Hannover Indians erzwingen ein fünftes Duell in MemmingenEisbären Regensburg ziehen mit klarem Erfolg ins Finale ein
Die Hannover Indians gewinnen im vierten Halbfinale mit 4:0 gegen die Memminger Indians. (Foto: Manfred Schneider)Falls die Memminger gewinnen sollten, hätten sie im Finale als erste Heimrecht. Gewinnen die Hannover Indians, hätten die Eisbären Regensburg zunächst Heimrecht.
EC Hannover Indians – ECDC Memmingen Indians 4:0 (1:0, 1:0, 2:0)
Serienstand: 2:2
152 und 88 sind zwei Zahlen, die den Memmingern zu denken geben sollten. Zur Auflösung: In 152 Minuten, zu Serienbeginn, gelangen ihnen gegen den Halbfinalgegner Hannover Indians insgesamt 17 Tore. Danach war Schicht im Schacht und seit 88 Minuten sind sie ohne Torerfolg. Haben im Finalkampf der deutschen Eishockey-Indianerstämme ausgerechnet die Hannoveraner, die in Spiel drei nach 32 Minuten praktisch nicht mehr existierten und sich auf die Sommerferien vorbereiten konnten, in letzter Sekunde die zündende Idee gehabt, um dem Rausschmiss zu entgehen und als definitiv letzter Nordvertreter die norddeutsche Ehre hochzuhalten?
Tatsache ist, dass die 4:0-Führung von Memmingen am Samstagabend die Vorentscheidung war. Was dann folgte, gibt es selten im Eishockey und für die Hannoveraner war es, ebenfalls definitiv, eine Premiere. Auch wenn die fünf Tore in Folge gegen Memmingen nichts Neues waren. Bereits in der Saison 1991/92 gelang es dem damaligen EC Hannover in der zweiten Bundesliga gegen den SC Memmingen, einen 1:5 Rückstand in ein 6:5 zu drehen. Aber das war nur ein Spiel, und es war damals noch die Vorrunde. Was sich aber ab der 32. Minute in Memmingen und danach in Hannover abspielte, könnte als Lehrstück für den Fachbereich Psychologie in Universitätsbücher Einzug halten.
Nach dem Erfolg am Hühnerberg lagen die Gastgeber immer noch zurück und sie gingen mit einem gigantischen Selbstbewusstsein in die Partie, hatten aber auch das Glück, schnell mit 1:0 zu führen. Das kam ihrem Spiel zu gute und auf der Bank hatte ECH-Coach Lenny Soccio die brillante Idee, seinen bisherigen Play-Off-Helden, David Böttcher-Miserotti ,wieder einzusetzen. Der junge Deutsch-Italiener, der sich scheinbar einige Abläufe bei seinem Achtelfinalkollegen Thomas Timo Pielmeier abgesehen hat, zeigte neben nahezu unmöglichen Reflexen auch ein Stellungsspiel, dass DEL2-würdig war. So kam, was kommen musste. Die Memminger, die von etwa 50 Fans begleitet wurden, zeigten beileibe keine schwache Leistung. Sie versuchten mit aller Macht die Wende zu erzwingen, konnten sich aber, in diesem beeindruckend fairen Spiel, nicht entscheidend durchsetzen und sie kassierten immer dann Gegentore, wenn es psychologisch unglücklich war. Von den reinen Zahlen ausgehend,war Hannovers zweiter Block ausschlaggebend, konnte er doch sieben der zu vergebenden zehn PUnkte einkassieren. Echte Matchwinner waren aber auch die anderen Blöcke, vor allem der erste, und hier ist vor allem Robin Thalmeier und Tobias Möller zu nennen, die die Starstürmer der Gäste in Manndeckung und aus dem Spiel nahmen.
Tore: 1:0 (01:04) Parker Bowles (Aichinger, Turnwald), 2:0 (27:48) Jayden Schubert (Pohanka), 3:0 (47:09) Branislav Pohanka (Schubert, Mieszkowski), 4:0 (57:18) Branislav Pohanka (Böttcher-Miserotti, Turnwald ENG)
Eisbären Regensburg – Hannover Scorpions 7:1 (1:0, 3:0, 3:1)
Serienstand: 3:1
Ein hochverdienter Erfolg des Südvierten, der wiederum durch sein bärenstarkes Powerplay dem Nordvizemeister unlösbare Rätsel aufgab. Fast schon unglaublich dabei das Duo der Eisbären: Andrew Schembri und Tomas Plihal. Beide gehören zu den Spezialisten und sie alleine schossen die Scorpions förmlich ab. Zusammen mit Richard Divis kamen sie auf 12 Scorerpunkte, waren bei allen Toren beteiligt. Schlimm für die Scorpions, die weiterhin auf Stammtorhüter Brett Jaeger verzichten mussten, war die Tatsache, dass die ersten vier Gegentore sämtlichst in Unterzahlsituationen kassiert wurden. Damit war das Spiel praktisch schon nach dem zweiten Drittel beim Spielstand 4:0 entschieden. Nach dem hochverdienten Ehrentor, erzielt von Altmeister Christoph Koziol, hofften die Gäste, kassierten drei Minuten später das 1:5 und trotzdem wagte Scorpions-Coach Dieter Reiß alles, nahm seinen Torhüter Ansgar Preuß aus dem Tor um das unmögliche zu erzwingen und kassierte prompt Sekunden später das 1:6. Das es eine Minute später sogar noch das 1:7 gab, war letztlich nur noch für die Statistik interessant.
Damit haben die Hannover Scorpions, als letztjähriger Oberligavizemeister auch ein bisschen als Favorit in die Saison gestartet, die selbstgenannten Ziele wohl nicht erreicht. Gegner Eisbären Regensburg, während der Saison durch viele Coronafälle immer wieder vom Weg abgekommen, konnte sich in den letzten Wochen in die benötigte Aufstiegsform hineinsteigern und jetzt auch das Halbfinale erfolgreich gestalten. Am Mittwoch wird dann auch feststehen, gegen wen es gehen wird und wie der Spielplan aussehen wird.
Tore: 1:0 (09:51) Andrew Schembri (Schmidt 5-4), 2:0 (32:27) Richard Divis (Plihal, Schembri 5-4), 3:0 (34:58) Richard Divis (Weber 5-3), 4:0 (35:44) Andrew Schembri (Plihal, Gajovsky 5-4), 4:1 (48:07) Christoph Koziol (Gron, Hammond 5-3), 5:1 (52:02) Andrew Schembri (Schütz, Schmidt), 6:1 (55:05) Tomas Plihal (Schwamberger ENG), 7:1 (56:30) Andrew Schembri (Plihal, Divis 5-4)