Preussen: Hockeyweb-Interview mit möglichem Investor Oliver Kopplin

Im vergangenen Frühjahr gingen die Berlin Capitals wieder einmal pleite, zum letzten Mal. Unter dem Dach des Berliner Schlittschuh-Clubs konnten die Preussen dennoch in der Oberliga bleiben und versuchten nun einen neuen Anfang. Und es sah gut aus, zuletzt prägten keine negativen Schlagzeilen mehr das Image der Preussen, im Gegenteil: Die beispiellose Serie des Oberligateams mit mehr als 20 Pflichtspielsiegen in Folge erweckte den Eindruck, dass bei den Preussen endlich solide und vor allem diskret gearbeitet wird. Bis plötzlich die Bild-Zeitung mit folgender Schlagzeile schockte: "Florida-Olli will die Preussen kaufen!" Oliver Kopplin, ein alter Preussenfan, hat in den vergangenen Jahren in den USA anscheinend sein Glück gemacht und will nun bei "seinem" alten Club einsteigen. Eine Neuigkeit, die wegen der Indiskretion eines an den Verhandlungen Beteiligten an die Öffentlichkeit gelangte und Oliver Kopplin somit in eine Reihe mit diversen "Blendern" aus der Capitals-Zeit stellte, zumal "Florida-Olli" bis heute keinen Beweis seiner Solvenz erbracht hat. Dies begründet er mit dem durch die Indiskretionen entstandenen Misstrauen gegen einige Gesellschafter der Preussen.
Heftig wird seitdem diskutiert, ob Oliver Kopplin bei den Preussen einsteigen sollte und unter welchen Bedingungen. Doch allmählich verdichten sich Gerüchte, sein Einstieg sei überlebensnotwendig für den Berliner Traditionsclub, finanziell stünde es bereits wieder einmal '"5 vor 12".
Dazu Preussen-Geschäftsführer Michael Walter: "Mit Sicherheit ist die Situation für einen neuen Club nicht einfach, vor allem bei der Vorgeschichte der letzten 20 Jahre am Standort Charlottenburg und in Anbetracht der großen Konkurrenzsituation des Profisport- und sonstigen Freizeitangebotes in und um Berlin. Der Club ist alle möglichen Probleme angegangen und wird dafür entsprechende Lösungen finden. Der sportliche Erfolg der Mannschaft macht den Gewinn neuer Sponsoren und Zuschauer sowohl für die laufende wie auch die kommende Saison natürlich nicht schwerer."
Oliver Kopplin stand Hockeyweb freundlicherweise für ein Interview zu Verfügung und bestätigte, dass es bei den Preussen Probleme gibt.
Hockeyweb: "Warum erwägen Sie einen Einstieg bei den Preussen?"
Kopplin: "Als Fan habe ich ein persönliches Interesse."
Hockeyweb: "Spielen Pläne wie der Bau einer neuen Halle dabei eine Rolle,
ähnlich wie bei den Eisbären?"
Kopplin: "Kein Kommentar"
Hockeyweb: "In den vergangenen 10 Jahren haben sich bei den Preussen viele
Blender und Großmäuler gegenseitig die Klinke in die Hand gegeben und
großartige Versprechungen gemacht. Wie wollen Sie den sehr vorsichtig
gewordenen Fans klarmachen, dass Sie im Gegensatz zu den anderen
Personen seriös sind?"
Kopplin: "Das ist jetzt zu spät. Gerade wegen der Vergangenheit sollten
alle
Parteien Stillschweigen bewahren. Das hat, wie Sie wissen, nicht
geklappt.
Alles was geschrieben wurde kam, bis zum Radio- Eiskalt -Interview, von
anderen. Das verunsichert Fans umso mehr. Wie seriös ich bin, wird erst
im
Laufe der nächsten Wochen veröffentlicht. Bis dahin wird es noch so
einiges Rätselraten geben. Ich habe keinen Zeitdruck.
Ich habe übrigens von über 300 Emails im Anschluss
an das
Radio -Eiskalt –Interview keine negativen Reaktion bekommen - außer natürlich ein paar
im
Internet-Forum. Die meisten Emails zeigten Verständnis für mein Verhalten und
wünschten mir viel Glück. Das zeigt, das die meisten Preussenfans
gerne
warten, bis das letzte Wort gesprochen wurde, und werden sich dann ein
Urteil
bilden."
Hockeyweb: "Sie haben in einem Interview erklärt, das Ziel für die Preussen
sei
"DEL 2006". Unabhängig von der Jahreszahl, halten Sie einen Durchmarsch
durch die 2. Liga für planbar? Worauf stützt sich diese optimistische
Einschätzung?"
