Schwarzer Freitag: Wizards beim 1:6 in Grafing auf verlorenem Posten

Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der SonneWizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der Sonne
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Die 4:9-Niederlage, die Ligakonkurrent EV Füssen vor knapp einer Woche beim EHC Klostersee einstecken musste, hätte den Stuttgart Wizards warnendes Beispiel genug sein müssen. Bei einem Großteil der Cracks des Eishockey-Oberligisten verhallte es jedoch ungehört. Am Freitagabend in Grafing erwischten die Württemberger einen rabenschwarzen Tag und mussten mit 1:6 (0:1, 0:1, 1:4) die höchste Saisonniederlage hinnehmen. „Der Sieg des EHC Klostersee geht vollkommen in Ordnung. Meine Mannschaft hat zwei Gesichter, heute hat sie ihr Auswärtsgesicht gezeigt. Wir waren nicht präsent. Bis zum 0:2 waren wir zwar einigermaßen im Spiel, konnten jedoch fast keine Chancen herausarbeiten. Offensichtlich hat mein Team gedacht, wenn beim EHCK der zweite Torwart zwischen den Pfosten steht, wird die Aufgabe etwas leichter. Insofern ist die Niederlage die richtige Quittung für die Einstellung der Mannschaft. Ich bin natürlich enttäuscht“, redete Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko nach der Pleite Klartext und haderte insbesondere mit seinem ersten Block: „Er war nicht in der Lage, die Partie zu drehen, dann verlieren wir solche Spiele eben. Leider sind wir am Sonntag spielfrei und können keine Trotzreaktion zeigen“, so der Übungsleiter. Die soll dafür am kommenden Freitag (10.12.2004, 20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) gegen Spitzenreiter EHC München folgen. „Wir wollen Wiedergutmachung betreiben und werden alles daran setzen, die Punkte in Stuttgart zu behalten“, blickt Duszenko voraus.



Die Geschichte der Freitagspartie in Grafing ist schnell erzählt. Zu Beginn war das Match vor 537 Zuschauern noch ausgeglichen und die Wizards hatten zwei, drei gute Möglichkeiten zur Führung, die jedoch ungenutzt blieben. Mit dem Führungstreffer des EHCK durch Martin Sauter (8.), bei dem die Stuttgarter Abwehr den Puck nicht rechtzeitig aus der Gefahrenzone befördern konnte, riss bei den Zauberern jedoch früh der Faden. Es zeichnete sich ab, dass die Duszenko-Truppe einen dieser Tage erwischt hatte, an denen überhaupt nichts zusammenlief. Entsprechend verunsichert traten die Blau-Gelben auf, selbst die einfachen Pässe fanden nicht den Weg zum Mitspieler. Die Gastgeber sorgten mit schnellen, schnörkellosen Spielzügen immer wieder für höchste Gefahr vor dem Gehäuse der Württemberger, die mit dem knappen Rückstand noch gut bedient waren.



Auch im zweiten Durchgang liefen die Wizards, bei denen mit John Sicinski der etatmäßige Dreh- und Angelpunkt im Sturm nach zwei Tagen grippebedingter Trainingspause nicht die gewohnten Akzente setzen konnte, weiter ihrer Form hinterher. Gefährliche Angriffe resultierten meist aus Einzelaktionen, mit denen Grafings Keeper Simon Eitermoser, der die verletzte Nummer eins Florian Hochhäuser glänzend vertrat, keine Probleme hatte. Die Gastgeber konnten weiterhin nahezu ungehindert kombinieren, da die Wizards – wie schon in Heilbronn – nicht energisch genug in die Zweikämpfe gingen. Tyrone Garner konnte seinen Kasten zunächst zwar weiter sauber halten, musste sich in der 34. Minute jedoch erneut geschlagen geben. Michael Sallers 0:2 war ein Musterbeispiel für die Marschroute von EHCK-Trainer Ludvik Kopecky, der seinen Spielern eingeschärft hatte, mit Nachschüssen zu arbeiten, „weil Garner ein Torwart ist, der den ersten Schuss immer hält.“ So konnte der dunkelhäutige Kanadier in Diensten der Wizards zwar den ersten Grafinger Versuch parieren, bei Sallers Rebound war er jedoch chancenlos.



Zu Beginn des letzten Spielabschnitts schienen die Wizards endlich aufgewacht zu sein und zeigten knapp eine Minute lang, dass sie sich nicht kampflos geschlagen geben wollten. In dieser Zeit schnürten sie die EHCK-Cracks in deren eigenem Drittel ein, agierten im Abschluss jedoch zu überhastet, so dass der Anschlusstreffer nicht gelang.

