Schuss ins Glück bei 59:59 – Bad Tölz wendet Niederlage in Füssen ab

In einer engen Partie mit
denkwürdigem Ende setzten sich die Tölzer Löwen beim EV Füssen mit 5:4
(2:2,1:1,1:1) n.V. durch. Vor knapp 1200 Besuchern wähnten sich die Allgäuer
bereits als sichere Sieger, ehe ein „last second goal“ die Tölzer
zurückbrachte. In der Overtime sorgte T.J. Mulock mit einer starken
Einzelleistung für den Zusatzpunkt.
Manchmal zeigt das Schicksal
schon merkwürdige Anwandlungen; um nicht zu sagen perfide Züge. Jüngster
Beweis: Die Oberligapartie zwischen dem EV Füssen und den Tölzer Löwen. 4:3
führten die Hausherren, als sich die Spielzeit ihrem unwiderruflichen Ende
näherte. Die Tölzer bäumten sich ein letztes Mal auf, die Scheibe wurde vor das
Gehäuse von Andre´ Irrgang gebracht und plötzlich lag sie da. Mutterseelen
alleine im Torraum, der Goalie nicht im Bilde. Alan Reader stocherte den Puck
über die Linie und verursachte extatische Momente bei seinen Kollegen. Später
kann man ein Tor nicht erzielen. 59:59 – Die Spieler der Leoparden wirkten
konsterniert. Dieser Zustand kollektiver Fassungslosigkeit setzte sich in der
Verlängerung fort. Wie anders ist es zu erklären, dass Irrgang einen
Handgelenksschuss von Travis-James Mulock aus der Schräge abgefeuert in den
Torwinkel passieren ließ ? Es war ein denkwürdiges Ende eines unterhaltsamen
Spiels. Unterhaltsam für die Zuschauer wohlgemerkt. Die beiden Trainer fanden
freilich weniger Gefallen an der mangelnden Organisation und Fehleranfälligkeit
ihrer Teams. Axel Kammerer etwa wunderte sich, warum seine Löwen gerade immer
gegen Füssen ungewohnt anfällig für Gegentore sind. Dabei begann die Begegnung
ganz nach dem Gusto des früheren Nationalspielers. Schell arbeiteten Stefan
Endraß und Alan Reader einen 2:0 Vorsprung heraus. Als dann aber Jeff White per
Abstauber und Nikolai Varianov im Powerplay egalisierten, war es vorübergehend
vorbei mit der Tölzer Herrlichkeit.
Den Führungstreffer der
Allgäuer durch Rusch konterte der Torjäger des Moments. Es gibt derzeit kein
Spiel, in dem Florian Curth nicht bei den Torschützen auftaucht. Dass der
Shorthander zu 80 Prozent Christian Urban für dessen grandiose Vorarbeit
gebührt, spricht für die Stärke der dritten Angriffsformation. Im letzten
Abschnitt fanden die Gäste dann wieder zu ihrem druckvollen Spiel und drängten
den Tabellensiebten ins eigene Drittel. Deuteten die Gastgeber in einigen
Situationen ihre Gefährlichkeit bei schnellen Gegenzügen bereits an, war es ein
kaum beschreiblicher Wechselfehler der Isarwinkler, der den Leoparden das
vermeintliche Siegtor bescherte. Jan Schinköthe hob Suvelos verloren gegangene
Kelle auf, als er sich Sekunden später zusammen mit Max Prommersberger drei
feindlichen Angreifern gegenüber sah. Die spielten ihre Übermacht auf
sehenswerte Weise aus und brachten den Favoriten ins Wanken. Wenn da nicht der
letzte Atemzug dieser Begegnung gewesen wäre, der den Traum vom
Favoritenschreck für die Allgäuer in einem winzigen Moment platzen ließ.
Franz-Josef Baader anerkannte hinterher bei allem Ärgernis die Rechtmäßigkeit
des Ausgleichstreffers. „Man muss sagen, das war schon verdient.“ Weniger gut
war der EVF-Coach auf seine Mannschaft zu sprechen, die während der letzten
Überzahl versuchte auf das fünfte Tor zu spielen, anstatt den Vorsprung zu
verwalten. Axel Kammerer attestierte den Seinen nach dem 2:0 ein gewisses Maß
an Naivität, das Spiel fortan zu leicht zu nehmen. Nichtsdestotrotz lobte der
42jährige die Moral seiner Truppe. „Das war heute ein großer Sieg für uns.“
(or)
EV Füssen – EC Bad Tölz 4:5 n.V.
(2:2,1:1,1:1)
Tore: 0:1 (03:41) St. Endraß (Mulock, Fischhaber), 0:2 (07:28) Reader
(MacSweyn, Schinköthe, 5-4), 1:2 (10:59) White (Rusch, Varianov), 2:2 (13:45)
Varianov (Bindl, Gardner, 5-4), 3:2 (21:18) Rusch (Gardner, Varianov), 3:3
(35:27) Curth (Urban, Pfaff, 4-5), 4:3 (54:15) Naumann (Bezshchasnyy, Vaitl),
4:4 (59:59) Reader (Schinköthe, Mulock), 4:5 (61:32) Mulock (Borzecki)
Schiedsrichter: Roland Seckler (Geretsried)
Strafminuten: Füssen
18+10 (Häfele) - Bad Tölz
18
Zuschauer: 1176
Spieler des Spiels: Alan
Reader