Frühe Entscheidung binnen zwei MinutenEHC Klostersee - Tölzer Löwen 1:7

Die Vorzeichen standen eigentlich gut für die Gastgeber gegen ihren Lieblingsgegner aus der Nachbarschaft: vier der letzten fünf Begegnungen konnten sie gewinnen und hatten mit Marvin Kablau nur einen krankheitsbedingten Ausfall zu verzeichnen. Hingegen mussten die „Buam“ schon wie gewohnt auf ihre sieben Förderlizenzspieler Marco Pfleger, Leo Pföderl & Co., dabei diesmal auch auf Andreas Schwarz verzichten; Christian Kolacny fehlte krankheits-, Franz Mangold verletzungsbedingt und Christian Körner verstärkte mit Andreas Eder das DNL- (Deutsche Nachwuchs-Liga-) Team. Immerhin bringt die Talentschmiede vom Isarwinkel auch so vier Sturm- und drei Verteidigungsreihen aufs glatte Geläuf. Lediglich im Tor gestaltet Trainer Florian Funk ein Luxusproblem: „Wir haben drei starke Torhüter. Gewechselt wird erst, wenn einer verliert“, erläuterte der Coach seine neue Entscheidungslinie. So hütete diesmal wieder Marco Wölfl das Löwen-Gehege und Jacob Goll sah zu. Für die wiedergenesene Nationaltorfrau Viona Harrer blieb nur der Platz auf der Tribüne – erst nach der nächsten Niederlage ist sie wieder am Zug.
Dennoch begannen die Tölzer mit viel Druck; auch eine frühe Strafzeit konnte ihren Spielfluss kaum eindämmen. Stattdessen nutzten sie gleich ihre erste Überzahl zum Torerfolg: Zwar scheiterte Thomas Schenkel noch am Pfosten und Peter Kathan am heute keineswegs fehlerfreien Grafinger Schlussmann Martin Morczinietz doch Yanick Dubé eröffnete mit einem gezogenen Verlegenheitsschuss aus rechter Halbdistanz den Torreigen, wobei Morczinietz schlechte Sicht gehabt haben dürfte. Auch dem zweiten Treffer ging ein Pfostenschuss und eine Torwartparade voraus, ehe ein uneigennütziger Querpass von Christoph Fischhaber auf Peppi Kottmair unmittelbar vor dem Tor diesen besiegelte. 30 Sekunden später verwandelte Dominic Fuchs einen Pass vom überragenden Johannes Sedlmayr aus der linken Ecke direkt aus zwei Metern Entfernung zum 0:3. Und wenige Sekunden darauf fand ein Schuss von Kathan aus dem Slot den Weg durch die Beine von Morczinietz zum vorentscheidenden vierten Treffer ins Klosterseer Gehäuse. Erst eine Strafzeit gegen die Gäste begünstigte den zweiten Torschuss der Hausherren, doch auch der direkte Nachschuss fand in Wölfl seinen Meister. Kurz vor Drittelende hatte dann Gennaro Hördt die große Chance zum günstigen Zeitpunkt für den Anschluss zu sorgen, doch kam er nach Pass von rechts direkt vor dem Tor nicht zum Abschluss.
Im zweiten Spielabschnitt mühten die Gastgeber sich nun redlich, für einen Umschwung zu sorgen, und in Überzahl scheiterte Gert Acker zwar alleinstehend an Wölfl, doch den Nachschuss setzte Raphael Kaefer verdient unter die Latte. In der Folge hätten die Grafinger nun durchaus gegen nachlässige Isarwinkler für den Umschwung sorgen können, doch nur ein Pfostenschuss von Kaefer sprang dabei heraus. „Mit dem 5:1 war das Spiel dann klar“, resümierte Funk anschließend treffend: Diesmal nahm wieder Kathan drei Schritte Anlauf von der blauen Linie und setzte seinen Schuss über die Fanghand von Morczinietz in den Winkel. Nun wollte Dubé sich nicht lumpen lassen und erhöhte zunächst zum 1:6 und im Gegenzug, nach einer Großchance von Daniel Möhle, aus dem Gewühl nach einem Hintertorpass ins kurze Eck zum Endstand.
