"Skandalschiedsrichter" entscheidet Oberliga-Schlager

Eine nüchterne Betrachtung des Abends ist nur schwer möglich. Die Dresdner Eislöwen siegten bei den Tölzer Löwen mit 5:1 und entschieden damit den direkten Vergleich der beiden Spitzenreiter bei möglicher Punktgleichheit nach der ligaübergreifenden Vorrunde für sich. Allerdings hätte die Begegnung auch ganz anders enden können. Wäre da nicht Hauptschiedsrichter Stascha Ninkov gewesen, der nach vierzig Minuten unauffälliger Leitung im letzten Spielabschnitt völlig die Kontrolle über das Geschehen verlor und durch haarsträubende Fehlentscheidungen gegen die Isarwinkler die 2400 Zuschauer gegen sich aufbrachte.
Den Löwen war anzusehen, dass sie sich viel vorgenommen haben. Die Anfangsphase ging an die Hausherren. Mit zunehmender Spieldauer aber erspielten sich die Gäste Vorteile. Sie agierten routinierter, in vielen Situationen cleverer. Die Führung resultierte aus einer Unachtsamkeit der Tölzer Hintermannschaft, die nicht auf den nachrückenden Marcel Linke geachtet hatte. Yanick Dubé und Terence Campbell hatten auf der anderen Seite Pech beim Abschluss, versäumten den Ausgleich. Nach der Pause gewannen so allmählich die Gastgeber die Oberhand. Eine 5-3 Überzahl über die vollen 120 Sekunden wurde nicht zielstrebig genug ausgespielt. Dennoch waren die Buam jetzt am Drücker. Nach 34 Minuten war es Adam Borzecki, der von Michael Baindl freigespielt wurde und mit seiner Direktabnahme Erfolg hatte. Dresden leistete sich in dieser Phase vermehrt Undiszipliniertheiten und konnte von Glück sprechen, nicht mit einem Rückstand in die zweite Pause zu gehen. Die Tölzer hatten bis dato gerade einmal drei kleine Strafen verbucht.
Die Zuschauer freuten sich ob des spannenden Treibens auf den Schlussabschnitt. Es war nicht auszuschließen, dass der nächste Treffer die Begegnung entscheiden würde. Was allerdings folgte, hatte wohl niemand in der Arena auf der Rechnung. Auf Weisung des Assistenen schickte Referee Ninkov zunächst Adriano Carciola zum Duschen. Ellbogencheck gegen Marcel Waldowsky, der kurze Zeit benommen liegen blieb, war die Begründung. Dadurch auferlegte sich der Spielleiter eine hohe Meßlatte. Warum allerdings Florian Zeller fünf Minuten später mit dem gleichen Strafmaß bedacht wurde, wussten weder der Betroffene noch seine Mitspieler. Zeller fragte bei Ninkov nach und bekam weitere zehn Minuten aufgebrummt. Bei Jean-Phillipe Morin lag die Sache freilich anders. Der Regel entsprechend ist jeder Spieler für seinen Stock verantwortlich. Und selbst wenn das Arbeitsgerät unabsichtlich im Angesicht des Gegenspielers landet und dabei eine Wunde verursacht, ist ein Ausschluß folgerichtig. Doch waren es weniger die beiden großen Strafen, sondern vielmehr die offenkundige Art und Weise, wie der Spielleiter fortan die Hausherren benachteiligte. Klare Vergehen der Dresdner vor seinen Augen blieben ungeahndet. So auch ein Stockschlag gegen Terry Campbell und ein Halten gegen den breakenden Yanick Dubé. Auf der anderen Seite fand der dritte Treffer der Eislöwen Anerkennung, obwohl ein deutlich sichtbares Beinstellen vorausging. ECT-Goalie Thomas Ower kämpfte mit seiner Beherrschung und wurde von Axel Kammerer in den letzten Minuten aus dem Spiel genommen. „Nicht dass mir am Freitag noch ein Spieler fehlt“, begründete der Löwen-Trainer die Maßnahme. Das Publikum quittierte Ninkovs Leistung mit einer Salve an Wurfgeschossen und „Aufhören“-Rufe. Das Eis musste neu aufbereitet werden, ein Spielabbruch stand im Raum. Nach minutenlanger Unterbrechung wurde dann endlich zu Ende gespielt. Auf den Rängen beruhigte sich das Geschehen, nur der Referee machte sich weiter zum Gespött. Der anwesende ESBG-Geschäftsführer Oliver Seeliger forderte bei TEG-Geschäftsführer Horst Fussek eine DVD mit den Geschehnissen des Abens an. Die Frage nach dem Hauptdarsteller dürfte dahingehend bereits zweifelsfrei feststehen. (or)
EC Bad Tölz - ESC Dresden 1:5 (0:1,1:0,0:4)
Tore: 0:1 (09:00) Linke (Musial, Hruby), 1:1 (34:17) Borzecki (Baindl, Fischhaber, 5-4), 1:2 (52:03) Gardner (Lundmark, Weilert, 5-3), 1:3 (52:43) Sikora (Weilert, Gardner, 5-3), 1:4 (54:52) Gardner (Zajac, Musial,5-3), 1:5 (58:07) Hruby (Cermak, Lundmark, 5-3)
Strafminuten: Bad Tölz 14+je 5+Spieldauer (Zeller,Morin)+je 10 (Zeller, Ower) - Dresden 20+5+Spieldauer (Carciola) + 10 (Sikora)
Schiedsrichter: Stascha Ninkov (Reutlingen)
Zuschauer: 2393