Revier Löwen zeigen endlich wieder die Zähne

Es war mal wieder ein richtig schöner Eishockeyabend bei
den Revier Löwen Oberhausen. Der alte DEL-Kontrahent aus Rosenheim war
da, die Fans feierten ihr Team überschwänglich nach dem Spiel – aber
das wurde ja gar nicht mal gewonnen! Kein Punkt blieb für die Gastgeber
nach 60 Eishockeyminuten beim 2:3 gegen die favorisierten Starbulls,
aber trotzdem schreibt dieser Mensch hier von einem schönen Abend?
Wer unter den knapp 400 Unentwegten in der Emscher-Lippe-Halle war, der
weiß, warum das Fazit trotzdem stimmt. Die, die nicht gekommen sind,
haben die beste Saisonleistung eines Löwenteams bisher verpasst und
sollten sich den kommenden Freitag mal ganz dick im Kalender
anstreichen! Dann kommt nämlich mit dem SC Riessersee wieder ein
Traditionsteam in die Löwenhöhle.
Der Aufwärtstrend des Tabellenachtzehnten, der bereits bei der
0:5-Derbyniederlage in Ratingen vor Wochenfrist begann, setzte sich
nahtlos fort. Dort noch am Schussglück und den schwindenden Kräften im
Schlussdrittel gescheitert, setzte die vom verletzten Verteidiger
Thomas Rottluff übergangsweise gecoachte Truppe alle Kräfte von Beginn
an frei und konnte lange Zeit einen knappen Vorsprung gegen die optisch
naturgemäß überlegenen Rosenheimer halten. „Ich habe erst vor sieben
Stunden erfahren, dass ich heute das Team betreue“, gab Rottluff in der
anschließenden Pressekonferenz zu Protokoll. Dazu waren erstmals auch
alle Fans eingeladen, denn die Trainerstatements wurden aus dem
VIP-Bereich in die gesamte Halle via Mikrofon übertragen. Während
Gästecoach Ron Chyzowski die Rückfahrt mit drei Punkten im Gepäck
naturgemäß wesentlich angenehmer in Angriff nehmen durfte – und dabei
mit Lob für den kampfstarken Gegner und besonders Goalie Thomas Jetter
nicht sparte – gab Thomas Rottluff ungewohnte Einblicke in seine
Arbeit: „Ich habe zum Beispiel die Aufgabe den Spielbericht an der
richtigen Stelle zu Quittieren“, schmunzelte er augenzwinkernd. „Und
das tue ich wohl maximal noch eine Woche. Bis dahin wird unser
Managementteam bestimmt einen erfahrenen Trainer verpflichten. Außerdem
ist es ein ganz komisches Gefühl, wenn man plötzlich der Mannschaft
nicht selbst auf dem Eis helfen kann, sondern eher hilflos von der Bank
aus dem Treiben zusieht.“
Mit einer ähnlich kompakten Mannschaftsleistung dürfen sich die Löwen
beim Auswärtsauftritt in Füssen am Sonntag durchaus etwas ausrechnen.
Allerdings wird das Unterfangen wegen der fehlenden Förderlizenzler
Potthoff, Sondermann und Schwab ungleich schwerer für den erneut sehr
kleinen Kader. Immerhin stößt wohl Christoph Jahns mit Billigung des
Mannschaftsarztes Dr. Jochen Veit wieder zum Team. „Es geht auch nicht
anders! So haben wir wenigstens den vierten Verteidiger“, beißt Jahns
die Zähne zusammen. Das Glück, das den Tüchtigen gegen Rosenheim noch
fehlte, darf bei den Füssener Leoparden gern zu den Löwen zurückkehren!
Rolf Reisinger