Indians in ECH besiegt Leipzig nach Penaltyschie

Schon der Start, mit zwei Minuten Verspätung aufgenommen, war beeindruckend. Beide Mannschaften begannen mit viel Speed, wobei vor allem die Leipziger beeindruckten, denn auf Grund der widrigen Reisebedingungen auf der Autobahn waren sie zu spät angekommen. Und weil ihnen Schiedsrichter Ali Soguksu eine zehnminütige Einspielmöglichkeit verweigerte, mussten die Leipziger mit kühlen Muskeln die Partie beginnen. Leipzigs Coach Sven Gerike ärgerte sich: ’Warum uns der Schiedsrichter diese Möglichkeit verweigerte, wissen wir nicht. Vielleicht wollte er schnell nach Hause.“
Diese Muskeln nahmen aber relativ schnell Wärme an, denn das Match wogte von Anfang an hin und her mit leichten optischen Vorteilen für die Gastgeber, die mit viel Mut in die Partie gegangen waren. Indians-Manager Tobias Stolikowski: ’Das Team hat sich gut vorbereitet. Ich bin guter Dinge und denke, dass wir drei Punkte mit nach Hause nehmen werden.“ Stolikowskis ältester Sohn Levi (10) war ebenfalls guten Mutes: ’Ich bin mir sicher, dass wir gewinnen werden.“ Am Ende des Tages musste man den Stolikowskis zu Gute halten, dass ihr Riecher sie nicht getrogen hatte, auch wenn es lange Zeit nicht danach aussah. Noch einmal Levi: ’Es war auf des Messers Schneide, aber am Ende waren wir halt besser.“
In der Tat sah es nach 15 Spielminuten, es stand immer noch 0:0, nicht nach einem klaren Spielverlauf aus. Beide Mannschaften kämpften mit dem stumpfen Eis und den Nebelschwaden — und eine Außentemperatur von 18 Grad ist auch nicht gerade dazu da, um Eishockeyspielern Wohlfühlerlebnisse zu ermöglichen. Dann passierte das Unvermeidliche. Eine dieser Nebelszenen ermöglichte den Gästen das 0:1. Dabei sah es ganz so aus, dass Torschütze Ian Farrell eine kleine Lücke ausnutzte, die Indians-Keeper Pantkowski frei gelassen hatte. Dieser Mirko Pantkowski, der von DEL2-Ligisten Kassel mit einer Förderlizenz ausgestattet worden war, und gleich zum Einsatz kam, (Indians-Coach Lenny Soccio: ’Es gibt manchmal schwierige Entscheidungen und diese war so eine. Aber eins steht fest. Sebastian Albrecht ist weiterhin unsere Nr. 1“) unter den Augen seines Coach Rico Rossi, zeigte besonders in der ersten Spielhälfte eine leichte Nervosität, die vermutlich mit den äußeren Bedingungen zu tun hatte. Die Indians, leicht geschockt von dem Rückstand, kamen kurzfristig ins Schlingern und überraschten die Gäste mit dem Ausgleich nur zwei Minuten später. Bacek spielte den ’Spieler des Tages“, Branislav Pohanka, frei und der überwand den bis dahin ausgezeichneten Roßberg im Tor der Leipziger per Rückhand zum 1:1. Die Antwort der Icefighters war ihrem Namen angemessen. Gerade einmal acht Sekunden nach dem Ausgleich konnte sich einer der stärksten Gäste, Michal Velecky, auf der rechten Seite davon stehlen und mit einem platzierten Schuss für die erneute Gästeführung sorgen.
