Stürmische Tage am Pferdeturm

Das die Zeiten am Pferdeturm in den nächsten Tagen so
stürmisch werden würden wie es ein Herbst sein, daran dachte zu Saisonbeginn in
Hannover niemand. Doch nach der heutigen 3:5 Heimniederlage gegen den SC
Riessersee könnten die nächsten Tage und auch Wochen heftig werden.
Das Spiel: Wüßte
man es nicht besser, so hätte man nach gespielten 94 Sekunden denken können das
der Altmeister ein Heimspiel hat und der ECH den ganzen Tag einmal durch
Deutschland gefahren sei. Benedikt Schennach in Überzahl (1:16) und Michael
Rimbeck (1:34) sorgten mit ihrem Doppelschlag zu Beginn der Partie quasi schon
für die Entscheidung. Die Gäste frisch, fromm, fröhlich, frei - der Gastgeber
mit schweren Beinen und gedanklich noch nicht auf dem Eis.
Durch den heutigen Einsatz von Förderlizenzspieler Tim
Schneider aus Wolfsburg, tauschte Indians-Coach Greg Thomson seine
Defensivreihen durch. Schlimmer hätte es für den Mann aus der VW-Stadt bei
seinem Punktspieldebüt im Indians-Trikot nicht kommen können. Sein erster
Körpereinsatz mündete in eine Zwei-Minuten-Strafe, die wie schon erwähnt zur
Gästeführung führte. Danach die Großstadtindianer sowas von verunsichert,
Rimbeck stocherte zum 2:0 am zu Beginn ungewohnt unsicheren Roman Kondelik
vorbei. Die Indians antworteten mit trotzigen Angriffen und zeigten das sie
gewillt waren die Anfangssekunden vergessen zu machen. Jordan Webb konnte, nach
einem Paß von Jan Welke, einen Alleingang in der dritten Minute nicht
verwerten, ehe Markus Rohde aus kurzer Distanz zum 1:2 verkürzen konnte (5.).
Dachten und hofften danach viele Fans, dass wäre das Signal zur Aufholjagd, so
wurden diese bitter enttäuscht. Die Folgezeit zeigte, woran es dem ECH zur Zeit
fehlt. Die Abwehr komplett von der Rolle, die Stürmer bemüht nach vorne was zu
bewegen, verzetteln sich aber häufig in Einzelaktionen und können die Bolzen
ihren Defensivkollegen nicht immer ausbügeln. Beispielhaft die Entstehung zum
1:3 aus Sicht der Heimmannschaft. Der Puck konnte nicht aus dem eigenen Drittel
gespielt werden, es herrschten zum Teil chaotische Zustände im
Verteidigungsdrittel. Das Marco Ludwig artig Danke in Form des dritten Treffers
sagte, war einer Spitzenmannschaft würdig. Letztmals berechtigte Hoffnungen auf
eine Wende im Spiel, hatten die Indians-Anhänger nach 14 Minuten. Tyler Butler
erzielte den erneuten Anschlusstreffer, den Jan Welke per Hackentrick zur
Entzückung der Kulisse vorbereitete. Das Butler wenig später mit einem
„Traumpaß“ Ex-ECH Spieler Markus
Bleicher zum 2:4 einlud – bezeichnend.
Danny Reiss nahm mit Beginn des Mittelabschnittes die
Position des, seit Saisonbeginn, vollkommen indisponierten Alexander Schuster
ein. Aber auch er zeigte warum ihn sein Trainer auf der Bank ließ. Die
Bestätigung lieferte er in der 37. Minute. Seinen Puckverlust nutzte Jade
Galbraith zum fünften Gästetreffer. Wie sehr die Indians-Akteure gefrustet
waren, zeigte Jordan Webb. Nach einem bösen Check vom Neuzugang aus Landsberg
musste Gästeverteidiger Josef Frank vom Eis geholfen werden, und kam wie zu zuvor
Petr Sikora verletzungsbedingt nicht mehr zum Einsatz.
Die schon vor Spielbeginn dezimierten Werdenfelser
überstanden mit nun acht Juniorenspielern auch den Schlussabschnitt. Zwar
konnte nach 40:26 Kyle Doyle verkürzen, doch sollte das der letzte Höhepunkt in
dieser Partie gewesen sein. Indians-Trainer Thomson brachte zum letzten Drittel
Alexander Enns, tauschte komplett seine Sturmreihen durch, doch ohne Erfolg.
Zwar hatten Lehmann (46.) und Webb (50., 51.) die Chance zu weiteren Treffern,
doch wäre es heute unverdient für den ECH gewesen. Die letzten Minuten
verstrichen beinahe von den Fans Ignorierend, diese wachten jedoch zum Ende
auf. Die Folge waren ein gellendes Pfeifkonzert, vereinzelte „Thomson raus“
Rufe, sowie ein Abfeiern des Gastes mit der Aufforderung zur Welle.
Am Rande: Das
nach der Partie im Indians-Lager allgemeine Ratlosigkeit und Enttäuschung
herrschte, dürfte nach zwei Heimniederlagen und den dazu entsprechenden
Darbietungen klar sein. Greg Thomson benutzte auf der Pressekonferenz klare
Worte. „...Ich kann die pfeifenden Fans verstehen. Hätte ich heute Eintritt
bezahlt, hätte ich auch gepfiffen. Ich muss wohl in der nächsten Woche ein paar
Leuten in den Arsch treten. Die Spieler kriegen hier alles, also ist auch zu
erwarten das sie auch alles geben.“ Auch erteilte Indians-Geschäftsfüher Horst
Werk etwaigen Diskussionen um seinen Trainer eine Abfuhr. „Zwischen dem Trainer
und mir passt kein Blatt Papier.“
Statistik: 0:1
(1:16) Schennach (Mayr, Paderhuber) 5-4; 0:2 (1:34) Rimbeck; 1:2 (4:57) Rohde
(Doyle, Chamberlain); 1:3 (8:32) Ludwig (Self) 4-4; 2:3 (13:59) Butler (Welke,
Meyer); 2:4 (16:34) Bleicher (Buchwieser) 4-4; 2:5 (36:29) Galbraith (Self,
Ludwig); 3:5 (40:26) Doyle (Chamberlain)
Strafen: Hannover 14 – Riessersee 18
Schiedsrichter: Kleiner (Bremen)
Zuschauer: 2712
Jens Wilke