Hannover Scorpions überraschen mit einem 4:2 am PferdeturmIndians nach zwei Spieltagen ohne Punkte auf Rang neun

Ganz anders die Situation bei den Indians, die erstmals seit vielen Jahren den Saisonbeginn verschliefen und ohne Punkte Platz neun einnehmen. Am kommenden Freitag müssen die Indians beim Tabellenzweiten, dem Herner EV, antreten, während die Scorpions sich mit den Essener Moskitos in eigener Halle messen. Spielbeginn ist bei beiden Begegnungen 20 Uhr.
20 Minuten nach Spielende war der Täter gefunden. Scorpions-Headcoach Dieter Reiß teilte in der Pressekonferenz nach dem Derby mit, dass sein Kurzhaarschnitt ihm scheinbar Glück gebracht habe und die anwesenden Zuschauer in Zukunft immer mit dieser Optik rechnen sollten. Aberglaube und Glück hin oder her, am Ende erhält jener drei Punkte, der die schwarze Hartgummischeibe häufiger hinter die Torlinie gebracht hat als der Gegner und das waren diesmal die Hannover Scorpions.
Da zeigte sich Indians-Coach Lenny Soccio deutlich nüchterner, aber vermutlich hatte Dieter Reiß zuvor auch das Problem: „Wie sage ich es nicht zu deutlich.“ Soccio jedenfalls nahm kein Blatt vor dem Mund und meinte, dass seine Mannschaft erst im zweiten Drittel auf dem Eis gewesen wäre. Das schnelle 0:1 durch den Ex-Indian Björn Bombis war jedenfalls Gift auf den Mühlen der Indians, die ihre Nervosität nicht in den Griff bekamen und mitten in ihren Bemühungen auch noch das 0:2 hinnehmen mussten. In beiden Fällen war Björn Bombis der Torschütze und da zeigte sich, dass den Indians, zumindest im Augenblick, nicht nur ein Knipser fehlt, sondern auch ein Spielgestalter, der läuferisch und mit seinem Auge den Unterschied machen kann. Während die Scorpions eben mit jenem Björn Bombis aber auch mit Neuzugang Andre Reiß über solche Leute verfügen, haben die Indians noch Nachholbedarf. Dazu kam eine seltsame Zurückhaltung bei den Scorpions-Angriffen. Keeper Philip Lehr, dem Dieter Reiß eine starke Leistung bescheinigte, bekam mehrfach Schüsse aus nächster Entfernung auf seinen Kasten ohne das seine Vorderleute energisch auftraten und ihm halfen.
Kaum hatten die zweiten 20 Minuten begonnen, da merkte man deutlich, dass es kurz vorher in der Indians-Kabine heiß hergegangen sein muss. Zwar klappte längst nicht alles aber man merkte das höhere Engagement. Auf einmal gab es Torchancen und nachdem nacheinander Weyrauch, Bacek und Pohanka gescheitert waren, fragten sich die Indians-Fans im weiten Rund, ob man überhaupt noch ein Tor bejubeln könnte. Das fiel dann auch, aber nicht aus einer zwingenden Situation. Mike Glemser versuchte in einer Zweikampfsituation einen Schuss aus totem Winkel und weil der am heutigen Tage äußerst stark auftretende Scorpions-Keeper Enrico Salvarani vermutlich einen Querpass erwartete, lag die Scheibe auf einmal im Scorpions-Gehäuse. Jetzt war das Stadion wieder voll da, feuerte seine Schützlinge an und diese setzten die Gäste durchaus unter Druck. Diese wiederum reagierten zunächst mit Härte, hatten dabei in dem Schiedsrichter-Trio überraschend Unterstützer und konnten sich langsam wieder befreien. Allerdings blieb es in dem Drittel mit 2:1 für die Gäste.
Eine Kontingentspieleraktion der Indians mit dem Torschützen Arnoldas Bosas brachte in der 44. Minute den Ausgleich und schien die gesteigerten Aktivitäten der Gastgeber zu belohnen. Jetzt rollte Angriff auf Angriff auf das Tor der Scorpions aber schon jetzt fiel auf, dass die jetzt gebrauchten Kräfte nicht ausreichen würden, weil sie bei den Ausgleichsbemühungen vergeudet worden waren. Die läuferisch und spieltaktisch besseren Scorpions konnten sich jedenfalls immer wieder befreien und setzten ihrerseits mit schnellen Kontern die heimische Defensive unter Dauerstress und dann hatten die Gäste auch noch Glück, dass nach einem Fehlpass, bereits zwei Minuten nach dem 2:2, das 3:2 gelang. Bosas, dem unglücklichen Helden der Partie, sah sich nach einem dummen Foul für 14 Sekunden auf der Strafbank wieder, dann hatte Ex-Indian Dennis Schütt Maß genommen und seine Farben wieder in Front gebracht. Das war das Glück das Spitzenmannschaften manchmal auch brauchen und tatsächlich gab es danach kaum noch aufregende Aktionen vor dem Tor von Scorpions-Schlussmann Salvarani. Im Gegenteil. Fünf Minuten vor Ende brachte eine weitere haarsträubende Abwehr Scorpions-Angreifer Sachar Blank in Schussposition und dieser nutzte seine technischen Fähigkeiten um mit einem sehenswerten Rückhandschuss Lehr im Indians-Tor zu überwinden.
Damit war das Spiel gelaufen und auch die Maßnahmen von Indians-Coach Soccio mit einer Auszeit und der Herausnahme von Lehr, im Übrigen viel zu spät, brachten nichts.
Scorpions-Coach Dieter Reiß: „In diesem Hexenkessel zu gewinnen, ist nie leicht. Wir wussten, dass wir kämpfen müssen und das haben wir getan. Nach dem ersten Drittel hatten wir uns einen Vorsprung erkämpft, den wir fast wieder aufgegeben hätten. In der Pause habe ich meine Jungs geweckt und am Ende hatten wir auch etwas Glück.“
Indians-Coach Lenny Soccio: „Im ersten Drittel war wir praktisch nicht anwesend und haben die Scorpions zur Führung förmlich eingeladen. Danach haben wir zu uns zurückgefunden, konnten ausgleichen um dann mit individuellen Fehlern die Niederlage einzuleiten. Jetzt haben wir einen Tag Pause und dann geht es zur Spielaufarbeitung, damit wir am Freitag in Herne wieder fit sind.“
Tore: 0:1 (2:54) Bombis (Schmid, Schütt), 0:2 (7:09) Bombis (Strakhov, Schmid), 1:2 (27:25) Glemser (Hertel, Lehr), 2:2 (43:12) Bosas (Bacek, Pohanka), 2:3 (45:18) Schütt (Schmid, Pelletier/5-4), 2:4 (54:50) Blank. Strafen Hannover Indians 18, Hannover Scorpions 22. Zuschauer: 4380.