Saisonvorschau 2018 / 19 Oberliga Nord Start der Saison in der Oberliga Nord
Die Moskitos Essen (weiße Trikots, hier beim Testspiel in Duisburg) gehören zum engsten Favoritenkreis in der Oberliga Nord. (Foto: Roland Christ)Am Freitag beginnt die Saison im Norden. Die ersten Sechs erreichen nach 48 Spieltagen das Play-off-Achtelfinale direkt; die Teams auf den Rängen sieben bis zehn bestreiten – analog zur DEL und DEL2 – eine Pre-Play-off-Runde.
Tilburg Trappers
Über die Niederländer gibt es nicht viel zu sagen, als das: Die Trappers sind als dreifacher Oberliga-Meister nach wie vor der große Favorit. Beim Einstieg der Tilburger vor drei Jahren hatte wohl kaum jemand damit gerechnet, dass das Team dermaßen stark sein würde. Das Umfeld ist professionell, der Zuschauerzuspruch liegt deutlich über 2000, oft bei 2500, die Infrastruktur im Stadion ist perfekt, Trainer Bo Subr leistet unaufgeregt hervorragende, professionelle Arbeit. Das Team blieb fast komplett zusammen, nur der Kanadier Parker Bowles wechselte nach Lillehammer in die erste norwegische Liga, sodass eine Kontingentposition frei ist. Sollten DEB und DEL2 jemals den Niederländern den Aufstieg ermöglichen, wären sie ein Nummer-1-Kandidat für den Sprung nach oben.
Moskitos Essen
In den letzten Jahren firmierte das Team der Essener gerne als „junge Wilde“. Und tatsächlich hatten die Stechmücken – ähnlich wie der EV Duisburg seinerzeit unter Franz Fritzmeier – mit dem Einbau zahlreicher Förderlizenzspieler aus der Nachbarschaft großen Erfolg. Dennoch wurde das Team nun radikal umgebaut. Nicht weniger als 16 Neuzugänge gehören zum Team am Westbahnhof, dazu kommen noch insgesamt fünf Förderlizenzspieler als Düsseldorf und Iserlohn. Die Qualität des Kaders katapultiert die Moskitos auf Augenhöhe zu den Trapper und damit zu einem Meisterschaftskandidaten.
Herner EV
Der HEV dürfte zu den sicheren Play-off-Kandidaten gehören. Neben erfahrenen und vor allem guten Oberliga-Spielern wie Dennis Thielsch aus Essen oder Thomas Zuravlev aus Halle sticht ein Spieler aus den elf Neuzugängen heraus: Nils Liesegang vom DEL2-Topteam Löwen Frankfurt. In den sechs Jahren in der Mainmetropole schaffte er mit den Löwen den Aufstieg in die 2. Liga und gewann die DEL2-Meisterschaft 2017. Noch in der vergangenen Saison verbuchte er 66 Scorerpunkte, kehrt nun aber an den Gysenberg zurück. Auch Herne setzt auf zahlreiche Förderlizenzspieler.
EV Duisburg
Das abermalige schnelle Play-off-Aus hat zum einem radikalen Umbau des Füchse-Kaders geführt. Nicht weniger als 15 neue Spieler stehen im EVD-Kader, gleich 19 haben die Wedau verlassen. Anders als in den Jahren zuvor wird nicht lauthals der Aufstieg als Ziel ausgeben, sondern der Wunsch, Vertrauen zurückzugewinnen und mit ehrlichem Eishockey die Fans zu begeistern. Da viele Neuzugänge sehr jung sind, schien unklar, was in dem Team steckt, doch in den nur vier Testspielen überzeugte die Mannschaft von Reemt Pyka. Einer der Führungsspieler wird der finnische Verteidiger Lasse Uusivirta sein; der Deutsch-Kanadier Steven Deeg gehört zu den positiven Überraschungen. Platz sechs ist auf jeden Fall möglich.
Hannover Indians
Das große Ziel DEL2 wird auch in dieser Saison eine Nummer zu groß sein. Den zahlreichen, qualitativ hochwertigen Abgängen, konnte ein Ausgleich entgegengesetzt werden, mehr nicht. Beech für Albrecht (Crimmitschau) und Ziolkowski für Uusivirta (Duisburg), das passt und schaufelt eine freie Kontingentstelle im Sturm. Die ging an den Kanadier Norris, der in Waldkraiburg (Oberliga Süd) überzeugte. Außerdem sollte die zuletzt mangelnde physische Durchsetzungskraft gestärkt und das Durchschnittsalter gesenkt werden, was mit der Verpflichtung eines Trios, der Gebrüder Knaub und Weyrauch, auch realisiert wurde. Damit sind die Indians ein Kandidat für das Play-off-Viertelfinale.
Hannover Scorpions
Vom „Eingespieltfaktor“ her betrachtet gehören die Scorpions zum Favoritenkreis im Norden. Im Gehäuse kam für Linda Mathis (Duisburg) und in der Verteidigung ergänzte das Kasseler Talent Schnell die eingespielten Verteidigungsreihen. Die Offensive erfuhr kosmetische Verbesserungen. Für Gibbons kam Wilkins, Berblinger beendete seine Karriere und Pape wechselte zum benachbarten Pferdeturm. Spannend wird sein, wie Garten, der aus Dresden kam, einschlägt.
