Oberliga Meisterrunde: Mighty Dogs bleiben Spitzenreiter

Der Höhenflug der Schweinfurt Mighty Dogs hält an. Am Sonntag Abend errangen die einstigen Underdogs der Liga einen 3:2-Last-Minute-Sieg gegen die favorisierten Bremerhaven Fishtown Pinguins und bauten damit die Tabellenführung in der Oberliga Meisterrunde aus.
Es ist nicht in Worte zu fassen, was das Schweinfurter Eishockeyteam seinen Anhängern in diesen Wochen bietet: Dramatik in jedem Spiel, aufopferungsvoller Kampf bis zum Ende, glanzvolle Siege und eine souveräne Tabellenführung. Am Sonntag Abend verfolgten knapp 1800 Zuschauer das Spitzenspiel der Eishockey Oberliga Meisterrunde und sahen eine fulminant aufspielende Heimmannschaft, die laut Gästetrainer und Ex-Nationalspieler Peter Draisaitl jetzt "jeder Oberligist auf der Rechnung haben muss".
In einem hochklassigen Eishockeymatch schossen der nimmermüde Sergej Waßmiller, der junge Wirbelwind Marian Dejdar und der Matchwinner Mikhail Nemirovsky die Tore für die Mighty Dogs. Craig Streu und Patryk Pysz waren für Bremerhaven erfolgreich.
Zu Beginn der Partie zeigten die Gäste aus dem hohen Norden das konzentriertere Aufbauspiel, erarbeiteten sich bis zur vierten Minute, in der sie mit dem 0:1 belohnt wurden, eine Schußstatistik von 5:1. Pysz hatte quer auf Kapitän Streu abgelegt und der zog zwei Meter hinter der blauen Linie ab - 0:1. Ab der zehnten Minute, als Schweinfurt ins Spiel gefunden hatte, schwächten sich die Pinguins durch mehrere Strafzeiten selbst. Bis zum Ende des ersten Drittels nahmen fünf Bremerhavener auf der Strafbank Platz. Obwohl auch Görlitz und Waßmiller zwischenzeitlich in die Kühlbox verbannt waren, fanden die Mighty Dogs in den Überzahlsituationen ins Spiel zurück. Leider blieben die sich bietenden Einschußmöglichkeiten (noch) ungenutzt.
Im zweiten Drittel musste der angeschlagene Mike Heindl passen, dafür biß Jens Müller, der entgegen allen Erwartungen "unbedingt spielen wollte", weiter auf die Zähne. Die Mighty Dogs übernahmen das Kommando und drängten die Gäste mehr und mehr in die Defensive. Erst nach sechseinhalb Minuten bekam Jan Guryca im Schweinfurter Gehäuse den ersten Schuss im zweiten Drittel auf sein Tor. In der Offensive agierten seine Mannschaftskameraden immer druckvoller: Erst hatte Marian Dejdar den Ausgleichstreffer auf dem Schläger (28., nach toller Vorarbeit von Nemirovsky), dann schoß ein bravourös aufspielender Sergej Waßmiller wenige Zentimeter am langen Eck vorbei (29., während eine Strafe angezeigt war).
Als Jeremy Stasiuk die zwei Strafminuten absitzen sollte, da schlug es nach nur 18 Sekunden Überzahl zum ersten Mal hinter Markus Hätinen ein: 1:1 durch Waßmiller; die herrliche Vorarbeit leistete Danny Albrecht, der tags zuvor aus Finnland (von einem U-19-Nationalmannschaftsturnier) zurückgekehrt war.
Schweinfurt blieb am Drücker und setzte nach: Mortier versucht Hätinen zu verladen (33.), Albrecht hat Pech beim Abschluss einer sehenswerten Kombination (35.), Dejdars' Bauerntrick gelingt nicht (35.), Albrecht schließt einen tollen Alleingang mit einem harten Schuss ab und trifft den abgetauchten Hätinen an der Maske (36.), Waßmillers Solo wird auf Kosten einer weiteren 2-Minuten-Strafe im letzten Moment unterbrochen (37.).
Kein Wunder, das wenig später der vielumjubelte 2:1-Führungstreffer der Mighty Dogs fiel. Zu groß war der Druck geworden. Lars Müllers' Paß vors Tor fand in Marian Dejdar den Abnehmer. Dejdar schlenzte den Puck halbhoch ins lange Eck - was für ein Treffer!
Zu Beginn des Schlussabschnitts schienen die Gäste zu einem sichereren Aufbauspiel zurück zu finden. Das sehenswerte Zusammenspiel zwischen Moborg und Pysz schloß Letzterer mit einem satten Schuß ins Schweinfurter Tor zum 2:2 ab (44.).
In der 55. Minute hatten die Gäste aus Bremerhaven durch Reader und Rentzsch zwei Großchancen vergeben. Da kam das von Jari Pasanen genommene "Timeout" gerade recht, um zur Konzentration zu mahnen. In der hektischen Schlußphase hatten die Pinguins durch Moborg und Meyer zwei gute Aktionen, doch Jan Guryca hielt überragend. Auch Bremerhaven nahm eine Auszeit, wohlwissend um die Stärke der Mighty Dogs in den letzten Spielminuten (siehe Hannover-Spiel).
Und dennoch - die Schweinfurt Mighty Dogs schlugen wieder zu. Achtzehn Sekunden vor dem Ende scheiterte Dejdar noch an Hätinen, doch vier (!) Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit erzielte Nemirovsky aus dem Gewühl vorm Gästetor heraus das 3:2. Der Icedome verwandelte sich in ein Tollhaus. Der völligst entnervte Hätinen, sonst einer der ruhigsten Vertreter seiner Zunft, ließ seinem Frust freien Lauf und fing sich dadurch noch eine Disziplinarstrafe ein.
Die glorreichen Siege in Ravensburg und Hannover waren an Dramatik eigentlich nicht zu überbieten. Doch die Mighty Dogs kennen in diesen Tagen keine Superlativen. Jari Pasanen und Jamie McKinley suchten in der anschließenden Pressekonferenz nach passenden Worten für die unglaublichen Leistungen, die ihr Team seit Wochen aufs Eis zaubert. Das größte Lob kam vom Gästetrainer: "Schweinfurt hat die Punkte nicht geschenkt bekommen. Hier wird hart gearbeitet. Spätestens jetzt kann man das glauben, was ich schon vor Wochen gesagt habe: Jeder Oberligist muss Schweinfurt auf der Rechnung haben."
Jari Pasanen lobte sein Team: "Jeder kämpft für jeden. Selbst angeschlagene Spieler wollen unbedingt spielen. Die Mannschaft hat sich sogar gewünscht, schon jetzt für die PlayOffs zu trainieren... Wenn sie schwere Beine haben wollen, dann sollen sie die auch haben." Eine Aussage, die das widerspiegelt, was sich in den Ergebnissen niederschlägt: Die Mighty Dogs sind hungrig auf Erfolge und fürchten niemanden mehr.