Riessersee: Späte Bescherung im Weihnachtsderby
Riessersee: Rettung in letzter SekundeDas mit Spannung erwartete Derby zwischen den Erzrivalen aus Garmisch und München hatte bereits vor dem Anpfiff den ersten Gewinner: Es war der Kassierer des SCR, der sich über die Rekordkulisse von 3019 Zuschauern freuen konnte. Neben den Stammbesuchern fanden am zweiten Weihnachtsfeiertag viel Urlaubsgäste und rund 400 Münchner Fans den Weg durch den Schnee ins Eisstadion.
Die Münchner begannen, wohl auch in Erinnerung an die 2:6-Schlappe an gleicher Stelle am 3.Oktober, wie die Feuerwehr. Mit schnellen Kombinationen setzten sie die Abwehr des SCR mächtig unter Druck und scheiterten letztlich am gut disponierten Garmischer Goalie Chris King. Doch bereits in der achten Minute wendete sich das Blatt: Riessersees Verteidiger Peter Runkel tauchte alleine vor dem Tor von Dennis Hipke (Stammgoalie Vollmer ist immer noch verletzt und Ingolstadts Karg war in der DEL beschäftigt) auf und erzielte die überraschende Führung für Garmisch. Als kurz darauf Anton Saal im Powerplay das 2:0 markierte, war es erst einmal mit der Münchner Herrlichkeit vorbei und das Heimteam beherrschte das Geschehen, ohne allerdings weitere Treffer zu erzielen.
Offensichtlich hat es daraufhin in der Pause eine deutliche Ansprache des EHC-Trainers Georg Kink gegeben, denn sein Team startete wie verwandelt in den zweiten Abschnitt: Mit geradlinigen , druckvollen Angriffen beherrschten sie das Geschehen und erzielten innerhalb von zwei Minuten den verdienten Ausgleich. Verteidiger Mike Burman auf Pass von Peppi Eckmair und der Garmisch-Export im Münchner Team, Florian Vollmer, schossen die Tore. In der Folge zogen sich die Einheimischen immer mehr zurück und überließen den Gästen das Feld. Diese nutzen das weidlich aus und hatten Mitte des zweiten Drittels ihre beste Phase. Doch dann kam der Knackpunkt des ganzen Spieles. In der 33. Minute gab der gute Schiedsrichter Deibler einen Penalty für den EHC, den Alexander Leinsle ausführte. Trotz gelungener Täuschung durch den Münchner konnte SCR-Torwart King den Schuss mit einer Blitzreaktion parieren. SCR-Boss Ralph Bader, der während des gesamten Spieles wie ein Tiger im Käfig nervös auf und ab lief, brachte es auf den Punkt: „Das war die Entscheidung. Jetzt gewinnen wir,“ meinte er ganz aufgeregt. Der Mann hat wohl prophetische Gaben, denn genauso kam es auch!
Der SC Riessersee zog sich im Verlaufe des Spieles immer mehr in die Defensive zurück und beschränkte sich auf schnelle Konter. Der Grund lag sicher auch in der mangelnden Fitness seiner beiden Stars Guidarelli und Noel-Bernier, die die ganze Woche über krank gewesen waren. So bestand das letzte Drittel aus einem einzigen Anrennen des Tabellenführers aus München, der jedoch den glänzend aufgelegten SCR-Goalie nicht mehr bezwingen konnte. Die Steigerung von Chris King, der gegen Peiting beim 1:8 nicht gerade die beste Figur abgegeben hatte, war in der Tat verblüffend. Die Angreifer des EHC verzweifelten an den sagenhaften Reflexen, die der Kanadier reihenweise zeigte.
So blieb es bis zum Schluss beim 2:2 und es ging in die Verlängerung. Diese war allerdings gerade mal 17 Sekunden alt, als Torjäger Noel-Bernier mit einem (haltbaren?) Flachschuss den zweiten Punkt für den SC Riessersee sicherstellte. Der SCR wurde letztendlich glücklicher Sieger in diesem Weihnachtsderby gegen den Tabellenführer. Die Landeshauptstädter, bei denen Neuzugang Chris Gustafson ein ansprechendes Debüt gab, hatten es versäumt, aus der Vielzahl ihrer Torchancen mehr Kapital zu schlagen.
Diese Ansicht vertrat auch Trainer Kink, der neben der schlechten Chancenauswertung die vielen Verletzten und das Fehlen des ersten und des zweiten Torwartes für die Niederlage verantwortlich machte. Außerdem bemängelte er den schlechten Start seines Teams in das Spiel: „ Im ersten Drittel hat uns wohl der Weihnachtsbraten noch im Magen gelegen.“
SCR-Coach Holzmann strahlte dagegen über das ganze Gesicht: „Nachdem wir das erste Drittel dominiert hatten, wurde München immer besser und hatte die klareren Chancen. Deshalb ist unser Sieg recht glücklich. In Anbetracht der gerade überstandenen Krankheit unserer besten Stürmer mussten wir mehr aus der Defensive spielen, sonst hätte die Kraft nicht gereicht. Auf jeden Fall war dies eine Steigerung gegenüber dem 1:11 von München.“
Geschäftsführer Bader hat diese Schlappe wohl immer noch nicht verwunden: „Das 1:11 hat mir meinen 40. Geburtstag verdorben. Zum Glück haben wir mit diesem Sieg wenigstens das Weihnachtsfest gerettet.“
Am Rande gab er dann noch ein interessantes Detail bekannt: „Wir haben Thomas Gödtel, der aus Schweinfurt wieder zu uns zurück möchte, ein Angebot unterbreitet. Er muss sich bis Montag entscheiden, ob er es annimmt.“ Möglicherweise erhält also der dünne Spielerkader des SCR eine zusätzliche Ergänzung. (an)