Scorpions zwingen Leipzig in die Serien-OvertimeHannover Scorpions

Wer gedacht hätte, dass die Serie am heutigen Dienstag endgültig zu Ende ist, hatte sich getäuscht. Leider gab es von dieser Sorte eine Menge, denn nur 596 Zuschauer verirrten sich förmlich in die Langenhagener Eishalle und diese werden ihr Kommen zu keinem Zeitpunkt bereut haben.
Es war ein Play-off-Spiel, wie es im Buche steht. Um jeden Zentimeter Eis wurde gekämpft und am Ende hätte das Ergebnis auch umgekehrt ausgehen können. Die Scorpions, die überraschend wieder mit Andreas Morczinietz antraten, kamen gegenüber dem letzten Freitag wie ausgewechselt aus der Kabine. Man wollte seine letzte Chance nutzen und das überraschte scheinbar den Ostmeister, der nach zwei relativ lockeren Siegen vermutlich schon an Freiburg dachte, den vermutlich nächsten Gegner. So war dann auch das 1:0 von Darcy Vaillancourt (9.) kein Wunder und auch der schnelle Ausgleich vom Altmeister persönlich, dem 46-jährigen Jedrzej Kasperczyk (12.) wurde von den Gastgebern hingenommen, ohne gleich in besondere Hektik zu verfallen. Schöner wäre es jedoch für die Langenhagener gewesen, und hätte sicherlich auch ihren Coach Lenny Soccio beruhigt, wenn die nervöse Phase der Leipziger mit fünf Strafen in Folge ausgenutzt worden wäre. Stattdessen fiel die verdiente Führung genau in jenen wenigen Sekunden, als es mal mit Fünf gegen Fünf ging. Torschütze war der am heutigen Tage herausragende Daniel Reiss (17.)
Die Kabinenansprache von Trainer Mannix Wolf, der wenige Tage zuvor seinen 58. Geburtstag gefeiert hatte, muss etwas lauter gewesen sein, denn die Blau-Weißen kamen mit deutlich mehr Esprit aus der Pause. Trotzdem mussten die Gäste das schnelle 1:3 hinnehmen, als Andreas Morczinietz (21.) seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellte. Die geschockten Leipziger versuchten schnell den Anschluss wieder herzustellen, bissen sich aber an der leidenschaftlichen Verteidigung der Scorpions die Zähne aus und erst ein Powerplay mit zwei Mann mehr brachte den Umschwung. Der zuletzt überragende Thomas Vrba (30.) sorgte mit dem 2:3 wieder für echte Spannung. In der 35. Minute erzielte Lars Müller dann das 3:3 und jetzt schien sich das Spiel doch in Richtung Leipzig zu neigen. Obwohl bis zu diesem Zeitpunkt, vom 2:3 einmal abgesehen, alles Powerplays im Sand verliefen, zeigten sich beide Vertretungen auf einmal zahm. Der bis dahin äußerst konsequente Hauptschiedsrichter Marc Naust hatte auf einmal relativ wenig zu tun. Beide Mannschaften hielten sich zurück, wollten nicht durch unbedachte Aktionen ihren Farben schaden.
So blieb es im dritten Drittel bis kurz vorm Ende beim 3:3, ehe die Spannung sich dem Siedepunkt näherte. Die Icefighters markierten durch Thomas Vrba (55.) das 3:4 und hatten bereits einen Fuß im Halbfinale. Als dann auch noch Deichstätter auf die Strafbank musste, schien das Spiel aus Gastgebersicht verloren, aber diese zeigten in beeindruckender Manier die Zähne. Die Penaltyzeit wurde überstanden und dann gelang Phil Hungerecker (58.) in Zusammenarbeit mit Ringe und Reiss der Ausgleich. Das Stadion stand Kopf und es ging in die kaum erwartete Overtime.
Die nur mit 16 Mann angetretenen Scorpions überraschten mit ihrer Physis, hielten auch in der Verlängerung sofort dagegen und hatten Glück. Robin Ringe und Daniel Reiss hatten schon gemeinsam den Ausgleich vorbereitet, nun war beiden sogar vergönnt, das entscheidende Tor in die Wege zu leiten. Diesmal hieß der umjubelte und glückliche Torschütze Robin Ringe (63.), auch ein Mann, der normalerweise nicht zu den „Snipern“ bei den Scorpions gehört.
Tore: 1:0 (8:37) Darcy Vaillancourt (Lehmann), 1:1 (11:36) Jedrzej Kasperczyk (Fischer, Miethke), 2:1 (16:27) Daniel Reiss (Marek, Ringe), 3:1 (20:47) Andreas Morczinietz (Vaillancourt), 3:2 (29:44) Thomas Vrba (Rau, Müller/5-3), 3:3 (34:23) Lars Müller (Rau), 3:4 (54:54) Thomas Vrba (Fominych, Rau) 4:4 (57:59) Phil Hungerecker (Ringe, Reiss), 5:4 (62:04) Robin Marek (Ringe, Reiss). Strafen: Hannover 16, Leipzig 26. Zuschauer: 586.