SC Riessersee: Starkes Spiel – Schlechtes Ende

Dass das Leben manchmal unfair ist, mussten die Jungs von
SCR-Trainer Andreas Brockmann leidensvoll feststellen. Zum Play-Off-Auftakt
gegen den EV Ravensburg dominierten die Garmischer große Teile der Partie,
hatten Torchancen am laufenden Band und verloren am Ende doch 3:4 (0:1,1:1,2:1)
in der Verlängerung.
Als nach dem Sieg in Rosenheim feststand, dass sich der SC Riessersee im Kampf
um den Aufstieg mit den Oberschwaben messen muss, machten sich Bedenken um ein
schnelles Saisonende breit. In den bisherigen Partien hatte man nicht
ansatzweise eine Chance, einmal kam man gar mit 1:10 unter die Räder. Was die
1.425 Zuschauer gestern allerdings sahen, war Werbung für das Eishockey in
Garmisch-Partenkirchen. Nach anfänglicher Nervosität erspielten sich die
Hausherren eine optische Überlegenheit, konnten sich aber gegen eine sehr gut
stehende Hintermannschaft kaum Chancen erarbeiten. Wie aus heiterem Himmel viel
die Gästeführung durch Mike Muller, nachdem Marco Ludwig auf der Strafbank
Platz nahm. Die große Chance auf den Ausgleich besaß die dritte Reihe. Doch
Florian Vollmer konnte Dominic Lonscher nicht überwinden. Als die Werdenfelser
im zweiten Abschnitt aus einer doppelten Überzahl plötzlich eine Unterzahl
machten, dachten viele schon an einen Einbruch, war das Tempo, das die Blauen
gingen, doch enorm hoch. Tyson Mulock setzte diesen Gedanken allerdings ein
Ende. Nach 33 Minuten wurde er mustergültig von John Spoltore bedient und
versenkte die Scheibe mit einem platzierten Schuss aus kurzer Distanz. Zuvor
scheiterten bereits zweimal Spoltore, Mayer und Stephens aus aussichtsreichen
Positionen, doch das Glück stand ihnen sichtbar nicht zur Seite. Die Freude über
den Treffer hielt jedoch nicht lange. Nur fünf Minuten später prallte der Puck
von Derek Mayers Kopf ins eigene Tor – erneut in Unterzahl. Aber auch dieser
erneute Rückschlag brachte das Team nicht aus dem Tritt. Munter stürmten alle
drei Reihen auf das von Lonscher gehütete Tor, reihenweise erarbeiteten sie
sich Tormöglichkeiten, doch entweder scheiterte man am starken Ravensburger
Schlussmann, der den angeschlagenen Dillmann mehr als nur ersetzte, oder am
eigenen Unvermögen. Doch wie es so oft im Eishockeysport ist, wird hinten das
bestraft, was man vorne nicht reinmacht. Eine kurze Orientierungslosigkeit in
der Defensive nutzte Brent Fritz zum unverdienten 3:1. Dies schien die
Hausherren aber auch nicht zu stören. Sie setzten das Offensivfeuerwerk munter
fort. Dass Fortuna den SCR nicht gänzlich abschrieb, zeigte der
Anschlusstreffer von – wie könnte es auch anders sein – Tyson Mulock. Einen
Schuss aus der neutralen Zone fälschte ein Verteidiger ins Tor ab. Und der
Kanadier hatte nicht genug. Als eine Strafzeit gegen Marco Ludwig zwei Minuten
vor Spielende den Hoffnungen auf den Ausgleich einen herben Dämpfer versetzte,
zog der Torjäger auf und davon. Selbst zwei Verteidiger, die versuchten ihn mit
unfairen Mitteln zu stoppen, konnten ihn nicht aufhalten. Das 3:3 war gefallen
– ein symbolisches Tor, das das bisherige Engagement und den unermüdlichen
Einsatz der Blauen widerspiegelte. Sogar die zehnminütige Verlängerung
dominierten die Hausherren. Reihenweise musste Dominic Lonscher eingreifen,
gegen Saal, Schennach, Mulock, Spoltore und Mayer retten. Aber wieder rächte
sich ein Manko der Partie: die Chancenauswertung. Ravensburg machte es
geschickter. Peter Campbell überlief die Verteidigung und besorgte die
Entscheidung. Eine starke Leistung des SC Riessersee nahm ein bitteres, unglückliches
und ebenso unverdientes Ende. Trotz hängender Köpfe muss sich niemand einen
Vorwurf machen. Das Tempo, dass man über fast 70 Minuten gegangen war, und der
Einsatz, mit dem man die physischen Vorteile der Gäste gänzlich zunichte
machte, waren enorm und begeisterten die Zuschauer. Und da die Hoffnung
bekanntlich zuletzt stirbt, braucht auch niemandem Bange vor den zwei schweren
Auswärtspartien am Freitag und am Sonntag in Ravensburg zu sein.