Topduell am Pferdeturm geht mit 4:2 an HerneNiederlage für Hannover Indians

Mit 4:2 (1:1,2:0,1:1) blieben die Ruhrstädter siegreich vor 2.083 Zuschauern und zementierten ihre Tabellenführung, da sie vor Verfolger Essen nun schon vier Punkte Vorsprung haben. Die Indians dagegen behielten Platz Acht mit sechs Punkten Vorsprung vor dem regionalen Rivalen Wedemark.
Einer der Sieger stand jedoch schon vor dem Topduell der Oberliga Nord fest. Das waren die Männer. Nicht jene, die im Stadion weilten sondern alle. Einfach alle, vorzugsweise in Deutschland, aber das Problem um das es geht, ist nicht auf Deutschland beschränkt oder auf Europa sondern auf die ganze Welt. Viele Männer sterben viel zu jung durch Prostata – bzw. Hodenkrebs und die Movember-Foundation hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch Präventiv-Maßnahmen aber auch durch direkte Hilfe bis 2030 25 Prozent weniger Sterbefälle durch diese Krankheit zuzulassen. Die Idee der Hannover Indians, unterstützt von einigen Sponsoringpartnern wie beispielsweise der Firma Powalla, war, durch den Verkauf von 1000 künstlichen „Schnurrbärten“ Spendengelder einzunehmen und diese an die Foundation weiterzuleiten. Wie zu vernehmen war, war die Aktion ein voller Erfolg und die „Schnurrbärte“, die man sich für ein Spiel ins Gesicht kleben konnte, am Ende ausverkauft.
Der zweite Sieger des Abends war der Spitzenreiter Herner EV. Die Ruhrstädter beherrschten ihren Gegner ab der 20. Minute und ließen zu keiner Zeit erkennen, dass die drei Punkte in Gefahr werden würden. Dazu hatten die Hannover Indians, man muss es einfach so formulieren, nicht die Klasse. Dabei sah der Start ordentlich aus. Herne ging gleich „Full Speed“ und die Indians durften die ersten Minuten das gegnerische Tor nur vom eigenen Drittel sehen. Das änderte sich schlagartig, als Dreischer in der fünften Minute vom Eis musste und die, man soll es eigentlich kaum glauben, Indians, die heute ausgerechnet im Powerplay deutlich besser als die Herner agierten, prompt nach 15 Sekunden das 1:0 markierten. Pohanka stocherte die Scheibe über die Linie von Keeper Weidekamp, der den Vorzug vor Wendler von Trainer Petrozza erhalten hatte. Die Antwort war Gift für die Hannoveraner, denn bereits im Gegenzug kam Sam Verelst frei zum Schuss und der auch heute wieder starke Deske im Indians-Kasten war geschlagen. Hernes Coach Frank Petrozza sagte: „Das 0:1 passte nicht in unser Konzept, aber zum Glück konnten wir schnell den Ausgleich erzielen.“ In der Folgezeit entwickelte sich eine Begegnung, die es von der Schnelligkeit und dem gezeigten Einsatz einer Play-off-Begegnung in nichts nachstand. Besonders heikel für die Indians die Phase um die elften Spielminute, als Hein zu Recht und Valasek, etwas merkwürdig, auf die Strafbank mussten und Herne 52 Sekunden zwei Mann mehr aufbieten konnte, aber an der konzentrierten hannoverschen Defensive verzweifelte.
