SC Riessersee: Sechs Punkte und ein Skandal

Gleich zwei Heimspiele versprachen ein interessantes
Wochenende. Mit Ravensburg und Hannover gaben sich zwei Aufstiegsfavoriten die Ehre im
Olympia-Eissportzentrum und ließen auf hochklassige Partien hoffen. Das traf
auch auf das erste Spiel zu. Der EV Ravensburg verlangte dem Tabellenführer
alles ab. 5:3 (2:1,2:2,1:0) hieß es nach 60 hart umkämpften Minuten. Eine
souveräne 2:0-Führung duch Lindmark und Hecker vertändelten die Garmischer, als
die Oberschwaben nach gut 15 Minuten ihre Stärken ausspielten. Newhook und Loth
glichen aus. Schocken konnte dies die Gastgeber aber nicht. Als Wedl die
Scheibe verlor, präsentierte sich Marcus Bleicher als wahrer Gentleman und
überließ Butzi Mayr die Ehre des erneuten Führungstreffers. Danach waren es
jedoch wieder die Ravensburger, die zurückschlugen. Nach einem Wechselfehler
brauchte Fritz nur noch einschieben. Das ließ sich wiederum Kink nicht gefallen
und schlenzte den Puck am verdutzten Lonscher vorbei in den Winkel – 4:3. „Im
zweiten Drittel waren wir zu passiv, haben zu viele Zweikämpfe verloren“,
resümierte Andi Brockmann, fügte aber dann hinzu: „Am Ende haben wir es
allerdings souverän gespielt“. Brad Self besorgte vor 1.807 Zuschauern die
endgültige Entscheidung. „Garmisch hat die Chancen besser genutzt, aber mein
Team hat viel Einsatz gezeigt. Der Sieg geht in Ordnung!“, urteilte Gäste- und
Ex-SCR-Trainer Holzmann sportlich.
Der Weg für das zweite Highlight des Wochenendes war frei.
Was jedoch folgen sollte, ahnten die 3.100 Zuschauer, darunter rund 150
fröhlich feiernde Indians-Fans, noch nicht, als Schiedsrichter Deibler das
Spiel startete. Ein frühes Unterzahlspiel überstanden die Garmischer gar ohne
Schuss auf das Tor von Mark McArthur, machten es selbst aber besser. In
Überzahl platzierte Petr Sikora einen Schuss unhaltbar für Kondelik im langen
Eck. Es dauerte nicht lange, da mussten gleich zwei Hannoveraner gleichzeitig
in die Kühlbox. Und erneut klingelte es im Kasten der Gäste. George Kink stand
genau richtig und staubte ab – 2:0. Nun wurden die Gäste, die auf dem Eis kein
Land sahen, reihenweise vom fehlerfreien Schiedsrichter auf die Strafbank
verbannt. Statt seine Spieler zu beruhigen und ihnen die Fouls auszutreiben,
heizte Indianer-Coach Joe West die Seinigen immer mehr auf. Zu spüren bekamen
dies die Werdenfelser. Brad Self musste nach einem hohen Stock kurzzeitig
behandelt werden, Josef Frank bekam nach Abpfiff einen Stockcheck gegen den
Kopf. Strafen für diese unfairen Aktionen gab es keine. Dennoch tobte West an
der Bande, nahm schließlich gar seine Mannschaft vom Eis. Als dies ein zweites
Mal geschah, hatte der schuldlose Unparteiische keine andere Wahl, als die
Partie nach acht Minuten und 24 Sekunden abzubrechen. Stinksauer über diese
unsportliche Aktion der Gäste, denen man zuvor mit einer Spielverlegung auch
noch entgegenkam, ergriff Geschäftsführer Ralph Bader das Mikrofon. „Danke,
Hannover Indians!“, bedankte er sich ironisch für dieses inakzeptable Verhalten
und kündigte an, dass „die Blauen noch ein kurzes Gaudispiel für die Zuschauer,
bei denen er sich bedanken möchte für das Kommen, geben werden“. So wurde den
Zuschauern, die von den Indians um einen schönen Eishockeynachmittag betrogen
wurden, noch etwas geboten. Auf der Pressekonferenz entschuldigte sich der
fassungslose Geschäftsführer der Gäste, Horst Werk, für diese Vorkommnisse, die
ihn sichtbar getroffen haben. Sportlich fair gab er aber zu, dass „die
Schiedsrichterentscheidungen korrekt waren, er aber etwas Fingerspitzengefühl
vermissen ließ“.
Harte Tage warten nun auf die Niedersachsen. Während sich
die Garmischer über drei Punkte (5:0-Wertung) freuen dürfen, erwarten die
Indians möglicherweise Sanktionen: Regressforderungen seitens des SC Riessersee
sowie eine Verbandsstrafe von der ESBG. Des Weiteren muss auch ECH-Stürmer
Chamberlain mit Konsequenzen rechnen. Nachdem er eine Strafbankbetreuerin an
der Hand verletzte, wurde Anzeige wegen Körperverletzung sowie Beleidigung
gegen den Kanadier erstattet. Ein Nachmittag, der mit anschließendem Schneefest
viel Unterhaltung versprach, fand ein trauriges Ende und wird den Beteiligten
wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Als Entschädigung erhalten im kommenden
Heimspiel gegen den EHC Klostersee alle Zuschauer freien Eintritt. (AL)