Von unten nach oben? Die „Crocos“ als neuer FanmagnetDie Teams der Oberliga Nord (2/2)
Rostock Piranhas (Vorjahr: 10. Oberliga Nord)
Im vergangenen Jahr wurden die Piranhas Zehnter. Nach oben ging nichts, nach unten auch nicht. Sicher hoffen die Fans in der Schillingallee darauf, dass diesmal noch mehr gelingen kann, doch die Konkurrenz im Kampf um die Play-off-Ränge dürfte eine Spur zu groß sein.
Dustin Haloschan darf als guter Goalie gelten. Er macht seine Sache sehr ordentlich. Die Defensive vor ihm wurde runderneuert. Das muss in diesem Fall nichts Schlechtes sein. Dennis Dörner und Florian Ullmann kamen aus Leipzig. Als Abwehrchef könnte sich Pascal Sternkopf etablieren, der von den Tölzer Löwen in den hohen Norden wechselte. Die Hoffnungen im Sturm ruhen auf dem Tschechen Tomas Kurka, der von den Cardiff Devils kam und dort 24 Tore und 26 Vorlagen in 66 Spielen (einschließlich Play-offs) verbuchte. Neunmal lief er sogar schon für die Krefeld Pinguine in der DEL auf, gar 17 Mal für die Carolina Hurricances in der NHL. Für Rostock kann es darum gehen, im zweiten Saisonabschnitt die untere Runde zu dominieren und dann in den Pre-Play-offs einen Vertreter der oberen Runde zu ärgern. So ein Saisonverlauf wäre für Rostock ein schöner und zu honorierender Erfolg.
Harzer Falken (Vorjahr: 11. Oberliga Nord)
Haben die Harzer Falken einen Schritt nach vorne gemacht? Das bleibt abzuwarten. Zumindest gibt es Ansätze, die Braunlage darauf hoffen lassen. Wenn schon nicht Play-offs, dann zumindest Pre-Play-offs. Das könnte bei einem guten Saisonverlauf gelingen.
Im Tor hat Fritz Hessel mit dem jungen Jannis Ersel Konkurrenz bekommen, der in den letzten Jahren rumgekommen ist und dabei sicher viel gelernt hat. Alexander Engel bringt viel Erfahrung in der Defensive mit, blieb am Wurmberg und soll helfen, die Zahl der zu vielen Gegentore zu reduzieren. Hilfe bekommen die Falken dabei auch vom Kanadier Dylan Quaile, der neu im Team ist. Auch die zweite Importstelle wurde neu besetzt – mit dem Uni-Spieler Ryan McGrath. Für den Faktor Erfahrung im Sturm steht eindeutig Artjom Kostyrev. Der 34-Jährige hat 237 Mal in der DEL gespielt, 191 Mal in der 2. Liga und 130 Mal in der Oberliga. Zuletzt lief er für den ESC Paderborn (!) in der NRW-Liga auf; der sportliche Aufstieg in die Regionalliga durfte dort wegen fehlender Nachwuchsarbeit nicht wahrgenommen werden. Nun sucht er in Braunlage eine neue Herausforderung. Auch von seiner Qualität kann abhängen, ob aus der Herausforderung ein Erfolg wird.
ESC Wedemark Scorpuins (Vorjahr: 12. Oberliga Nord)
Der Underdog will nach oben. Laut der Mannschaftsleitung will man im dritten Oberligajahr an der Play-Off-Runde wenigstens ankratzen. Dafür wurde geklotzt und die Qualität extrem nach oben getrieben.
Zwei echte Talente werden um die Nummer 1 kämpfen. Lukas Müller, bisheriger Stammkeeper und der Neuzugang aus Langenhagen, Dennis Korff. Peddinghaus wird sich als die Nr. 3 begnügen müssen. Hier sind die Wedemärker stark aufgestellt, da beide Keeper Spiele gewinnen können. In der Verteidigung gelang der erste echte „Reißer“. Vom Lokalrivalen Hannover Indians kam Dennis Schütt. Der 24-Jährige schaffte in der letzten Saison 72 Punkte, davon 60 Assists. Zwei weitere Neue kamen aus Braunlage, wobei Bauer neu ist und Weikamp schon während der letzten Saison wechselte.
Unglaublich, aber wahr: Ex-Nationalstürmer Andreas Morczinietz von den Hannover Scorpions sowie der Ex-Kapitän der Hannover Indians, Sebastian Lehmann, kamen ebenfalls in die Wedemark. Beide sind pro Saison für 60 Punkte gut. Dazu konnte Michael Budd gehalten werden und mit US-Boy Charlie Adams kam aus Pensacola (SPHL) ein Crack, der bereits in der Vorbereitung mit starken Leistungen von sich aufmerksam machte. Die Wedemärker haben das Zeug, den Einzug in die Play-off-Runde spannend zu machen. Ob sie es auch schaffen, hängt von vielen Faktoren ab und wie gut Trainer Dieter Reiß seine Mannen im Griff hat.
Black Dragons Erfurt (Vorjahr: 13. Oberliga Nord)
Die letzte Saison soll schnell abgehakt werden. Zwar gab es immer mal wieder spielerische Highlights aber am Ende standen nur 40 Punkte auf der Habenseite mit einem Torverhältnis von 156:218. Da war klar, dass in der Defensive der Schuh drückt.
