Sieg in Grafing lässt Play-off-Hoffnung weiterleben

„Wir leben noch!“,
atmete Wilbert Duszenko, Trainer des Eishockey-Oberligisten Stuttgart Wizards,
am Dienstagabend tief durch. Zuvor hatten seine Schützlinge den EHC Klostersee
in einem packenden Match 4:3 (2:2, 1:0, 0:1) nach Penaltyschießen
niedergerungen und gezeigt, dass man sie im Kampf um die Play-offs noch nicht
abschreiben darf. „Es war wichtig, dass meine Mannschaft Charakter gezeigt hat.
Der Sieg im Penaltyschießen kam zwar auch glücklich zustande, ist aber nicht
unverdient. Wir werden bis zum Schluss kämpfen und alles versuchen, damit uns
der Sprung unter die ersten Vier noch gelingt“, so der Schwetzinger nach dem
Spiel. Vor der nächsten Partie gegen den EHC München (18.03.2005, 20.00 Uhr,
Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) rangieren die Wizards zwar noch immer mit
sechs Punkten auf dem letzten Tabellenplatz der Meisterrunden-Gruppe B, mit
vier Zählern Abstand liegt der begehrte vierte Rang jedoch noch in Reichweite.
„Wenn wir in den restlichen Heimspielen nachlegen können, haben wir gute
Chancen, im Kampf um den letzten Play-off-Platz doch noch ein Wörtchen
mitzureden“, blickt Duszenko voraus.
In Grafing bei München erwischte der gastgebende EHC
Klostersee jedoch den besseren Start. Bereits im ersten Powerplay traf Danny
Beauregard zur Führung für die Hausherren (4.). Die Gäste aus Stuttgart, im
Vergleich zum Spiel gegen Leipzig wesentlich spritziger und einsatzfreudiger,
ließen sich davon jedoch nur kurz irritieren und erarbeiteten sich ihrerseits
einige gute Chancen. Zunächst konnten diese noch nicht verwertet werden, in der
13. Minute gelang Jay Woodcroft – mit freundlicher Unterstützung des Grafinger
Torhüters Florian Hochhäuser, dem der Puck über die Schulter trudelte – der
Ausgleich. Dieser schien bei den Wizards zusätzliche Kräfte frei zu setzen,
denn ganze 63 Sekunden später brachte Manuel Weibler, im letzten Jahr noch für
den EHC Klostersee am Puck, seine Farben erstmals in Front (14.). Nun
entwickelte sich ein rasantes Spiel mit guten Möglichkeiten auf beiden Seiten.
Die Angriffe der Gastgeber wirkten zielstrebiger, scheiterten aber ein ums andere
Mal am glänzend aufgelegten Tyrone Garner im Tor der Wizards. Stuttgart kam zu
einigen Konterchancen, konnte jedoch im ersten Drittel keine mehr davon
erfolgreich abschließen. Stattdessen mussten die Wizards kurz vor Ende des
ersten Durchgangs den 2:2-Ausgleich hinnehmen. EHCK-Angreifer Jiri Beranek
erwischte Tyrone Garner im Powerplay auf dem falschen Fuß und drosch die
Scheibe unhaltbar in die Maschen (19.).
Im zweiten Durchgang übernahm der EHC Klostersee mehr und
mehr die Initiative und ließ den Wizards kaum mehr Möglichkeiten zur
Entfaltung. Logische Folge waren Chancen im Minutentakt für die Hausherren, die
aber immer wieder an den Fangkünsten von Tyrone Garner verzweifelten. Besser
machten es hingegen die Gäste aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt,
für die Jeff White nach einer knappen halben Stunde das 3:2 erzielen konnte,
das für den Rest des Mitteldrittels Bestand haben sollte (30.).
In den letzten 20 Minuten ein ähnliches Bild wie zuvor: Der
EHC Klostersee drückte mit Macht auf den Ausgleich, feuerte aus allen Lagen –
das Schussverhältnis im Schlussdrittel lag bei 13:2 für den EHCK -, ohne Tyrone
Garner allerdings überwinden zu können. Erst als sich die Zauberer zu einigen
Nickligkeiten hinreißen ließen und sich dadurch unnötige Strafzeiten
einhandelten, gelang Grafing der Ausgleich: Bei doppelter Überzahl sorgte
Verteidiger Thomas Mittermeier mit einer wuchtigen Direktabnahme für das 3:3
(49.).
