Sieg in der Schlusssekunde: NEV steigt in die Oberliga auf

Es war ein denkwürdiges Spitzenspiel vor einer sagenhaften Kulisse. 3200 Zuschauer sahen über 60 Minuten einen offenen und dramatischen Kampf, der in der letzten Sekunde entschieden wurde – zu Gunsten des Neusser EV. Mit seinem Empty-Net-Goal sorgte Jared Mudryk dafür, dass sich die Neusser nicht nur Meister der Regionalliga NRW nennen dürfen, sondern darüber hinaus auch die sportliche Qualifikation für die Oberliga geschafft haben. Das Spitzenspiel bei der Herner EG ging mit 4:3 (2:1, 1:2, 1:0) an den NEV.
Die Bedeutung des Spiels, der gegenseitige Respekt und die beeindruckende Kulisse ließen auf einen nervösen und zerfahrenen Beginn tippen. Doch dies war nicht der Fall, auch wenn hochkarätige Torchancen in der Anfangsphase Mangelware blieben. Die Akteure beider Teams gingen sehr engagiert zur Sache, wobei sich Neuss in den ersten Minuten zweimal in Unterzahl bewähren musste. Dies überstand man relativ souverän, ehe es dann in der neunten Minute – bei numerischer Ausgeglichenheit – doch noch im Neusser Kasten klingelte. Thorsten Peters ließ Dennis Kohl mit einem platzierten Schuss keine Abwehrchance. Doch der Jubel der über 3000 Herner Anhänger sollte nicht lange dauern, denn nur acht Sekunden danach setzte sich Jared Mudryk gegen die Defensivabteilung der Gastgeber durch und netzte zum Ausgleich ein. Nun waren die 300 mitgereisten NEV-Fans völlig aus dem Häuschen, was sich nicht einmal eine Minute später noch einmal steigern sollte. Boris Fuchs legte hinter dem Herner Tor stehend auf Sebastian Bongartz auf, der aus kurzer Distanz einschob – 1:2! Fast wäre es sogar noch besser für den Meister gekommen, denn als Ramin Yazdi kurze Zeit später die Arme hochriss, wähnten sich Anhänger und Spieler mit 1:3 in Front. Doch ein Herner Akteur hatte vor dem erfolgreichen Torschuss die Scheibe berührt und die Schiedsrichter wegen einer angezeigten Strafzeit gegen die Blizzards das Spiel unterbrochen. So blieb es bis zum Drittelende beim knappen Neusser Vorsprung.
Auch im zweiten Abschnitt erwischten die Gastgeber den besseren Start. In Überzahl schlug ein Vanek-Schuss hinter Dennis Kohl ein, dem die Sicht in dieser Situation versperrt wurde (25.). Als Dominik Lumare mit einem Rückhandschuss (30.) die erneute Herner Führung markierte, tobte der Gysenberg erneut. In der Folgezeit bekamen zunächst Neuss und dann auch Herne die Gelegenheit, jeweils in doppelter Überzahl zu agieren, was jedoch nicht ausgenutzt werden konnte. Im Gegenteil, als der NEV zumindest wieder mit vier Feldspielern agieren durfte, erkämpfte sich der überragende Jared Mudryk im Herner Drittel die Scheibe, zog vor das Gehäuse und versetzte Thomas Juister – 3:3 (39.). Unter dem Strich ein gerechtes Resultat, mit dem beide Mannschaften zum zweiten Mal in die Kabinen gingen.
So fing die Partie im letzten Drittel praktisch wieder bei „Null“ an, wobei sich nun keine der Mannschaften nennenswerte Vorteile erspielen konnte. Während es sich aus Neusser Sicht mit dem Ergebnis recht gut leben ließ, benötigten die Gastgeber jedoch einen Sieg nach regulärer Spielzeit, um aus eigener Kraft den Aufstieg realisieren zu können. Folgerichtig erhöhte Herne in der Schlussphase noch einmal den Druck und setzte 40 Sekunden vor dem Ende alles auf eine Karte. Torhüter Juister verließ zugunsten eines sechsten Feldspielers seinen Kasten und so wurde es noch einmal richtig brenzlig vor dem Neusser Gehäuse. Als Dennis Kohl dann bei einem Gewühl vor seinem Tor den Schläger verlor, stockte den NEV-Fans der Atem. Doch es sollte der Abend werden, an dem der NEV für die überragenden Leistungen der gesamten Saison belohnt wurde. Bei einem Klärungsversuch beförderte erneut Jared Mudryk den Puck über die Bande aus der Gefahrenzone, der anschließend weder von Freund noch Feind aufzuhalten war und wie in Zeitlupe über die Torlinie rutschte – 3:4. Und so kam es zu den Szenen, die man nur von Meisterschaften und Aufstiegen kennt. Jubelnde Spieler stürmten auf das Eis und auch die Neusser Anhänger lagen sich in den Armen. Anschließend wurde überschwänglich die Erfüllung des großen Traums gefeiert, an den in dieser Form vor der Saison wohl kaum zu glauben war.
Ein toller Eishockeyabend mit den beiden besten Mannschaften der Regionalliga NRW, der keinen Verlierer verdient gehabt hätte. Die Gastgeber durften sich immerhin über einen warmen Geldregen freuen, während die Neusser Mannschaft den Pokal mit auf die Heimreise nahm. Am morgigen Sonntag präsentiert sich das Team von Trainer Andrej Fuchs noch einmal den eigenen Fans, wenn der EV Duisburg 1b zum Abschluss der Aufstiegsrunde im Südpark gastiert (20.00 Uhr). Dann wird es im Anschluss an die Partie noch Gelegenheit geben, die gemeinsamen Erfolge zu würdigen und mit 100 Liter Freibier zu feiern.
Tore: 1:0 (9:09) Peters (Berger), 1:1 (9:17) Mudryk (Geisler, Yazdi), 1:2 (10:05) Bongartz (Fuchs), 2:2 (25:08) Vanek (Tsvetkov/5-4), 3:2 (29:17) Lumare (Mc Nevan, Hasselberg), 3:3 (38:48) Mudryk (4-5), 3:4 (59:59) Mudryk (ENG). Strafen: Herne 14, Neuss 16. Zuschauer: 3261.