EXA Icefighters Leipzig
Endlich gibt es eine endgültige Heimat. Mit dem Einzug in die frühere Großmarkthalle Leipzig, im Volksmund „Kohlrabizirkus“ genannt, soll der Weg für bessere Zeiten freigemacht werden. Cheftrainer Sven Gerike, mittlerweile im vierten Jahr in Leipzig aktiv, hat dabei, auf das Budget achtend, nur kosmetische Veränderungen vorgenommen. Nach wie vor vertraut er dem jungen deutschen Torwartduo Hoffmann und Roßberg. In der Defensive kamen Lilik und Seifert neu. Die beiden sind zusammen jünger als „Opa“ Hofverberg. Der Deutsch-Schwede mit koreanischen Wurzeln wird demnächst 48 und wird wohl noch mit fünfzig Lenzen die dritte Liga aufmischen. Im Sturm ging Farrell, die Kontingentspieler Paavilainen und Velecky blieben, lediglich von Preussen Berlin kam Volynec. Vorteil: Das Team ist eingespielt, Nachteil: Leipzigs Spielweise ist bekannt. Daher werden die Icefighters das Play-off-Achtelfinale erreichen, mehr ist eine Überraschung.
Saale Bulls Halle
Auch in der kommenden Saison will der Nord-Vizemeister Saale Bulls Halle oben angreifen. Mit dem niederländisch-kanadischen Stürmer Ralphael Joly (kam aus Duisburg an die Saale) gelang laut Bulls-Präsident Daniel Mischner ein „Königstransfer“ – der jedoch von einer schlimmen Nachricht überschattet wurde. Weil der Holland-Kanadier schwer erkrankt ist, wird er bis auf weiteres nicht auflaufen können. Für ihn wurde der Kanadier Tyler Mosienko nachverpflichtet. Eine hochkarätige Verstärkung ist Herbert Geisberger (Selber Wölfe). Die kontinuierliche Arbeit hievt die Hallenser in den Kreis der Teams, die die Play-offs ohne den Umweg über die Pre-Play-offs erreichen sollten.
Crocodiles Hamburg
Der Club aus der Hansestadt profitierte von der Insolvenz des EHC Timmendorfer Strand 06, denn das Timmendorfer Urgestein Patrick Saggau heuerte – wie auch Daniel Lupzig – im Sommer bei den Crocos an. Saggau will mit den Crocos noch einmal kurz vor dem Ende seiner Karriere die Oberliga Play-offs spielen. Dieses Ziel kann für den Kader um Kapitän Christoph Schubert erreichbar sein. Ein Selbstläufer ist das Ganze sicher nicht, wie die vergangene Saison (Platz neun, was nun ein Pre-Play-off-Platz ist) gezeigt hat.
ECC Preussen Berlin
Mittelfristig will der Hauptstadtclub in die DEL2. Mäzen Holger Wettlaufer hat mit Trainer Uli Egen eine Preussen-Legende verpflichtet, der das Berliner Eishockey und auch die Oberliga bestens kennt. Gemeinsam will das Duo die Marke Preussen wieder konkurrenzfähig machen. Das letzte Stadtderby gegen die Eisbären Berlin gab es im Jahr 2002. Vorne sollten die Preussen gefährlich sein; in der Defensive scheint es dagegen Nachholbedarf zu geben.
Rostock Piranhas
Durch die Insolvenz der Timmendorfer ist die inoffizielle Ostsee-Meisterschaft nun erst einmal an die Piranhas vergeben. Auch wenn es in diesem Jahr keine Derbys mehr gibt, dürfte es für die Piranhas eine spannende Saison werden an der Schillingallee. Da zehn von 13 Mannschaften zumindest die Pre-Play-offs erreichen, dürften die Piranhas dabei sein, die sich beispielsweise mit Viktor Beck aus Duisburg Qualität in den Kader geholt haben.
Harzer Falken Braunlage
Sportlich abgestiegen, dank fehlender Aufsteiger in der Liga geblieben. In Braunlage ging es im Frühling/Sommer heiß her und Manager Wohlmann hatte viel zu tun. Da half die Kooperation mit Kassel enorm weiter. Hungerecker im Tor und der US-Boy Josepher werden die Defensive zusammenhalten müssen. Der Sturm ist quantitativ gut besetzt, aber ob die Qualität reicht, wird sich zeigen. Gut, dass Kostyrev und Pipp geblieben sind. Der aus Tours gekommene Italo-Kanadier Buonincontri ist die Wundertüte, die möglichst schnell einschlagen muss. Am Ende werden die Falken um Platz zehn mitspielen, alles andere wäre eine Überraschung.
Black Dragons Erfurt
Vorsicht vor den Thüringern. Zwar gab es mit Gosdeck, Wiecki, Reukauf und Maaßen schwerwiegende Abgänge, aber die Kompensationen können sich sehen lassen. Mit Lehr wurde die Torwartposition gestärkt und mit Körner konnte für die Defensive ein Topspieler verpflichtet werden. Trotzdem hat die Abwehr ein Durchschnittsalter von 32,8 Jahren und ist der Schwachpunkt. Aus Essen kamen Ziolkowski und Fiedler, aus Crimmitschau das Talent Keil. Erfurt wird es schwer haben, die Play-offs zu erreichen.
Manfred Schneider, Lars Braesch, Friedhelm Thelen