Riessersee zwischen Hoffen und Bangen

Alles war so schön angerichtet: Der SC Riessersee,
souveräner Spitzenreiter der Oberliga-Hauptrunde, hatte seine letzten
Heimspiele auf eine familienfreundliche Anfangszeit gelegt. Spätestens am 22.
April sollte im eigenen Stadion der sportliche Aufstieg in die ASSTEL Eishockey
Liga (AEL) gefeiert werden. Doch es kam völlig anders: Halbfinalgegner
Ravensburg konnte die ersten drei Spiele der Best-of-Seven-Serie gewinnen und
steht kurz vor dem Finaleinzug.
Was war passiert? Zum einen konnte der Gegner aus
Oberschwaben – personell ohnehin sehr stark besetzt – gerade rechtzeitig seine
Playoff-Form finden. Georg Holzmann hat es nach der Ablösung von Gerhard
Brunner verstanden, dem Team sowohl im taktischen, als auch im mentalen Bereich
den entscheidenden Kick zu geben.
Andererseits muss man leider feststellen, dass der SC
Riessersee nicht mehr die Mannschaft ist, die in der Vorrunde alles in Grund
und Boden spielte. Bereits im Viertelfinale tat sich das Team in Peiting sehr
schwer. Doch der Einbruch gegen Ravensburg kommt trotzdem mehr als
überraschend. Entsprechend schlecht ist die Stimmungslage der vielen Fans.
Immerhin kamen in den beiden ersten Heimspielen jeweils mehr als 4000, eine
stolze Zahl für den Oberligisten. Was ist mit den Leistungsträgern los? Ein
Galbraith, ein Sikora oder ein Lindmark kann doch nicht innerhalb weniger
Wochen das Eishockeyspielen verlernt haben?
Die Verantwortlichen, Trainer Brockmann und Geschäftsführer
Bader, sind ratlos. Sie haben auch keine wirkliche Erklärung für die
plötzlichen Schwächen.
Was bleibt, ist das Prinzip Hoffnung: Ralph Bader ist
überzeugt davon, dass bei seinen Mannen am Freitag in Ravensburg endlich der
Knoten platzt: „Es kann nicht sein, dass der souveräne Spitzenreiter der
Vorrunde nach vier Niederlagen ausscheidet. Und wenn wir gewinnen, dann ist
alles möglich.“ Realistisch gesehen, erinnerte dieser Zweckoptimismus aber eher
an das bekannte Pfeifen im Wald.
Eine Hoffnung besteht für die Garmischer allerdings auch im
Falle des frühzeitigen Scheiterns: Sie sind als Tabellenführer erster
Nachrücker für die 2. Liga. Da die Wahrscheinlichkeit, dass Kassel oder
Wolfsburg nächste Saison in der DEL spielen, sehr groß ist, könnte der SCR wenigstens am grünen Tisch
aufsteigen. „Zwar wären wir lieber sportlich aufgestiegen, aber wir würden
diese Option auf jeden Fall wahrnehmen,“ bestätigt Ralph Bader. Nachteil: Die
Entscheidung über den Nachrücker zur AEL
wird geraume Zeit auf sich warten lassen, sodass sich die Planungen des
SCR für die nächste Saison um etliche Wochen verzögern können. Aufsteigen
wollen die Garmischer aber auf jeden Fall: „Das war immer unser Ziel, und daran
halten wir auch fest,“ bekräftigt der SCR-Boss.
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