Kopplin: "Money does not get you a winner, coaching does. Das sagt
eigentlich alles. Ich bin der festen Überzeugung dass der derzeitige
Sportdirektor Köpf und Trainer Brockmann das verstehen. Ich würde
absolutes
Vertrauen in deren Fähigkeit haben, nicht nur die finanziell beste
Mannschaft aufs Eis zu schicken sondern die beste Mannschaft die als
Team
spielt. Mit der Vermerkung, dass die Oberliga logischerweise nicht die 2.
Bundesliga ist, hat man aber doch feststellen können das Köpf,
Brockmann
und Co in der Lage sind, Probleme zu erkennen und diese Probleme zu
lösen
ohne den Zusammenhalt der Mannschaft zu gefährden. Was wir auch
gesehen
haben ist die Tatsache, dass die sportliche Leitung der Preussen ganz
klar
erkannt hat, dass das beste Eishockey am Ende der Saison gespielt werden
muss. In der DEL ist es fast unmöglich einen Durchmarsch zu machen
(Aufsteiger -- Meister) aber in den unteren Ligen mit den richtigen
finanziellen Mitteln und dem richtigen sportlichen Umfeld (und dazu
gehören
nicht nur Trainer und Sportdirektor sondern auch all die, die
ehrenamtlich
den Preussen zur Seite stehen wie z.B. Materialinstandhaltung und
Mannschaftsbetreuung) ist so etwas durchaus möglich. Gibt es dafür
eine
Garantie? Natürlich nicht. Aber wer nicht nach höherem strebt wird
immer
ganz unten bleiben."
Hockeyweb: "Bei den Preussen scheinen derzeit hinter den Kulissen einige
Bewegungen stattzufinden, so sollen einige Gesellschafter ausgeschieden
sein. Wurden diese Bewegungen durch Ihre Einstiegspläne ausgelöst?"
Kopplin: "Das ist eigentlich das Lustige, wenn man das Wort Lustig
gebrauchen
kann, an der ganzen Sache. Es wird immer gesagt, dass der Oliver an allem
Schuld ist. Fakt ist jedoch, das Probleme vor meiner Ankunft existiert
haben
und das die Taktik, die Presse mit reinzuziehen um mich in die Ecke zu
treiben, nicht aufgegangen ist. Im Gegenteil, dadurch sind einige (Fans
und
Medien) erst einmal aufgewacht und haben mitbekommen, dass es Probleme
gibt.
Hätte die GmbH sich an unsere Abmachung gehalten, wäre alles ruhig
über
die Bühne gegangen. Kein Wort der Probleme wäre an die
Öffentlichkeit
gelangt, Florida Olli würde nur existieren, wenn eine Vereinbarung
getroffen
wäre. Mein Besuch war vielleicht indirekt ausschlaggebend, aber
Probleme
gab es vorher und das ganze "Presse los auf Oliver" hat sich als
Bumerang
entpuppt."
Hockeyweb: "Welchen Eindruck hatten Sie bei Ihren Verhandlungen mit der
GmbH?
Wird sie seriös geführt, steht der "Verein" auf einem gesunden
Fundament,
oder wird es die fast schon traditionellen finanziellen Probleme ab
Februar
geben, so dass Sie quasi die "letzte Rettung" wären?"
Kopplin: "Ich werde niemanden vorwerfen nicht seriös gehandelt zu
haben. Ich
mache mir natürlich meine eigenen Gedanken aber wie man so schön sagt
"Die
Gedanken sind frei". Ich kann die Situation nur nach den Fakten, die
mir
überreicht worden sind und die ich mir selber erarbeitet habe,
beurteilen.
Alles andere ist egal. Irgendwann demnächst werde diese Fakten
wahrscheinlich öffentlich werden und jeder kann sich dann ein eigenes
Urteil bilden. Logischerweise werde ich Fakten von beiden Seiten
veröffentlichen. Wie seriös ich einige Gesellschafter einschätze
zeigt
die Tatsache dass ich, im Fall einer Übernahme, auf mindestens fünf
wahrscheinlich sechs Gesellschafter zähle. Wahrscheinlich nicht als
Gesellschafter aber in enorm wichtigen Positionen.
Ob ich die letzte Rettung wäre oder nicht, das kann man jetzt noch
nicht
sagen. Vielleicht findet die GmbH ja einen Weg ihre eigenen Probleme zu
lösen, vielleicht auch nicht. Ob ich der "Retter" bin oder jemand
anderes,
das wissen wir ja auch noch nicht. Nur eins ist klar: egal wer die
Geschicke
der GmbH führt, die derzeitigen Gesellschafter, andere Gesellschafter
oder
"Florida Olli", ich werde immer ein Preussenfan bleiben."
Text und Interview: Alexander Brandt