Beide bisherigen Keeper sind gebürtige Erfurter. Otte zeigte durchwachsene Leistungen, Löffelholz stand zehn Spiele im Tor, ist der Back-Up. Hier bestand Nachholbedarf und es kam Erik Reukauf aus Leipzig, dort ebenfalls als Back-up eingesetzt war. Damit soll die Konkurrenzsituation die Leistungen beflügeln. Angeführt wird die Verteidiger-Garde, die acht Mann umfasst, vom 39-jährigen Robin Sochan. Mangels Masse blieb die Verteidigung beisammen, ist also eingespielt. Einziger Neuzugang: Anton Barrein, zuletzt bei beiden hannoverschen Klubs unter Vertrag. Elf Stürmer stehen Trainer Thomas Belitz zur Verfügung. Darunter der DEL-erfahrene, wenn auch schon 40-jährige Jan Zurek. Auch Grosch ist sehr erfahren und da zum letzten Saisonende der Slowake Michal Vazan überzeugen konnte, blieb auch er. Erfurt wird es auch in dieser Saison schwer haben, zumal die sogenannten Kleinen alle stark aufgerüstet haben. Für einen Play-off-Platz muss es von Anfang an laufen und Verletzungen darf sich der relativ kleine Kader nicht erlauben.
EHC Timmendorfer Strand (Vorjahr: 14. Oberliga Nord)
Die Beachboys setzen in der kommenden Spielzeit unter dem neuen Coach Dave Rich überwiegend auf junge Spieler. Da Jesper Delfs und Moritz Meyer abgesagt haben, dürfte der EHCT bestimmt noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden. Auch abseits des Eises tut sich derzeit viel im Kurpark von Timmendorfer Strand. Die Gemeinde hat die Eishalle wieder übernommen. So wurde das Plexiglas hinter den Toren, der VIP-Bereich und die Kabinen erneuert. Zudem gab es für die angrenzende Tennishalle einen neuen Belag. Die Gastronomie liegt ebenfalls wieder in den Händen des EHCT. Weiterhin erhält der Verein viel mehr Eiszeit. Es bleibt zu hoffen, dass die Gemeinde Timmendorfer Strand diesen Kurs auch über den 1. April 2017 weiter geht und nicht angesichts roter Zahlen Eishockey im Land zwischen den Meeren einstampft. Enorme Summen geisterten durch die Fanszene. Eine Eishallen-Sanierung würde rund 3,5 Millionen Euro kosten, für einen Neubau wären sechs Millionen Euro fällig.
FASS Berlin (Vorjahr: 15. Oberliga Nord; in der Relegation abgestiegen, als Nachrücker drin geblieben)
Man mag die Akademiker unterschätzen, aber eines ist sicher richtig – dass sich der Club, der nun schon eine halbe Ewigkeit mit den Eisbären Berlin kooperiert, Traditionsverein nennen darf, weil einfach grundsolide gearbeitet wird. Da in einer Stadt wie Berlin ein kleiner Amateurverein Schwierigkeiten hat, den Weg in die öffentliche Wahrnehmung zu finden, heißt das mitunter eben auch: Sportlich müssen kleinere Brötchen gebacken werden. So kleine wie in der vergangen Saison sollten es freilich nicht sein. Schwacher Start, starker Mittelteil, katastrophale Relegationsrunde. Das soll und muss besser werden. Die Eisbären-Talente sollen helfen, dass dies gelingt. Mit Oliver Duris kam ein guter Kontingentspieler von den Hannover Indians. Erfahrung bringt Tom Fiedler (zuletzt Heilbronn, DEL2) mit. Wie stark der tschechische Verteidiger Dominik Müller ist, wird sich zeigen müssen.
ECC Preussen Berlin (Vorjahr: 17. Oberliga Nord; in der Relegation gerettet)
Im vergangenen Jahr sicherten sich die Preussen, die nur zu gerne an die Glanzzeiten anknüpfen würden, als der „Vorname“ noch BSC lautete, den Klassenerhalt erst in der Relegation. Das soll nun souveräner gelingen. Dafür lotsten die Berliner Hannovers Eishockeylegende Lenny Soccio als Trainer an den Glockenturm. Die Kontingentstellen besetzen der Niederländer Julian van Lijden (zuletzt FASS) und der Schwede Michael Raynee (aus der dortigen dritten Spielklasse). Zudem kam der Deutsch-Amerikaner Josh Rabbani aus Neuwied; Veit Holzmann, Sohn des Preussen-Dauerbrenners Georg Holzmann, spielte bislang in Weiden. Preussen wurde stärker – der Rest der Liga aber eben auch.
Crocodiles Hamburg (Vorjahr: 18. Oberliga Nord; in der Relegation gerettet)
Nach dem Rückzug der Hamburg Freezers aus der DEL sind die Crocodiles in Sachen Eishockey das Aushängeschild der Sportstadt Hamburg, die ohne Olympia 2024 und Bundesliga-Handball auskommen muss. Mit der Verpflichtung von Freezers-Kapitän Christoph Schubert gelang dem Team aus Farmsen der größte Transfercoup der jüngeren Vereinsgeschichte. Langfristig möchten die Crocodiles in die DEL2. Sportchef Sven Gösch hat hierfür einen Vierjahresplan in der Schublade. Mit Headcoach Andris Bartkevics steht für die Mission „Eine Stadt, Ein Verein, Ein Ziel“ ein sehr oberligaerfahrender Trainer (Timmendorf, HSV) an der Bande. Zweimal in Folge wurde Bartkevics Trainer des Jahres. Mit Brad McGowan kam ein vielversprechender Stürmer hinzu. Die ehemaligen Freezers- und nun Crocodiles-Fans werden für eine volle Halle in Farmsen sorgen. Von 18 auf 1 – das wird nicht gelingen und ist auch nicht der aktuelle Anspruch. Aber die Play-offs dürfen es dann schon gerne sein.
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