SC Riessersee – EV Füssen: Opfer der „neuen“ Regelauslegung

1.809 Zuschauer fanden sich trotz schlechter
Straßenverhältnisse im Olympia-Eisstadion ein. Statt eines ansehnlichen
Eishockeyspiels wurde ihnen jedoch Chaos geboten. Schiedsrichter Pfeil, der die
Regeln wie vorgesehen verschärft auslegte, hatte allerhand zu tun. 143
Strafminuten, 84 für den Sportclub und 59 für die Leoparden, verteilte der
Unparteiische. Statt schnellen Kombinationen war Standeishockey im
Überzahlspiel angesagt. Der Höhepunkt eines unsäglichen Strafenfestes kam
bereits in der elften Minute. Michael Höck und Andreas Driendl mussten nach
einer Meinungsverschiedenheit mit einer völlig überzogenen Spieldauerstrafe zum
Duschen. Nur zwei Minuten später folgte ihnen Blaine Bablitz – diesmal jedoch
zurecht nach einem Bandencheck, bei dem sich ein Füssener verletzte.
Zu diesem Zeitpunkt
führten die Gäste bereits nach einem Treffer in Überzahl. Die Garmischer
durften sich derweil bei Goalie Mark McArthur bedanken, dass es nach gut sechs
Minuten doppelter Unterzahl nur 0:1 stand. Kurz vor Drittelende konnte
schließlich Derek Mayer den Ausgleich markieren, als die Hausherren mit zwei
Mann mehr auf dem Eis standen. Im zweiten Abschnitt fassten sich beide Teams
mit Samthandschuhen an. Niemand wollte eine weitere Strafe riskieren und so
entwickelte sich ein emotionsloses Spiel ohne Highlights. Als jedoch trotz
aller Vorsicht erneut zwei Füssener draußen saßen, schoss Derek Mayer im
dritten Nachschuss die ersehnte Führung heraus. Diese hielt jedoch nur sieben
Minuten. Dann war es Markus Vaitl, der – wie sollte es auch anders sein – in
Überzahl zum 2:2 traf.
Im letzten Drittel dauerte es nicht einmal eine Minute, ehe
wieder ein Spieler auf die Strafbank musste. Und es sollten noch viele andere
folgen. Beiden Teams merkte man nun die Anstrengung an und die eh schon
zerfahrene Partie verlor nun auch noch an Tempo. Eine daraus resultierende
Unkonzentriertheit nutzte Michael Thurner, um die Führung für den EV Füssen
herauszuschießen – zur Abwechslung dieses Mal in Unterzahl. Dies wussten die
Hausherren jedoch zu kontern und nutzten gleich die nächste Überzahlmöglichkeit
zum Ausgleich durch Josef Frank. Die entscheidende Szene des Spiels folgte dann
in der 57.Spielminute. In Unterzahl fing Mark McArthur einen Pass ab und gab
die Scheibe gleich weiter an Tyson Mulock. Der Toptorjäger dachte nicht lange
nach und lupfte die Scheibe von der Mittellinie aus über André Irrgang, der
dabei keine gute Figur machte, ins Tor. Bange Minuten erwarteten die
Weiß-Blauen, doch Derek Mayer spielte seine Routine aus und konnte eine
Strafzeit herausschinden, so dass die Hausherren die letzten beiden
Spielminuten mit zwei Mann mehr auf dem Eis bestreiten konnten. Den
Schlusspunkt setzte Tyson Mulock mit einem Schuss ins leere Tor.
Ansehnliches Eishockey wurde nicht geboten, doch die
wichtigen drei Punkte, die dem SC Riessersee einen Neun-Punkte-Vorsprung auf
den Tabellenelften bescherten, wurden eingefahren. Am Freitag gastiert mit dem
EV Ravensburg ein Top-Team im Olympia-Eisstadion. Verzichten müssen die
Garmischer dabei auf die gesperrten Michael Höck und Blaine Bablitz. Es bleibt
zu hoffen, dass sich das Geschehen dann wieder normalisiert. Ein erneutes
Strafzeitendesaster wie gegen Füssen ist dem zahlenden Zuschauer wohl kaum
zuzumuten. (AL)