Oberliga-Streit: Sorge droht Sperren an – DEB-Rechtsanwalt widersprichtNeue Runde in Auseinandersetzung zwischen DEB und LEV NRW
Der gebrochene Schläger als Symbol - vier NRW-Clubs wollen in der DEB-Oberliga spielen. Der LEV NRW will es verhindern. (Foto: Imago)Es nimmt einfach kein Ende. Am 18. April 2015 wurde in Frankfurt eine neue Satzung von den Mitgliedern des Deutschen Eishockey-Bundes beschlossen. Dort ist geregelt, dass die Oberligen ausschließlich vom DEB geführt werden soll. Wolfgang Sorge, Präsident des Landes-Eissport-Verbandes NRW, sieht jedoch weiterhin seinen Verband im Recht, eine Oberliga West durchzuführen. Die vier Vereine, die sich der DEB-Oberliga anschließen wollen, finden diesen Zwist alles andere als lustig.
Nun droht Wolfgang Sorge Konsequenzen an und attackiert diese vier Vereine, bei denen es sich aus dem NRW-Verbandsbereich um den EV Duisburg, die Moskitos Essen, den Herner EV und die Eisadler Dortmund handelt massiv. So heißt es in der Mitteilung: „Auch hinsichtlich der möglichen Konsequenzen für die Vereine, die möglicherweise aus egoistischen Gründen rechtswidrig ausbrechen wollen, lässt Wolfgang Sorge keinen Zweifel an einer unvermeidbar notwendigen harten Linie. Wenn eine Mannschaft trotz seiner Meldung im Meisterschaftsspielbetrieb des LEV nicht antritt oder spielen will, so ist diese Mannschaft für jeglichen Spielverkehr gesperrt. So besagt es die Spielordnung des DEB und die ist für das gesamte Eishockey in Deutschland rechtsverbindlich.“ Zudem behauptet der LEV NRW in seiner Pressemitteilung die Vereine hätten „fristgerecht und verbindlich entsprechend der Durchführungsbestimmungen zum 2. Mai für den Meisterschaftsspielbetrieb des LEV NRW gemeldet. Wenn einige Vereine nun dennoch stattdessen im DEB spielen wollen, so ist dies ein klarer Verstoß gegen die DEB-Spielordnung.“
Die Frage der Meldung
Ob das allerdings wirklich so ist, sei einmal dahin gestellt. Denn einer beziehungsweise mehrere Vereine haben die Meldung unter Vorbehalt abgegeben. Lothar Grabe, Vorsitzender der Eisadler Dortmund, hat für diese Argumentation keinerlei Verständnis. „Die Vereine wussten doch vor drei, vier Wochen nicht, wer für die Oberliga zuständig ist. Da ist es doch normal, dass man sich im Zweifel bei beiden meldet, um keine Fristen zu versäumen. Dass im Zuge des Streits zwischen dem DEB und dem LEV am Ende nur einer von beiden die Oberliga organisieren kann, liegt doch auf der Hand. Und dem entsprechend hinfällig wäre dann die jeweils andere Meldung.“
Grabe lässt zudem keine Zweifel daran, dass er den DEB als den Verband ansieht, der berechtigt ist, die Oberliga zu organisieren. „Die neue Satzung, die dies regelt, ist in Frankfurt einstimmig, also auch von Herrn Sorge und damit durch den LEV NRW beschlossen worden. Und unter Sportlern muss doch gelten, dass das, was man beschlossen hat, auch so umgesetzt wird. Jetzt mit juristischen Spitzfindigkeiten zu kommen, ist kein guter Stil. Und es ist unter Sportlern und Sportfans auch kaum vermittelbar.“ Auch sieht er in den bisherigen Argumentationen des LEV NRW nichts, was Sorges Auffassung im Gegensatz zur neuen DEB-Satzung bekräftigen würde. „Wenn Herr Sorge dieser Rechtsauffassung ist, dann soll er bitte auch den Beweis dafür liefern, dass dies zutrifft. Stattdessen kommen aber nur Allgemeinplätze. Nun sogar Repressalien ins Spiel zu bringen, ist erneut ein schlechter Stil. Man kann sachlich miteinander argumentieren, aber es geht nicht, dass zwei Verbände ihren Streit auf dem Rücken der Vereine führen.“ Grabe betont im Vorfeld der Oberliga-Tagung am Mittwoch, 3. Juni, in Hannover, dass der tatsächliche Start der Dortmunder in einer DEB-geführten Oberliga auch vom Modus abhänge. „Wenn wir eine Oberliga Süd und nur eine Oberliga für den Rest Deutschlands haben, dann ist das für uns sicher nicht machbar. Dann werden wir im LEV in einer Regionalliga spielen. Das täte mir für die Fans unendlich leid, aber man muss auch die wirtschaftliche Vernunft im Auge haben.“
Einvernehmlicher Beschluss
Marcus Haase, Rechtsanwalt des Deutschen Eishockey-Bundes, widerspricht den Darstellungen des LEV NRW. „Wenn Herr Sorge zu Beginn der aktuellen Pressemitteilung davon spricht, dass es eine Selbstverständlichkeit sei, sich an geltende Bestimmung zu halten, kann ich nur sagen, dass Herr Sorge der Neufassung der Satzung und damit auch der Neuordnung der Oberliga ohne Vorbehalte zugestimmt hat. Als der Satzungsentwurf vor der Sitzung an die Mitglieder versendet worden ist oder spätestens in der Sitzung selbst, hätte er dieses Thema zur Sprache bringen können.“ Haase weiter: „Hier geht es um einen einvernehmlichen und einstimmigen Beschluss der Eishockey-Familie, dem auch Herr Sorge für den LEV NRW zugestimmt hat. Sein jetziges Verhalten ist widersprüchlich.“
Haase verweist auch auf die Gleichstellungsvereinbarung, die aktuell zwar nicht wörtlich erwähnt wird, aber im Hintergrund natürlich mitschwingt. „Es steht wortwörtlich im Gleichstellungsvertrag, das dieser für 2014/15 gilt. Lediglich in der Präambel steht, dass spätestens bis 2017/18 der Oberliga-Spielbetrieb ausschließlich vom DEB durchgeführt wird. Daraus leitet Herr Sorge ab, dass der Vertrag auch solange gültig ist. Das ist nicht so.“
Keine Freigabeerfordernis
Eine Freigabeerfordernis durch den LEV NRW für die Vereine, die in einer DEB-Oberliga spielen wollen, erkennt Haase nicht. „Die gibt es gemäß Satzung nur bei einem Aufstieg. Hierbei handelt es sich nicht um einen Aufstieg, sondern um eine Neustrukturierung der Oberliga.“ Sollte der LEV die Meinung vertreten, die Clubs der Oberliga West seien eben nur für die Oberliga West startberechtigt, ließe sich eben mit jener bis 2014/15 gültigen Gleichstellungsvereinbarung argumentieren, dass die Clubs der vier Oberliga-Gruppen für die Oberliga spielberechtigt sind und nicht nur für eine der bisherigen Staffeln.
Im Sinne des Eishockeys muss auf eine einvernehmliche Lösung gehofft werden und auf eine Argumentation ohne Repressalien gegen Clubs, die zwischen den Stühlen hängen. Das wäre schlechter Stil und muss besser gehen. Denn die Verbände sind letztlich für die Clubs da – und nicht anders herum.