Wer sich dann von nur 2083 Zuschauern, bei normalem Novemberwetter und eine Woche nach dem ausverkauften Stadtderby eine enttäusche Zahl, sich auf ein tolles zweites Drittel freute, hatte verloren. Die Indians, eigentlich für ihre Kampfkraft berühmt, zeigten sich gehemmt, griffen viel zu spät an, ließen den Gegner gewähren und der bedankte sich auf seine Art. Indians-Coach Stolikowski: „Im ersten Drittel gleichwertig, im zweiten haben wir wieder, wie häufiger in letzter Zeit den Faden verloren.“ In der 27. Minute konnte Nieberle in einen der zahlreichen hannoverschen Fehlpässe sprinten, kreierte mit seiner Schnelligkeit eine 2:1-Situation, fuhr seinen Laufweg fast zu Ende um dann die Scheibe an den völlig freien Sören Hauptig weiterzuleiten und der wuchtete die Scheibe an Deske vorbei zur Führung. Zu diesem Zeitpunkt noch etwas glücklich, aber die Indians waren geschockt. Die Fehlpässe nahmen zu, ein geordnetes Aufbauspiel mit überraschenden Ideen fand nicht mehr statt und prompt hieß es 1:3. Aaron MacLeod wurde mal wieder nicht angegriffen, setzte seine Rückhand ein und es stand 1:3. Es war das einzige Tor, bei dem Deske etwas unglücklich aussah. Zwei Tore sind im Eishockey nun wirklich nicht viel aber, um gegen ein Spitzenteam einen derartigen Rückstand aufzuholen, muss man eventuelle spielerische Fähigkeiten eventuell zurückstellen und über den Kampf zum Spiel kommen. Bei den Indians war der Wille sicher vorhanden, aber es passte nichts mehr. Bestes Beispiel war ein doppeltes Überzahlspiel über 51 Sekunden. Eine halbwegs brauchbare Torchance wurde erarbeitet, alles anderes war Stückwerk. Jede gegnerische Verteidigung, auch die der Herner, kann sich an einer solchen Phase hochziehen und die Kraft für eine weitere erfolgreiche Defensive schöpfen.
Was man den Indians im dritten Drittel nicht vorwerfen kann, wäre mangelnder Wille. Allein ein Schussverhältnis von 18:10 zeigt deutlich, dass die Herner massiver ihr Tor verteidigen mussten als erwartet. Trotzdem, auch jetzt blieb vieles Stückwerk. Der Puck erwies sich nicht als Freund der Hannoveraner und viel Arbeit verpuffte im Nichts. Die Ruhrstädter dagegen, angetrieben von ihren beiden Kontingentspielern Snetsinger und MacLeod sowie den Ex-Indians-Akteuren Reekers und Dreischer, blieben jederzeit gefährlich und zeigten routinierte Spielzüge. Aber auch der HEV konnte eine bestimmte Spannung nicht verhindern als den Indians in der 47. Minute das zweite Powerplay-Tor des Tages gelang. Erst war Pohanka noch an Weidekamp gescheitert und dann jagte Baier die Scheibe mit Wut ins Netz. Wäre es gerissen, es hätte keinen im Stadion gewundert. Die nun neu entfachte Spannung hielt exakt 188 Sekunden, dann sah die Indians-Defensive nicht gut aus. Thomas Richter, ansonsten keiner der Herner Goalgetter, erzwang das 2:4. Damit war die Messe gelesen, denn alle Bemühungen seitens der Indians-Spieler wie auch taktischer Änderungen von Indians-Coach Stolikowski blieben fruchtlos.
Hernes-Coach Frank Petrozza: „Meine Mannschaft bringt seit 16 Spielen unglaubliche Leistungen. Ich bin sehr stolz auf die Jungs aber es ist nur ein Zwischenziel. Abgerechnet wird in den Play-offs.“
Indians-Coach Tobias Stolikowski: „Ich bin schon enttäuscht. Wir haben gut angefangen, im zweiten Drittel extrem nachgelassen und am Ende fehlte die Kraft, um noch nachlegen zu können. Wir müssen das Spiel ab Dienstag aufarbeiten und wir wollen versuchen, den Hebel wieder umzustellen.“
Tore: 1:0 (4:52) Branislav Pohanka (Hein, Ziolkowski/5-4), 1:1 (5:23) Sam Verelst (Kreuzmann, Maas), 1:2 (26:01) Sören Hauptig (Nieberle, Kreuzmann), 1:3 (28:36) Aaron MacLeod (Richter, Ackers), 2.3 (46:06) Yannik Baier (Pohanka, Hein/5-4), 2:4 (49:14) Thomas Richter (MacLeod, Hauptig). Strafen: Hannover Indians 14, Herner EV 18. Zuschauer: 2083.