SC Riessersee: Der große Unbekannte vor dem Oberligastart

Die neue Saison der Oberliga Süd beginnt für den SC Riessersee gleich mit einem Paukenschlag: Zum Eröffnungsspiel empfängt man am Freitagabend den Lokalrivalen vom EC Peiting im heimischen Eisstadion. Die Erwartungen der Garmischer Fans sind dann auch entsprechend hoch: Ein klarer Sieg ist fest eingeplant.
Die große Frage vor dem Oberligastart ist jedoch, welche Rolle der SCR tatsächlich spielen kann. Die Verantwortlichen, Trainer Holzmann und Geschäftsführer Bader, werden nicht müde zu betonen, dass der Klassenerhalt im Vordergrund steht. Ob sich die verwöhnten Garmischer Fans jedoch damit zufrieden geben werden, erscheint sehr zweifelhaft. Tatsache ist jedoch, und das haben die Testspiele eindeutig gezeigt, dass das neuformierte Team noch keine Spitzenmannschaft ist. Zwar konnten die vier Zugänge aus Übersee durchaus überzeugen, andererseits ist das Leistungsgefälle sowohl im Sturm als auch in der Abwehr nicht zu übersehen. Und auch Torwart Baader hat nicht unbedingt die Klasse seines Vorgängers Cinibulk, der nicht zu Unrecht der „Hexer“ genannt wurde.
Ein weiteres Manko ist die Quantität des Kaders. In den Vorbereitungsspielen konnte Trainer Holzmann gerade drei Sturmreihen aufbieten. Dieses Problem könnte jedoch bald gelöst werden: Ralph Bader hat bereits grünes Licht für die Verpflichtung eines weiteren Ausländers gegeben. Ein „Zwei-Wege-Spieler“ wird dringend gesucht, der sowohl Verteidiger als auch Stürmer spielen kann. Ob es sich dabei jedoch um Stephen Greeley handeln wird, der derzeit ein Probetraining in Garmisch absolviert, erscheint zweifelhaft. Seine Statistiken sprechen nicht dafür, dass er die erhoffte „Granate“ ist. Wenn man dann noch einen oberligatauglichen deutschen Spieler findet, so wie Markus Draxler einer gewesen wäre (sein Vertrag wurde nach wenigen Stunden wieder aufgelöst), sähe die Personaldecke nicht mehr so dünn aus.
Eine andere große Unbekannte vor der neuen Saison ist das zu erwartende Zuschauerinteresse. Hier hat Bader sehr vorsichtig mit 1100 Zahlenden kalkuliert – und die Nichtzahlenden, die zuletzt fast die überwiegende Mehrheit gestellt hatten, auf ein Minimum begrenzt. Ob der phlegmatische und verwöhnte Garmischer Durchschnittszuschauer allerdings auch nach Niederlagen, und die sind mit Sicherheit zu erwarten, noch ins Stadion pilgern wird, erscheint zweifelhaft. So werden wohl die reisefreudigen Fans aus München und Rosenheim den Besucherschnitt stützen müssen.
Trotz aller Vorbehalte und Ungewissheiten überwiegt in Garmisch doch die Vorfreude auf die neue Saison. Schließlich hätte nicht viel gefehlt, und im Eisstadion wären für immer die Lichter ausgegangen. Lieber mittelmäßiges Oberliganiveau als gar kein Eishockey mehr! Jetzt hat es die Mannschaft in der Hand, durch einen Sieg gegen Peiting neue Euphorie zu entfachen. (an)
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