In den ersten Minuten des zweiten Drittels konnte man den Eindruck haben, dass beiden Teams der erste Abschnitt zu anstrengend gewesen war. Es war deutlich weniger Drive in den Aktionen und weil die Leipziger eine kleine taktische Änderung vornahmen, sie postierten sich stellenweise mit vier Mann in der neutralen Zone bei einem Forechecker, kam es zu einem Fehlpassfestival, vornehmlich bei den Indians. Dazu zeigten sich die Gäste flexibler, schalteten nach einem Puckgewinn klar schneller und versetzten die Indians-Defensive in eine Art Dauerstress. Der Erfolg ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Der beste Leipziger, Velecky, bediente Dominik Patocka und es stand 1:3. Leipzigs Coach Gerike: ’Da war die Chance da. Wir hatten die Indians im Griff und die Zuschauer waren seltsam ruhig.“ Die Hoffnung der mitgereisten Gästefans, es waren etwa 150 nach Hannover gekommen, mit drei Punkten zu starten, wehrte ganze vier Minuten. Dann kam die legendäre Glücksgöttin Fortuna den Indianern zu Hilfe. Zuerst bediente Bovenschen Branislav Pohanka und es stand 2:3 und auf einmal war das Publikum aufgewacht. Es peitschte seine Jungs nach vorne und sah dann ein Tor, wie man es selten sieht. Turnwald durfte in der neutralen Zone einen Weitschuss anbringen (Leipzigs-Coach Gerike: ’Das durfte schon nicht passieren. Roßbergs Fehler anschließend war nur noch das I-Tüpfelchen.“) und Leipzigs Keeper Roßberg griff sich mit dem Fanghandschuh die Scheibe. Beim Arm nach unten lassen verlor er die Kontrolle und der Puck flog in das eigene Tor. Innerhalb von zehn Minuten hatten die Gäste eine sichere Führung abgegeben und das Publikum wieder geweckt.
Im dritten Drittel schienen die Indians, denen die Aufholjagd Selbstbewusstsein gebracht hatte, die Entscheidung schnell herbei zu führen, aber genau das Gegenteil war zunächst der Fall. Die jetzt immer mehr zurückgedrängten Sachsen nutzten bei einem ihrer seltenen Konter einen Abspielfehler der Indians und der freigespielte Hannes Albrecht überwand Pantkowski zum 3:4. Wie gut die Indians in dieser Phase reagierten, fand auch die Bewunderung ihres Coaches Lenny Soccio: ’Obwohl es nicht das schönste Eishockey war, hat meine Mannschaft sich nie aufgegeben, an seine Chance geglaubt und mit Leidenschaft am Ende sogar gewonnen.“ Mit Macht drängten sie auf den erneuten Ausgleich. Morczinietz, Bacek, Hein und Pohanka prüften die gegnerische Defensive aber diese hielt stand. Bis zur 52. Minute. Da stand die Begegnung auf einmal auf der Kippe. Was war passiert? Der sehr großzügig pfeifende Schiedsrichter Soguksu, der bis dahin das Spiel laufen ließ und damit richtig lag, passierten gleich zwei Fehlentscheidungen innerhalb von nur sechzig Sekunden. Zuerst rammte Leipzigs Tscheche Velecky seinen hannoverschen Pendent Pohanka an die Bande. Ein klarer Bandencheck, der auf Grund einer zu diesem Zeitpunkt angenommenen Verletzung auch zu einer Spieldauer hätte führen können. Schiedsrichter Soguksu jedoch sah kein Foul und musste lautstarkes Missfallen des Publikums zur Kenntnis nehmen. Einige Sekunden später kam es auf hannoverscher Seite zu einem Ausgleichscheck, der jedoch zum Glück harmlos ausfiel. Mitten in diese kontroversen Szenen gelang den Indians der Ausgleich, als Arnold sich im Slot durchsetzte und für den erneuten Ausgleich sorgte.
Nachdem die Verlängerung ohne Ergebnis verlief, musste das Penaltyschießen herhalten und hier hatten die Indians mit zwei erzielten Toren (Ledlin und Pohanka), Leipzig traf nur einmal, das Glück des Tüchtigen.
Tore: 0:1 (15:26) Farrell (Zink, Martin), 1:1 (18:22) Pohanka (Uusivirta, Bacek), 1:2 (18:30) Velecky (Tramm, Patocka), 1:3 (27:03) Patocka (Velecky, Komnik), 2:3 (31:11) Pohanka (Bacek, Bovenschen), 3:3 (36:37) Turnwald (Schwab, Uusivirta), 3:4 (42:41) Albrecht, 4:4 (52:09) Arnold (Hein, Morczinietz), 5:4 (65:00) Branislav Pohanka (entscheidender Penalty). Strafen. Hannover 2, Leipzig 0. Zuschauer: 2838.
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