Im letzten Spieldrittel bekam der junge Dennis Berger eine Bewährungschance im Tor Klostersees, „um Martin zu schützen, der im bisherigen Saisonverlauf unser bester Spieler war“, wie Grafings Trainer Doug Irwin den Torwartwechsel anschließend erklärte. Und der Youngster nutzte seine Bewährungschance bravourös, ließ keinen weiteren Gegentreffer zu und konnte sich nicht nur gegen den allein vor ihm auftauchenden Sedlmayr gekonnt auszeichnen. Ausgerechnet in Unterzahl hatten die Gastgeber in ihrer „Scheune“ bei einer 2:1-Situation die letzte Chance des Spiels, doch vergab Ben Warda, indem er seinen Schuss am Gehäuse vorbei setzte.
„In den ersten zehn Minuten hat uns Klostersee das Spiel durch Unkonzentriertheiten in der Verteidigung leicht gemacht, doch man muss die Chancen dann auch reinmachen. Das haben wir auch in der Folge konsequent getan. Deshalb bin ich heute sehr zufrieden“, bilanzierte Funk das Geschehen. Sein Trainer-Kontrahent vermochte sich die höchste Saisonniederlage nicht recht zu erklären: „Das war nicht unsere Mannschaft, ebenso wie am Freitag in Deggendorf“, war er zugegebener Maßen ratlos ob des Geschehens. „Wir werden dies in der kommenden Woche analysieren und besser am nächsten Wochenende zurückkommen“, gab sich Irwin zuversichtlich. Überragender Spieler der Begegnung war Johannes Sedlmayr, der an sechs Treffern seines Teams beteiligt war. Zudem steuerten seine Sturmkollegen Dubé und Kathan drei bzw. zwei Treffer bei, so dass Tölz' erste Sturmreihe für insgesamt 13 der 21 Scorerpunkte ihres Teams verantwortlich zeichnete.
Noch spannender ist durch diesen Spielausgang der Kampf um die Play-off-Plätze der Liga geworden: So konnte sich Erding mit einem sechs-Punkte-Wochenende auf Platz acht schieben, Deggendorf fand Anschluss, Füssen verbesserte sich auf Platz sechs und Klostersee sowie Regensburg waren mit einem bzw. keinem Punkt die Verlierer des Wochenendes. Bad Tölz kletterte auf den vierten Rang und vergrößerte damit den Abstand zu den Verfolgerplätzen - bei noch zwölf ausstehenden Spieltagen jedoch nur eine Momentaufnahme. Am Dienstag um 19 Uhr steht für die Löwen jedoch erst einmal ihr lieb gewonnenes „Bayerisches Winter-Classic“ unter freiem Waldhimmel beim EC Tegernsee auf dem Programm. Co-Trainer Lorenz Funk sen. erinnert sich aus seiner eigenen Laufbahn noch „an die alte Tegernseer Eisbahn: die war unterhalb der heutigen Fläche, aber genauso kalt.“
Tore: 0:1 (8.) Dubé (Sedlmayr, Fischhaber) 5-3, 0:2 (9.) Kottmair (Fischhaber, Strobl), 0:3 (10.) Fuchs (Andrä, Sedlmayr), 0:4 (10.) Kathan (Sedlmayr, Dubé), 1:4 (28.) Kaefer (Acker, Möhle) 5-4, 1:5 (33.) Kathan (Sedlmayr, Schenkel) 5-4, 1:6 (36.) Dubé (Sedlmayr, Kathan), 1:7 (40.) Dubé (Sternkopf, Sedlmayr)
Strafen: Klostersee 12 + 10 N. Quinlan, Bad Tölz 12
HSR: Oswald; LSR: Lender, Van der Heyd
Zuschauer: 673