Erster ECH-Heimsieg und garantierter fünfter PlatzEC Hannover Indians

Wenn es nicht Mitte März bei Temperaturen um die zehn Grad gewesen wäre, man hätte beiden Mannschaften eine schwere Saison prophezeit. Zwar wollte Timmendorfs Trainer Sven Gösch ein gutes Spiel beider Vertretungen gesehen haben, aber sein Kontrahent Peter „Piwi“ Willmann meinte, dass das Spiel ab dem zweiten Drittel mit Eishockey nicht mehr allzu viel zu tun hatte. Tatsächlich hätte die Partie 12:12 oder so ähnlich ausgehen können, aber leider hatten beide Mannschaften beim „Zielwasser trinken“ vor dem Spiel kläglich versagt und ausgerechnet die beiden Zerberusse, Christoph Oster (Indians), Jan-Niklas Gebert (Timmendorf) und Björn Reinke (Timmendorf) zeigten sich absolut auf der Höhe und verhinderten mit gekonnten Paraden im Minutentakt ein schwindel erregende Ergebnis.
Dabei sah es am Spielanfang noch ganz passabel aus. Die Gäste waren noch beim Muskelauflockern, als es das erste Mal im eigenen Kasten klapperte. Christopher del Castillo (2.) kam zu seinem ersten großen Erfolgserlebnis, als er nach einem Zusammenspiel von Alex Weller und Jeff Keller völlig frei vor Beach-Boy-Keeper Gebert auftauchte und diesem den Puck unter den rechten Schoner durchschob. Die Ostsee-Verteidiger waren nach diesem schnellen Rückstand noch am Durchsortieren, als der nächste Spielzug der Gastgeber saß. Wieder tauchte ein hannoverscher Stürmer völlig frei vor Gebert auf, diesmal war es Philip Michl (3.) und der Bayer in hannoverschen Diensten markierte das 2:0. Während der Pferdeturm in seinen Grundfesten wackelte, wackelte parallel dazu die Timmendorfer Moral. Erst langsam wurde der Schockzustand abgeschüttelt und weil jedes Objekt, dass im Tor landete, von den Fans gefeiert wurde, passierte genau dieses auch dem Beach-Boy Nr. 71, Jesper Delfs, als er im Zweikampf vor dem eigenen Tor mit Sanders ins Trudeln kam, seinen eigenen Torhüter umriss und zwischen den Pfosten landete. Leider war Rosenmontag bereits Geschichte, diese Comedyaktion hätte dazu gepasst. Was die Rothäute in dieser Aktion verpassten, holten sie zwei Minuten später nach. Der von den eigenen Fans wegen seiner Vertragsverlängerung gefeierte Christoph Koziol (12.) bot bei seinem 3:0 ein optisches Erlebnis der Extraklasse, als er einen Pass von Moallim aufnahm, sich im Lauf drehte, auf einmal frei vor Gebert auftauchte und auch diesen überwand. Jetzt drohte den Gästen ein Debakel, zumal Timmendorfs Meyer im Zweikampf gegen Bohle (Indians-Manager Dirk Marchel: „Wir haben mit Nils verlängert, da er mit seinem Spiel ein extrem wichtiger Mann ist. Er bringt eine ehrliche Leistung und ist absolut ausbaufähig) glücklich die Oberhand behielt. Ansonsten hätte der Hannoveraner frei vor Gebert gestanden und wer weiß, wie dieses Duell ausgegangen wäre.
Ein 0:4 aus Ostseesicht wäre zu diesem Zeitpunkt durchaus verdient gewesen. Erst langsam fanden die Gäste zu ihrem Spiel zurück und einen gehörigen Anteil daran hatten die lautstarken, jedoch fairen Fans der Timmendorfer. Sie unterstützten ihren Spieler auch noch nach dem 0:3 stimmgewaltig. Ebenso stimmgewaltig wird auch die Reaktion von Timmendorfs Trainer Gösch in der ersten Pause gewesen sein, denn seine jetzt aufgewachten Akteure versuchten mit aller Macht den Anschlusstreffer zu erzielen. Jason Horst scheiterte knapp an Oster, dann fabrizierte Labute ein Schlittschuhtor. Das 3:1 lag in der Luft, viel dann auch zwangsläufig, aber auf eine etwas „andere“ Art. Der in der ersten Spielhälfte durchaus souveräne Hauptschiedsrichter Sven Fischer fing an, seine Linie zu verlieren und verhängte innerhalb von nur zwei Minuten für beide Teams je einen Penalty. Zuerst durfte sich Hannovers Vaillancourt versuchen, aber dieser scheiterte an Timmendorfs Keeper Reinke. Reinkes Leistung war umso bemerkenswerter, weil es seine erste Tat war. Er war ins Spiel gekommen für den verletzten Gebert und auch sein Trainer war überrascht: „Reinke ist eigentlich bei uns die Nr. 4, hat nur einmal mit uns trainiert und gleich den Penalty genial gehalten.“ Wie man es besser macht, zeigte Patrick Saggau. Der Lübecker, von 2003 bis 2005 auch bei den Indians, versenkte seinen Penalty eiskalt und brachte die Timmendorfer wieder ins Spiel. Trainer Gösch: „ Im zweiten Drittel waren wir überlegen, haben leider nur ein Tor gemacht.“ Optisch waren die Gäste wirklich überlegen, nur kreativ nicht. Beide Vertretungen kämpften, rackerten, aber da ihnen nicht viel einfiel, blieb es bei dem Spielstand.
Das dritte Drittel begann mit einem 5:3-Powerplay der Beachboys, aber diese personelle Überlegenheit zeigte sich nicht im Spiel und wenn mal eine Scheibe durchkam, dann war Indians-Keeper Oster hellwach. Das war auch notwendig, denn die verzweifelte letzte Offensive der Beachboys brachte die jetzt auf dem Zahnfleisch gehende Indians-Verteidigung (ECH-Trainer Willmann: „Die Jungs haben alles gegeben, aber die Saison ist lang und sie alle froh, wenn es bald zu Ende ist.“) an den Rand der Belastbarkeit. Mit viel Glück und Geschick wurde das 3:1 über die Runden gebracht und dementsprechend von den Fans gefeiert.
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