Hamburger Lehrstunde am PferdeturmCrocodiles gewinnen vor 4000 Zuschauern it 4:1

Wenn die Hamburger in den nächsten zehn Tagen neben ihrem zweifellos vorhandenen Können wieder so viel Glück in die Waagschale werfen können, dann gibt es wohl am 23. Februar das nächste große Finale zu sehen, wenn sie dann direkt in Herne sich sogar noch um Platz zwei bewerben können. Zuvor allerdings müssen sie sich der Aufgabe gegen Duisburg am Sonntag (16 Uhr) entledigen, die auch nicht ohne ist.
Eines kann man den Indianern nicht vorwerfen: Sie haben gekämpft bis es nicht mehr ging. Aber es gibt halt Tage, da will das Arbeitsgerät, sprich die schwarze Hartgummischeibe, einfach nicht in das gegnerische Tor. So einen gebrauchten Tag hatten die Hannover Indians gegen die Crocodiles Hamburg, wobei diese auch nicht gerade spielerisch überragend wirkten. Was die Hamburger von den Hannoveranern unterschied, war der warmgeschossene Torwart. Kai Kristian avancierte in den sechzig Minuten zum Helden vom Pferdeturm und als er dann das Eis verließ, hatten die Statistiker eine Fangquote von über 97 Prozent errechnet.
Der zweite Grund war, aufbauend auf einen starken Torhüter, dass die Gäste genau das Spiel aufzogen, welches sonst die Indians so lieben. Aus einer starken Abwehr immer wieder Konter fahren, die dem Gegner wie Nadelstiche weh tun, ihn zu Fehler zu verleiten um dann diese auszunutzen.
Diese Taktik begannen die Hamburger spätestens nach fünf Spielminuten umzusetzen, als sie merkten, dass ein dominantes Spiel nicht möglich war. Die Indians setzten den Gegner von vornherein unter Druck und bereits in den ersten zehn Minuten bekam Kristian im Crocodiles-Gehäuse mehr zu tun als ihm lieb war. Vor allem Kapitän Branislav Pohanka und auch Arnoldas Bosas prüften den gegnerischen Zerberus, der mit jeder Aktion sicherer wurde. Auf der anderen Seite deuteten sich mehrfach Schwächen in der sonst so sicheren Indians-Verteidigung an. Am klarsten wurde dies in der 8. Minute, als die heimischen Angreifer in Überzahl an der blauen Linie die Scheibe an Chase Witala verloren und der erst in letzter Sekunde von Hufsky gestoppt werden konnte. Diese Aktion ließ die Hamburger mutiger werden und langsam aber sicher kamen Lascheit, Zuravlev & Reimer in Fahrt, beschäftigten die Indians mehr als denen lieb war und ließen Hufsky nicht kalt werden.
Auch im zweiten Drittel zeigten sich beide Seiten sofort äußerst engagiert. Auf der einen Seite Aaron Beally und Roman Pfennings, auf der anderen das Ex-Indian-Trio Reimer, Gerartz und Lupzig. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeigte sich, dass beide Mannschaften Respekt vor den gegnerischen Torhütern hatten und diese nur bei hundertprozentigen Torchancen wirklich prüften. Vor allem die Indians zogen den letzten sicheren Pass vor, bei dem es nur zu einem Problem kam: Nur 1/3 kam an. Der Rest wurde in letzter Sekunde abgefangen und erleichterte so den Hamburger Verteidigern die Arbeit. Und wer so viel Hilfe bekommt, der kann dann auch noch auf das letzte Quäntchen Glück hoffen. Die Crocodiles, mit einer Powerplayquote von 24,5 Prozent angereist, zeigten gleich bei der ersten Möglichkeit, wie gefährlich sie sind. 43 Sekunden waren sie in Überzahl, dann führten sich durch Patrick Saggau mit 1:0, nachdem dieser, völlig frei vor Hufsky, keine Probleme mit dem Torschuss hatte. Jetzt waren die Indians gefordert und bevor sie nachdenken konnten, hatten es schon das zweite Mal in ihrem Kasten geklingelt. Norman Martens hatte seine Rolle als Top-Verteidiger einfach uminterpretiert, tauchte im Slot auf und überraschte Hufsky, der bei dieser Aktion nicht sehr glücklich aussah. Der Spielstand erinnerte verteufelt an die Vorwoche, als Halle auch, ohne zu wissen weswegen, mit 3:1 geführt hatte. Würden die Indians wieder einmal zurückkommen? Die Kondition war sicherlich da und zunächst sah es auch so aus. Als Schiedsrichter Fynn-Marek Falten, der im Übrigen die Partie ausgezeichnet leitete, da er nur die Fouls bei denen danach Hektik hätte aufkommen können sofort bestrafte, ansonsten aber das Spiel gut laufen ließ, in der 31. Minute Witala auf die Strafbank verbannte, erzielte Arnoldas Bosas mit einem gut platzierten Handgelenkschuss das wichtige 1:2. Jetzt wurde das Können der Hamburger Defensivabteilung besonders gefordert und trotzdem fiel noch vor der zweiten Pause das vierte Tor des Tages. Nein – nicht zum 2:2, sondern zum 1:3. Und wieder war es hausgemacht. Der Indians-Defensive war unter Druck geraten und konnte erst verspätet wechseln. Dies erkannten die cleveren Gäste, der Puck wanderte von Calovi zu Lascheit. Dieser scheiterte an Hufsky und die abprallende Scheibe rutschte zu Thomas Zuravlev, der mit seinem 22. Saisontor das 3:1 erzielte. Weiterhin verkehrte Welt in Hannover!
Auch im dritten Drittel kämpften die Indians mehr mit sich als mit dem Gegner. Die einzige Taktik der Hamburger war neben dem Kontern die Gastgeber möglichst weit weg von Kai Kristian zu halten, was auch erfolgreich war. Zwar wurde dieser noch einmal 11x geprüft aber das meiste waren Fernschüsse, dazu noch gut sichtbar und für einen Keeper wie dem Hamburger problemlos. So plätscherte die Zeit runter bis zur 58. Spielminute. Indians-Coach Lenny Soccio zog seine letzte Option, nahm seinen Keeper vom Eis und die Hoffnung hielt noch 96 Sekunden, dann beendete Andre Gerartz mit seinem Empty-Netter auch die letzten Ergebnisspekulationen.
Crocodiles-Coach Jacek Plachta: „Wir wussten, dass es ein heißes Match in einer ganz besonderen Atmosphäre werden wird. Daher macht es mich besonders stolz, dass das Team das 0:5 von Leipzig abgeschüttelt hat und wir unseren Plan voll durchgezogen haben. Eine erstklassige Leistung meiner Mannschaft.“
Indians-Coach Lenny Soccio: „Das war enttäuschend, aber da man muss man durch. Wir haben die Zweikämpfe nicht so durchgeführt wie wir das wollten. Auch die Zuordnung hat nicht immer so funktioniert wie es geplant war. Wir werden uns jetzt auf Sonntag konzentrieren und versuchen, mit drei Punkten uns für die restliche Vorrunde gut zu positionieren.“
Tore: 0:1 (25:29) Saggau (Reimer, Lascheit/5-4), 0:2 (26:27) Martens (Witala, Rinke-Leitans), 1:2 (32:04) Bosas (Weyrauch, Niddery), 1:3 (38:35) Zuravlev (Lascheit, Calovi), 1:4 (59:17) Gerartz (Kübler, Martens/ENG). Strafen: Hannover 10, Hamburg 14. Zuschauer: 4014.