SC Riessersee: Zwei Siege zum Auftakt

Besser hätte der Saisonstart nicht verlaufen können. Sechs Punkte stehen auf dem Konto des SC Riessersee nach dem ersten Wochenende. Gerechnet hatte
damit kaum einer, denn die Gegner waren zwei Favoriten der Oberliga: Heilbronn
und Hannover. Im Schwabenland bewies die Mannschaft Moral, drehte einen
1:4-Rückstand um und siegte schließlich 5:4 (1:0,1:4,3:0). Petr Sikora, Mats
Lindmark, Benedikt Schennach und zweimal Christian Mayr schossen in einer
hochklassigen und temporeichen Partie die Tore.
Doch dieser überraschende Auswärtserfolg sollte nur der
Vorgeschmack auf ein wahres Eishockeyfest sein, das am Sonntag folgte. Eine
Wette zwischen Geschäftsführer Ralph Bader und dem Garmischer Bürgermeister
Thomas Schmidt ließ die Zuschauer ins Olympia-Eissportzentrum strömen. Die
angestrebten 5.000 Besucher erreichte man zwar nicht, jedoch entpuppte sich die
Aktion mit 4.426 Zuschauern als kompletter Erfolg. Trotz gewonnener Wette ließ
es sich Ralph Bader nicht nehmen, der Nachwuchsabteilung des SC Riessersee
5.000 Euro zu spenden. Der in Zusammenarbeit von Fans und dem Fanclub Blue
Angel neu gestaltete Einlauf rundete das Drumherum ab.
Den Abend perfekt machte jedoch die Mannschaft der
Werdenfelser. Nach 60 Minuten stand ein hochverdientes 4:1 (2:1,1:0,1:0) auf
der Anzeigentafel. Mit einer taktisch disziplinierten Meisterleistung besiegte
man die Hannover Indians, die ihren Ambitionen auf den Aufstieg durch einen
stark besetzten Kader Ausdruck verleihen. Das Spiel machten allerdings die
Gastgeber und erarbeiteten sich deutlich bessere Chancen als die konterstarken
Niedersachen. Mit einer verdienten 2:1-Führung gingen die Spieler in die erste
Drittelpause. Christian Mayr und Jade Galbraith versenkten jeweils in Überzahl
den Puck im Winkel. Wade Winkler nutzte einen der wenigen Fehler in der
SCR-Defensive zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Im zweiten Abschnitt boten sich
den Rothäuten in Überzahl mehrere Chancen, nachdem Schiedsrichter Heuser seine
Linie verlor und reihenweise Garmischer auf die Strafbank wandern ließ. Den
einzigen Treffer erzielte jedoch Riessersees Publikumsliebling Josef Frank eine
halbe Minute vor Drittelende, einem psychologisch wertvollen Zeitpunkt.
Der Schlussabschnitt sollte es noch mal in sich haben.
Erneut spielte sich der jetzt völlig orientierungslose Schiedsrichter in den
Mittelpunkt. Während die Hannoveraner erst Marcus Bleicher und dann Benedikt
Schennach ungestraft von hinten in die Bande rammen durften, mussten die
SCR-Spieler bei jedem Rempler in der Kühlbox Platz nehmen. Als dann auch noch
Hubert Schöpf nach einem hohen Stock vorzeitig Duschen gehen durfte, bot sich
den Indians die große Chance zum Anschlusstreffer, wäre da nicht die
hervorragende Unterzahlarbeit der Werdenfelser gewesen. Für die ideenlosen
Gäste war meist schon in der neutralen Zone Schluss. Für die Entscheidung
sorgte erneut der überragende Christian Mayr. Zwar passierte die Scheibe die
Torlinie nicht, doch nach einem Foul entschied Schiedsrichter Heuser auf ein
technisches Tor. Die Schlusssirene machte die Überraschung perfekt und beendete
ein Spiel, das sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Trainerstimmen:
Greg Thomson (Trainer Hannover Indians): „Meine Mannschaft
hat deutlich bewiesen, dass man mit Arroganz kein Eishockeyspiel gewinnen kann.
Einige dachten wohl, es geht auf eine Butterfahrt in die Alpen. Der SCR hat ja
vergangene Saison immer wieder mal gezeigt, wozu er fähig ist, und spätestens
der Sieg der Garmischer am Freitag in Heilbronn hätte meine Spieler wachrütteln
müssen.”
Andreas Brockmann (Trainer SC Riessersee): „Ich muss meiner Mannschaft ein
Riesen-Kompliment aussprechen. Sie hat von Anfang an diszipliniert gespielt und
gut dagegengehalten. Wir wussten, dass Hannover eine starke Mannschaft besitzt
und wollten versuchen, sie nicht zu Konterchancen kommen zu lassen. Ich glaube,
wir haben gezeigt, dass wir jetzt eine Mannschaft geworden sind. Ein Sonderlob
auch an unsere Special-Teams. In Unterzahl wurde hervorragend gearbeitet, und
somit konnten wir sogar mehrere 3:5-Situationen überstehen. Im Powerplay haben
wir, glaube ich, in den zwei Spielen jetzt sieben Tore erzielt – unglaublich,
das war auch nicht immer so."