Indians ringen Scorpions vor 4608 Zuschauern niederHannoveraner Derby in der Oberliga Nord
Indians ringen Scorpions vor 4608 Zuschauern niederDie besondere Zutat stand schon seit zehn Tagen fest. „Ausverkauftes Haus“, 4608 Zuschauer, das musste einfach ein „Eishockeyfest“ werden und im Nachhinein kann bescheinigt werden, dass es das auch wurde. Natürlich hatte die Begegnung nicht die spielerische Klasse, wie beide Teams sie in den vergangenen Jahren auf das Eis brachten, aber die Begegnung war äußerst spannend, exzellent umkämpft und dabei extrem fair. Ganze 14 Strafminuten verteilte Hauptschiedsrichter Sven Fischer, wobei eine Aktion, kurz vor Schluss zum Glück für die Indians nicht als Foul, sondern als sehr unglückliche Aktion gewertet wurde. Bei einem Zweikampf an der Bande wurde der slowakische Verteidiger der Scorpions, Jan Jarabek, so unglücklich im Kopfbereich getroffen, dass man das Schlimmste befürchten konnte. Scorpions-Trainer Lenny Soccio, der im Übrigen die Fairness der Begegnung lobte, meinte nach dem Spiel, dass Jarabek wohl Glück im Unglück gehabt aber, aber wohl eine mittelschwere Gehirnerschütterung abbekommen hat. Für Jarabek kommt daher die Zwangspause wegen des Deutschland-Cups ganz recht.
Indians-Coach Peter Willmann hatte vor dem Spiel gesagt, dass er während der Woche besonders das Reboundspiel vor dem eigenen Kasten geübt habe, um die Fehler in der Defensive auszubügeln. Nach dem Spiel kann konstatiert werden, dass seinen Mannen dies gelungen ist, besonders in den Dritteln zwei und drei. Im ersten Abschnitt gelang dies nicht immer und diesen Vorwurf müssen sich die Scorpions gefallen lassen. Statt einer beruhigenden 2:0-Führung nach dem ersten Drittel stand es noch 0:0. Zwar hatte sich der Tabellenführer den Großteil der Chancen erarbeitet, zeigte sich aber vor dem Tor von Christoph Oster, der nach mäßigen ersten fünfzehn Minuten später eine grandiose Leistung bot und sich zum besten Mann seiner Mannschaft aufschwang, nicht so kompromisslos, wie es notwendig gewesen wäre. Besonders Brent Griffin, Sergej Janzen, Andreas Morczinietz und Sven Gerbig hätten die Führung erzielen müssen. Die Indians wiederum setzten die Taktik ihres Chefs sehr gut um. Man griff den Gegner möglichst früh an, drängte ihn in die Ecken und versuchte mit Kontern erfolgreich zu sein.
Im Mitteldrittel erkämpften sich die Gastgeber weiterhin den Respekt der Gäste. Sie machten in der neutralen Zone die Räume sehr eng und ließen die Scorpions nicht ihr gefährliches Kombinationsspiel aufziehen. Das klappte ganz gut, so lange die Kraft da war. Diese ließ dann um die 30. Spielminute etwas nach und die Gäste spürten Oberwasser. Während einiger Zeigerumdrehungen wurden die Indians in ihrer Verteidigungszone festgesetzt und ausgerechnet bei einer relativ ungefährlichen Szene gelang Sergej Janzen (33.) das 0:1. Seinen Schuss fälschte Knauf äußerst unglücklich ab und Oster war chancenlos. Jetzt beherrschten die Scorpions das Spiel, ein 0:2 wäre die Entscheidung gewesen. Stattdessen fiel der Ausgleich, als sich Darcy Vaillancourt (38.) ein Herz nahm und mit einem Handgelenkschuss Englbrecht im Scorpions-Tor überraschte. Der Jubel auf den Rängen kannte keine Grenzen, wurde aber nach siebzig Sekunden jäh unterbrochen, als Christian Neuert (40.) einen Abstimmungsfehler in der Indians-Defensive mit dem 1:2 bestrafte.
War das die Entscheidung? Nein, immer noch nicht, denn trotz des Rückstandes zeigten die Indians Moral, spielten mit äußerster Kampfkraft und einem großen Schuss Adrenalin im Blut ihren Part weiter und hatten schließlich Glück. Nachdem man eine Strafe gegen Andreas Morczinietz nicht ausgenutzt hatte, gelang es nun bei einer Strafe gegen Marius Nägele. Ganze elf Sekunden benötigten die Indians, dann konnte Englbrecht einen Knaller von Moallim nicht festhalten und Geburtstagskind Christoph Koziol (50.) reagierte am schnellsten und ließ erneut die Grundfesten des Pferdeturm erbeben. Jetzt war klar. Das nächste Tor entscheidet.
In der Verlängerung versuchten beide Teams die Entscheidung schnell herbei zu führen. Zunächst scheiterten Koziol (Indians) bei einem Break, dann Sven Gerbig (Scorpions), ehe eine Strafe gegen Scorpions-Defender Griffin für die Entscheidung sorgen sollte. Brendan Sanders (63.) traf mit einem satten Schuss aus etwa zehn Metern Entfernung und verwandelte die Arena in ein Tollhaus. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen, während die Gästetribüne sich ziemlich schnell leerte.
Scorpions-Coach Lenny Soccio: „Die Indians haben verdient gewonnen, weil sie mehr investiert haben. Meine Leistungsträger haben zwar nicht versagt, waren aber in den entscheidenden Momenten nicht so präsent, wie ich es mir gewünscht habe.“
Völlig happy dagegen Indians-Coach Peter Willmann: „Ein Sieg, den sich alle, Spieler, Trainer, Verantwortliche und vor allem natürlich die Fans verdient haben. Allerdings ist dies nur eine Momentaufnahme und morgen beginnt schon die Vorbereitung auf das schwere Spiel in Rostock, wo wir auch punkten wollen.“