Indians feiern Sieg beim EHCKleinigkeiten fehlen bei den Bären

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Der EHC Neuwied hat als erstes Team der Oberliga Nord den Hannover Indians einen Punkt abgeknöpft – doch es hätten drei sein müssen. Bis zur 59. Minute sahen die Bären vor rund 1400 Zuschauern wie der Sieger aus, dann schlug Hannover zwei Mal eiskalt zu – erst kurz vor Schluss, dann in der Verlängerung. Doch die Enttäuschung wich schnell der Gewissheit, dass beide Teams beim 3:2-Sieg der Gäste nach Verlängerung ein tolles Spiel geboten hatten.

„Wow, was ein Spiel“ – beide Trainer waren sich nach der Partie einig, ein echtes Spitzenspiel gesehen zu haben. Mit hohem Tempo und äußerst fair, denn auf beiden Seiten gab es jeweils nur zwei (Neuwied) beziehungsweise drei (Hannover) kleine Strafen. Die jedoch waren entscheidend. Vor der Partie mussten die Indians gleich fünf Ausfälle verdauen. Doch wie so oft im Sport: Muss ein Team auf Leistungsträger verzichten, dann rückt der Rest der Mannschaft noch enger zusammen, gibt jeder Spieler zehn Prozent mehr. So auch die Gäste aus Hannover, die auch ohne die verletzten und erkrankten Akteure eine hohe Qualität auf das Eis brachten. Auf der Gegenseite musste EHC-Trainer Craig Streu auf Dennis Schlicht und Deion Müller verzichten.

Die Neuwieder gingen mit viel Tempo und vier Sturmreihen die Partie an, erarbeiteten sich im ersten Drittel ein klares Übergewicht im spielerischen Bereich und auch an Chancen. Schon da aber war unübersehbar: Diese Indians werden sich nicht einfach so aus der Halle spielen lassen. Zu diesem Zeitpunkt offensiv noch zurückhaltend standen die Gäste defensiv sehr kompakt und sicher. Zwar ergaben sich zwangsweise Chancen für die Bären, doch die wurden zunächst fahrlässig liegen gelassen. Erst in der 15. Spielminute fiel die verdiente und herbeigesehnte Führung: Verteidiger Dominik Ochmann traf auf Vorarbeit von Max Spöttel und Stephan Fröhlich zum 1:0. Die Stimmung in der Bärenhöhle, in die sich nur wenige der reisefreudigen Indianer aus Hannover verirrt hatten, ging schon da unter die Haut.

Der konnte aus Gästesicht im zweiten Abschnitt erste positive Rauchzeichen vermelden: Hannover wurde stärker, traute sich jetzt auch offensiv mehr zu, prüfte immer wieder die Neuwieder Abwehr um Björn Linda. Der hielt bei Großchancen der Indians in der 28. und 31. Minute die Null fest. Auf der Gegenseite hätte in den Minuten 37 und 38 die Vorentscheidung fallen können und müssen. Denn Hannover „gönnte“ sich zwei der drei kleinen Strafen in kurzer Folge, Neuwied spielte so rund eineinhalb Minuten in doppelter Überzahl – und brachte die Scheibe nicht im Gästetor unter. Gerade die Special Teams hatten in den ersten Spielen in Über- und Unterzahl den Unterschied ausgemacht für den EHC. Diesmal konnten sie keine Akzente setzen. An der sehr engen und kompakten Verteidigungsbox Hannovers biss man sich die Zähne aus. So blieb es auch nach 40 Minuten bei einer hauchdünnen Führung.

Und so musste ein dramatisches letztes Drittel herhalten, die Partie noch einmal richtig spannend zu machen. In der 43. Minute brachte Andre Gerartz zunächst Hannover zurück ins Spiel und glich zum 1:1 aus. In einem Spiel, in dem spürbar nicht mehr viele Tore fallen würden, fühlte sich die erneute Führung der Bären dann jedoch wie die Vorentscheidung an: Josh Rabbani, stark von seinen Mitspielern freigespielt, netzte frei vor Indians-Keeper Boris Ackers zum 2:1 ein (53.). Doch auch diese Führung sollte nicht reichen. Denn ausgerechnet, als sich Neuwied die allererste kleine Strafe des Abends leistete, schlug der Gast zurück. Goran Pantic saß beim Treffer von Frederik Gradl (59.) zwar nicht mehr auf der Strafbank, er hatte aber auch erst zwei Schritte zurück auf das Eis gemacht, als der Schuss von Gradl hinter Linda einschlug. Gästetrainer Fred Carroll hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den Keeper für einen weiteren Feldspieler vom Eis genommen.

Die Partie ging in die Verlängerung, in die die Indians das Momentum des späten Ausgleich hinüberretteten. Diesmal war es die zweite Strafe gegen Neuwied, die den Ausschlag gab: Josh Myers musste in die Kühlbox, Sebastian Lehmann traf zum 3:2-Siegtreffer. Hannovers Kapitän wurde nach dem Spiel zudem als bester Spieler der Gäste ausgezeichnet und zeigte sich noch am Mannschaftsbus erstaunt über die Trophäe. „Die ist klasse, gibt es die bei jedem Spiel?“ Gibt es – aber nicht bei jedem Spiel gibt es obendrein einen Gästesieg in der Bärenhöhle. Und das soll auch so bleiben. „Glückwunsch an Hannover zu diesem Sieg“, sagte Streu. „Es wird nicht vielen Teams gelingen in dieser Saison, uns auf heimischem Eis zu schlagen.“

„Ich habe ein Oberligaspiel auf sehr, sehr gutem Niveau gesehen“, sagte Indians-Coach Fred Carroll. „Solches Niveau sieht man nicht oft in der Oberliga. Neuwied war das bisher stärkste Team, gegen das wir gespielt haben. Die ersten 40 Minuten war der EHC besser, im letzten Drittel waren wir besser. Die Bären haben eine super Truppe, aber wir hatten am Ende auch ein bisschen Glück. Ich wäre schon mit einem Punkt zufrieden gewesen, aber ich nehme gerne zwei mit nach Hannover.“

„Ich bin mit einem Punkt nicht zufrieden“, sagte Streu. „Ich wollte mehr haben. Beide Teams haben sehr kompakt agiert bei einer erneut super Stimmung in der Bärenhöhle. Es war wieder ein schöner Eishockeyabend, den wir aber als Sieger hätten beenden müssen. Nach dem 2:1 hatten wir das Spiel unter Kontrolle, aber dann machen wir nur Kleinigkeiten falsch, die Hannover aber sofort bestraft hat.“

Tore: 1:0 (15.) Dominik Ochmann (Max Spöttel, Stephan Fröhlich), 1:1 (23.) Andre Gerartz (Frederik Gradl, Sebastian Lehmann), 2:1 (53.) Josh Rabbani (Moritz Schug, Thomas Ziolkowski), 2:2 (59.) Frederik Gradl (Artur Grass, Dennis Schütt), 2:3 (63.) Sebastian Lehmann(Werner Hartmann, Dennis Schütt). Strafen: Neuwied 4, Hannover 6. Zuschauer: 1327.


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