die ergänzende deutsche Fraktion wird angeführt von Hiendlmayer. Grau und Tratz sind gute Bayernligaspieler, von den Talenten Lenk und Seelmann wird erwartet, dass sie ihr Vermögen der Oberliga anpassen. Die Höchstädter setzten voll auf die Offensive. Wenn das klappt, kann sogar ein Mitspielen um einen Play-off-Platz möglich sein. Ansonsten kann das Ziel nur Klassenerhalt lauten.
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