SC Riessersee: Sechs Punkte zu Weihnachten

Weihnachten ist bekanntlich eine stille Zeit – nicht aber
für die Eishockeyspieler des SC Riessersee. Mit Ravensburg, Heilbronn und
Klostersee versuchten gleich drei harte Brocken, den Werdenfelsern das Fest zu
vermiesen. Gelungen ist ihnen das nicht. In Ravensburg siegten die Garmischer
glücklich mit 3:2 nach Penaltyschießen (1:0,1:2,0:0,1:0). Glücklich deswegen,
weil Schiedsrichter Seckler im Schlussabschnitt zwei Ravensburger Toren die
Anerkennung verweigerte. So blieb es bei Treffern von Kink, Paderhuber und Mayr
im Penaltyschießen für die Gäste und Campbell und Kujala für die Hausherren.
„Wir haben sehr gut dagegen gehalten und ihnen anfangs kaum Chancen gelassen.
Aber der Druck des EV wächst, je länger das Spiel dauert und ich bin
überglücklich, dass wir zwei Punkte vor dieser Kulisse mit nach Hause nehmen
konnten“, freute sich Andi Brockmann über sein vorzeitiges, erstes
Weihnachtsgeschenk.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag richteten sich alle Augen
gespannt auf das Spitzenspiel im Olympia-Eissportzentrum. Zu Gast war der
punktgleiche und langjährige Konkurrent aus Heilbronn. Knapp 3.500 Zuschauer,
darunter 400 Heilbronner, sahen einen SC Riessersee, der gleich nach
Spielbeginn versuchte aufs Gas zu drücken. Nach drei Minuten staubte Mayr
schließlich zur Führung ab. Doch die hielt nicht lange. Lindmark vertändelte
die Scheibe und der starke Caig ließ die Gästefans jubeln. Das gleiche
Spielchen wiederholte sich kurz vor der Drittelpause. Lindmarks Schlagschuss
donnerte ans hintere Torgestänge, sprang wieder heraus und Sikora konnte den
Nachschuss gleich nochmal versenken. Aber diesmal war es Oberligatoptorjäger
Stanley, der den Jubel verstummen ließ und McArthur auf dem falschen Fuß
erwischte. „Auch durch die dummen Gegentore haben wir uns nicht beirren lassen,
sondern sind immer wieder zurückgekommen“, machte Brockmann darauf aufmerksam,
wie konzentriert sein Team zu Werke ging. Denn gerade, als die Falken im
zweiten Abschnitt die Oberhand erkämpften und sich ein Chancenplus
erarbeiteten, vollendete Bleicher einen wunderschönen Spielzug über Sikora und
Nürnbergs Förderlizenzspieler Cespiva per Alleingang in Unterzahl zur Führung.
Die Spielanteile wandten sich zu Gunsten des SC Riessersee, doch aus den Birken
ließ keine weiteren Gegentore zu. Der Schlussabschnitt begann denkbar
ungünstig. Die Routiniers Bleicher und Paderhuber saßen auf der Strafbank und
Petrozza hämmerte die Scheibe an den Innenpfosten, von wo aus sie ins Netz
sprang. Diesmal drehte jedoch Self den Spieß um und konterte mit einem
schnellen Tor. In Unterzahl lupfte der Kanadier die Scheibe in Richtung
Heilbronner Tor, Höck nahm dem verdutzten Goalie die Sicht und das Hartgummi
landete in den Maschen. Fünf Minuten später entschieden sich zwei Eigengewächse
der Spannung ein Ende zu bereiten. Schennach erkämpfte sich den Puck, passte
mustergültig zu Maurer, der mittlerweile bei den Nürnberg Icetigers unter
Vertrag steht, und der versenkte die Scheibe im Winkel. Mit Glück und Geschick
hielten in den letzten zehn Minuten McArthur und seine Vorderleute der
Heilbronner Angriffswelle stand und siegten mit 5:3 (2:2,1:0,2:1). „Glückwunsch
an den SCR. Er hat sich den Sieg vollkommen verdient. Dabei war es nicht einmal
der größere Siegeswille, der den Ausschlag gegeben hat, sondern das gesamte
Auftreten. Die Garmisch-Partenkirchner haben einfach ihr Spiel gemacht und wir
wollten immer etwas Besonderes versuchen. Das geht selten gut“, zeigte sich
Falken-Coach Rossi als fairer Verlierer und traf es auf den Punkt. Beide Teams
nahmen sich kämpferisch und spielerisch nicht viel, doch in den entscheidenden
Momenten zeigten sich die Hausherren eben ein Stück zielstrebiger.
Die dritte Partie absolvierte der Tabellenführer bei den
offensivstarken Grafingern vom EHC Klostersee. Die schnelle und souveräne
2:0-Führung verwandelten SCR-Nachlässigkeiten und EHC-Effektivität binnen zwei
Minuten zum 2:3-Rückstand. Immer wieder verpassten es die Stürmer, nach hinten
zu arbeiten, was den Hausherren reichlich Gelegenheit zu Kontern gab. Kink,
Self und Galbraith sowie zweimal Zajonc, Drechsler, Wuinlan und Wieser schossen
nach zwei Dritteln die Tore zum 5:3-Zwischenstand. Als Paderhuber die Scheibe
mit Gewalt zum Anschlusstreffer versenkte, keimte Hoffnung auf, die Kinateder
mit einem Treffer in doppelter Überzahl zu zerstören schien. Doch die
Werdenfelser, bei denen es an diesem Abend einfach nicht rund lief, zeigten
Charakter. Zweimal bot sich die Chance in Überzahl, zweimal donnerte Lindmark
den Puck in die Maschen. Der Siegtreffer wäre sogar noch möglich gewesen, doch
weder Bleicher noch Höck trafen das halbleere Tor. Auch in der Verlängerung
besaßen die Gäste das Mehr an Chancen. Die Entscheidung fiel jedoch im
Penaltyschießen. Dort machte Klostersee dann kurzen Prozess. Drei Schüsse, drei
Tore, drei Saves besiegelten die 6:7-Niederlage (2:3,1:2,3:1).
Das Eishockeyjahr 2006 ist allerdings noch nicht vorüber. Am
Samstag vor Silvester tritt der Werdenfels-Express die Reise nach Hannover zum
nächsten Topspiel an. (AL)