SC Riessersee: Tabellenführung ist zurück im Werdenfelser Land

Lang hielt sie nicht – die Tabellenführung des ewigen
Rivalen aus Bad Tölz. Mit einem skurrilen 6:5-Sieg in letzter Sekunde gegen den
EHC Freiburg eroberten die Garmischer den Platz an der Sonne zurück, weil
Heilbronn bei den Löwen siegte. 37 Minuten lang waren sieben Tore die einzigen
Highlights des Spiels. Hecker, Self, Sikora und Galbraith schossen eine
4:3-Führung für einen keineswegs überzeugenden SCR heraus. Doch dann eskalierte
eine Kollision zwischen Stürmer Galbraith und Goalie Knudsen. Beide lieferten
sich eine wüste Rauferei und wurden von Schiedsrichter Sicorschi des Eises
verwiesen. Freiburgs Khaidarov provozierte den Topscorer auf dem Weg zum
Ausgang und wurde in einer weiteren Schlägerei eindrucksvoll in die Schranken
gewiesen. Der Russe durfte ebenfalls vorzeitig unter die Dusche; der Kanadier
erhielt eine zusätzliche Matchstrafe. Die Entscheidung, das Drittel abbrechen
zeigte keine Wirkung. Aufgehitzte Gemüter auf beiden Seiten sorgten für eine
ruppige aber unterhaltsame Partie und entrissen dem bis dato akzeptablen
Schiedsrichter das Spiel gänzlich. Eishockey gespielt wurde auch – die Gäste
zeigten sich allerdings deutlich engagierter. Kotasek und Mares schossen gar
die Führung für die Wölfe heraus. Diese egalisierte Oldie Marcus Bleicher,
nachdem Freiburgs Backup Mathis die Scheibe nach einem Mayr-Schuss fallen ließ.
Der Schlussmann war es auch, der für die Entscheidung sorgte. Vier Sekunden
waren noch zu spielen, als Lindmark auf den freien Frank legte. Dieser zog ab
und die Scheibe wäre im Nirvana der Bandenrundung verschwunden, hätte Mathis
sie nicht selbst zum 6:5 (2:1,2:2,2:2) ins eigene Tor befördert. „Es waren
heute nicht die jungen Spieler, die die Fehler gemacht haben, sondern die
Leistungsträger“, kritisierte Coach Brockmann, betonte aber: „Zufrieden bin ich
darüber, dass wir drei Punkte geholt haben und starken Willen sowie Charakter
gezeigt haben“.
Überzeugender war jedoch der Auftritt in Miesbach. Mit 4:0
überrollte der Werdenfels-Express die beinahe wehrlosen Gastgeber. Erst im
Schlussabschnitt ließen die Garmischer etwas schleifen, so dass die
Kreisstädter noch mal auf 3:6 herankamen. Einen ganz starken Abend erwischte
dabei die erste Angriffsformation. Marco Ludwig, der für den gesperrten
Galbraith neben Routinier Sikora und Neuzugang Hecker gerückt war, zahlte
seinem Trainer das Vertrauen mit zwei Toren sowie einer Traumvorlage für
Sikoras Treffer zurück. Der zweite Abschnitt wurde von den Verteidigern
beherrscht. Erst traf „Strafbankbeppo“ Frank und dann belohnte sich Michael
Höck, der sich seit Wochen in Topform befindet, mit seinem ersten Saisontor
selbst. „Wir haben uns im ersten Drittel mehr als dämlich angestellt“,
resümierte ein frustrierter TEV-Coach. Die SCR-Fans zeigten sich dagegen
vollauf zufrieden und feierten diesmal Benjamin Hecker besonders, nachdem eine
deutliche Leistungssteigerung bei dem häufig kritisierten Stürmer unverkennbar
war. (AL)