Diese Stuttgarter Nachlässigkeiten nutzte EHCK-Stürmer Danny Beauregard eiskalt aus und brachte die Wizards mit dem 0:3 in der 42. Spielminute endgültig auf die Verliererstraße. Die Wizards öffneten nun das Spiel, um den Anschlusstreffer zu erzielen. So boten sich den Gastgebern zwangsläufig Kontermöglichkeiten, die sie souverän verwerteten. Jiri Beranek konnte nach 45 Minuten in Überzahl völlig unbedrängt zum 0:4 einschießen. Nicht nur in dieser Szene wurde Stuttgarts Keeper Tyrone Garner, der als einziger Wizard in die Nähe seiner Normalform kam, von seinen Vorderleuten sträflich im Stich gelassen.

Zwar kamen die Blau-Gelben nach einem Schnitzer von EHC-Keeper Simon Eitermoser in der 49. Minute durch Michel Maaßen noch zum 1:4, doch mehr als der Ehrentreffer war dies nicht. In den letzten zehn Minuten spielten sich die Grafinger in einem wahren Rausch und erzielten, da sie im Unterschied zu den Wizards stets einen Mann für die Nachschüsse vor dem Tor postiert hatten, durch Eric Ortlip (53., Überzahl) und erneut Jiri Beranek (55.) noch zwei Treffer, die die 1:6-Niederlage perfekt machten.



„Eine Niederlage, die zum richtigen Zeitpunkt kommt“, resümierte Stuttgarts Coach Wilbert Duszenko nach Spielende. „Der Erfolg gegen München scheint manchem ein wenig zu Kopf gestiegen zu sein. Spätestens jetzt muss meiner Mannschaft klar sein, dass man in dieser Liga gegen jeden Gegner Spitzenleistungen abrufen muss, um eine Siegchance zu haben, nicht nur gegen Spitzenteams. Wir waren heute nicht präsent, haben zuwenig Zweikämpfe gewonnen und in den Phasen, in denen wir am Spielstand etwas hätten ändern können, unnötige Strafzeiten genommen. Wir werden nach einer Klatsche aber nicht in Panik verfallen, sondern im Training unsere Fehler ansprechen und ausmerzen. Dann wollen wir nächste Woche auf eigenem Eis gegen München punkten, um weiter auf Kurs Richtung Meisterrunde zu bleiben“, so der Schwetzinger.



EHC-Coach Ludvik Kopecky war nach dem Sieg natürlich zufrieden: „Ich wusste bis gestern noch nicht einmal, wen ich ins Tor stellen kann. Simon Eitermoser bekam im Training einen Schuss an den Kopf und musste ins Krankenhaus. So entschied sich erst kurzfristig, dass er mitwirken kann. Er hat seine Sache heute sehr gut gemacht. Ich hatte Angst, dass wir wie im Hinspiel an Ty Garner verzweifeln würden. Entscheidend war, dass die Mannschaft meine Vorgabe, Nachschüsse zu erzwingen und Garner so unter Druck zu setzen, hervorragend umgesetzt hat. Deswegen haben wir heute genügend Tore geschossen. Ich möchte meinem Team für seinen Einsatz abschließend ein Kompliment aussprechen“, gab Kopecky zu Protokoll.



Die Wizards werden sich nun intensiv und konzentriert auf die kommende Heimpartie gegen den Spitzenreiter EHC München (10.12.2004, 20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) vorbereiten. Im „Duell der Landeshauptstädte“ gilt es für die Wizards zu punkten, um weiter Kurs zu halten auf die Top Sechs der Oberliga Süd und damit die Meisterrunde. „Natürlich wird das gegen die stark besetzten Münchner eine sehr schwere Aufgabe. Wir müssen und werden 60 Minuten lang Vollgas geben und alles versuchen, um die Punkte in Stuttgart zu behalten. Das sind wir den Fans – insbesondere nach der Niederlage in Grafing – schuldig“, verspricht Wilbert Duszenko, Coach der Zauberer, einen heißen Tanz. In den zwei bisherigen Duellen der Saison 2004/05 konnte sich jedes Team einmal durchsetzen. Zu Saisonbeginn feierte der EHC München einen 4:2-Sieg auf der Stuttgarter Waldau, den die Wizards mit einem 4:3-Erfolg in der bayerischen Landeshauptstadt konterten. Der EHCM, neben dem EV Ravensburg großer Favorit auf den Zweitliga-Aufstieg, hat seine überragenden Kräfte in den deutschen Stürmern Mario Jann, Josef Eckmair und Alexander Leinsle sowie den Kontingentspielern Tim Leahy, Ron Newhook und Peter Brearley (alle Stürmer). Mit dem Kanadier Mike Burman vom EC Bad Nauheim zieht zudem ein zweitligaerfahrener Verteidiger die Fäden in der Mannschaft von Trainer Georg Kink.



Am Sonntag, 12.12.2004, gastieren die Zauberer um 18.30 Uhr beim TEV Miesbach, wo sie sich für die 1:4-Niederlage aus dem ersten Kräftemessen in der oberbayerischen Kreisstadt zu Beginn der Saison rehabilitieren möchten. „Wir haben mit dem TEVM noch eine Rechnung offen, die wir natürlich begleichen wollen“, blickt Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko voraus.


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