In der Schlussphase war der EHCK dem Sieg näher als
Stuttgart, mit vereinten Kräften ließen die Wizards jedoch nichts mehr
anbrennen und sicherten sich nach 60 hart umkämpften Minuten zumindest einen
Punkt. Die anschließende Verlängerung endete torlos, so dass die Entscheidung,
wer als Sieger vom Eis geht, im Penaltyschießen fallen musste. Dort hatten die
Wizards zum ersten Mal in dieser Saison das nötige Glück auf ihrer Seite und
fuhren dank der starken Tyrone Garner und Manuel Weibler, der gegen seinen
Ex-Club groß aufspielte und mit dem erfolgreich verwandelten entscheidenden
Penalty zum Matchwinner wurde, den wichtigen zweiten Zähler ein.
So zeigte sich Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko auf der
anschließenden Pressekonferenz denn auch größtenteils zufrieden: „Wichtig war,
dass meine Mannschaft heute Charakter gezeigt hat. Ich habe ihr eingeschärft,
dass Dresden und Leipzig in Grafing unter die Räder gekommen sind. Damit uns
das nicht passiert, mussten wir entsprechend konzentriert zu Werke gehen. Dies
ist uns meist gelungen. Schade ist, dass sich meine Mannschaft in der
Schlussphase der regulären Spielzeit von einigen Nickligkeiten hat anstecken
lassen und so der Ausgleich im Powerplay fiel. Im Penaltyschießen hatten wir
dann aber endlich einmal das nötige Glück und ich denke, die zwei Punkte sind
nicht unverdient“, sagte Duszenko.
Ludvik Kopecky, Trainer des EHC Klostersee, war hingegen
sehr enttäuscht: „Ich denke, heute hat die bessere Mannschaft verloren. Im
ersten Drittel hatten wir nach der langen Busfahrt aus Dresden am Sonntag noch
schwere Beine, hätten aber trotzdem das 2:0 erzielen können. Im zweiten
Durchgang waren wir klar tonangebend und die letzten 20 Minuten waren ein Spiel
Fünf gegen Torwart. Es ist aber nicht das erste Mal, dass Ty Garner gegen uns
so gut drauf ist. Ich habe versprochen, dass wir die Play-offs erreichen. Daran
halte ich trotz der Niederlage fest. Nun gewinnen wir eben am Freitag in
Leipzig“, kündigte Kopecky mit einem Schmunzeln an.
Derweil müssen auch die Wizards um ihre letzte
Play-off-Chance kämpfen. Ein Sieg im Heimspiel gegen den EHC München (18.03.2005,
20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart), der zuletzt die Dresdner
Eislöwen 5:1 besiegte, ist dazu schon Pflicht, ehe die Partie in Dresden
(20.03.2005, 18.00 Uhr) ansteht und zum Abschluss der Meisterrunde die EC
Hannover Indians ihre Visitenkarte in Stuttgart abgeben (22.03.2005, 20.00 Uhr,
Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart). „Natürlich wird es für uns sehr schwer,
doch die Messe ist erst gelesen, wenn es vorbei ist. Wir werden bis zum Schluss
alle Kräfte mobilisieren und um unsere Chance kämpfen“, erklärt Trainer Wilbert
Duszenko.
EHC Klostersee – Stuttgart Wizards 3:4 n.P. (2:2, 0:1, 1:0,
0:0, 0:1)
Tore: 1:0 (3:43) Danny Beauregard (Jiri Beranek, Vaclav
Ruprecht) 5-4, 1:1 (12:16) Jay Woodcroft (Marc Garthe), 1:2 (13:19) Manuel
Weibler (John Sicinski, Georg Hessel), 2:2 (18:46) Jiri Beranek (Danny
Beauregard, Petr Zajonc) 5-4, 2:3 (29:10) Jeff White (John Sicinski, Georg
Hessel), 3:3 (48:07) Thomas Mittermeier (Danny Beauregard, Vaclav Ruprecht)
5-3, 3:4 (65:00) Manuel Weibler (Penalty) GWS
Strafminuten: EHC Klostersee 16 + 10 Disziplinarstrafe gegen
Eric Ortlip (Check von hinten), Stuttgart Wizards 22 + 10 Disziplinarstrafe
gegen Christian Seeberger (Check von hinten) + 10 Disziplinarstrafe gegen Georg
Hessel
Zuschauer: 555