Nichts für schwache Nerven

Es war das erwartete Eishockeyfest zum Jahresabschluss im Passauer „Ice Gate“. Mehr als 400 Dresdner Eishockeyfans, die per Sonderzug angereist waren, und rund 1300 Einheimische sorgten für eine lautstarke Kulisse, die Black Hawks Passau und die Dresdner Eislöwen dafür, dass das Spiel keine Sekunde langweilig wurde. Das bessere Ende hatten diesmal die Hawks für sich, im Penaltyschießen sicherten sie sich mit einem 5:4 (2:2, 2:1, 0:1, 1:0) verdient zwei Punkte gegen den Tabellenführer der Nord-Gruppe. Allerdings ist die Freude der Hawks gleich mit mehreren Wermutstropfen vermischt, Janne Kujala bestritt sein letztes Spiel für die Hawks im „Ice Gate“ (er wechselt nach Rosenheim), Miroslav Dvorak kassierte eine Spieldauerdisziplinarstrafe und Andi Popp sowie Alexander Koß fallen mit Verletzungen auf unbestimmte Zeit aus.
„Wir können was bewegen, denn gegen bessere Teams spielen wir deutlich besser“, hatte Passaus Neuzugang Dustin Hughes vor dem Schlager gegen die Dresdner Eislöwen orakelt. Er sollte Recht behalten, denn die Hawks, offenbar von der stimmgewaltigen Kulisse im „Ice Gate“ beflügelt, machten dem Favoriten das Leben mehr als schwer, sie waren zwischenzeitlich sogar 4:2 in Führung. Gegenüber der Heimpleite gegen Berlin war die Mannschaft von Trainer Otto Keresztes am Freitagabend nicht wieder zu erkennen. Mit viel Kampfgeist und einem überragenden Keeper Jozef Ondrejka, Gästetrainer Marian Hurtik bescheinigte ihm eine „hervorragende Leistung“, machten die Hawks den Eislöwen bereits von Beginn an das Leben schwer. Statt sich nur auf die Defensive zu verlassen, suchten die Gastgeber ihr Heil oft genug auch im gegnerischen Angriffsdrittel und erarbeiteten sich gute Chancen. Verdient die frühe Führung durch Dustin Hughes, sein Sturmpartner Janne Kujala hatte nach einem Fehler der Dresdner Hintermannschaft am schnellsten geschaltet und den Kanadier in Szene gesetzt (6.). Bereist zu diesem Zeitpunkt deutete sich an, dass eine Überraschung möglich ist, auch wenn die Eislöwen wenig später zum Ausgleich durch Michael Schmerda kamen (8.). In der Folge blieb das Spiel offen, auch wenn die Gäste immer wieder andeuteten, warum sie die Nord-Gruppe anführen und sich berechtigte Hoffnungen auf den Wiederaufstieg in die zweite Liga machen. Nur, knacken konnten sie damit die Hawks nicht, stattdessen kamen die Gastgeber kurz vor der ersten Drittelpause zur erneuten Führung. Janne Kujala ließ sich alleine vor Keeper Michael Marik die Chance zum 2:1 nicht nehmen (20.). Schade, dass nur 21 Sekunden später die Eislöwen die Verwirrung in der Passauer Defensive zum 2:2 ausnutzen konnten, im dritten Nachschuss bugsierte Pavel Vit den Puck hinter die Linie. Wer dachte, das würde bei den Hawks einen psychischen Knacks verursachen, sah sich im Mittelabschnitt getäuscht. Eine doppelte Überzahl nutzten die Hawks zum 3:2, Fabian Hadamik behielt im Getümmel vor dem Tor den Überblick (24.), wenig später legten die Gastgeber nach: Michael Schwarzkugler bekam nach einem Bullygewinn von Dustin Hughes den Puck, gegen seinen energischen Antritt war kein Kraut gewachsen, 4:2 (27.), die Passauer Fans rieben sich verwundert die Augen und glaubten immer mehr an die Überraschung. Allerdings machten sich die Hawks dann das Leben selbst schwer. In Unterzahl handelte sich Verteidiger Miroslav Dvorak nach einem Bandencheck eine Spieldauerdisziplinarstrafe ein (30.), beinahe bis zur Drittelpause mussten sich die Hawks in Unterzahl wehren. So gelang den Eislöwen mit zwei Mann mehr auf dem Eis der Anschluss durch Petr Sikora (36.). Mehr ließen aber die Hawks nicht mehr zu. Im Schlussabschnitt erhöhten die Dresdner merklich den Druck, mit viel Glück und Geschick verteidigten die Hawks aber den knappen Vorsprung. Lediglich gegen den schönsten Spielzug des Abends waren sie machtlos, Jason Lundmark traf zum 4:4 (48.). Die Minuten bis zur Schlusssirene nach fünfminütiger Verlängerung bedeuteten Hochspannung im „Ice Gate“, gegen die körperlich und personell geschwächten Hawks drückten die Eislöwen aufs Tempo, fanden aber immer wieder in Jozef Ondrejka ihren Meister. So musste das Penaltyschießen über einen Zusatzpunkt entscheiden, die Hawks hatten die besseren Nerven. Dustin Hughes, mit einem Tor und zwei Assists neben Goalie Jozef Ondrejka Spieler des Abends, verwandelte den entscheidenden Penalty. „Der Sieg war unglaublich wichtig für die Moral der Jungs, die heute richtig gut gespielt haben. Danke für dieses Weihnachtsgeschenk“, freute sich Trainer Otto Keresztes über den Coup gegen seinen Ex-Club. Sein Kollege Marian Hurtik hatte gehofft, einen Dreier aus Passau mitzunehmen, musste aber zugeben, „dass meine Mannschaft spielerisch derzeit nicht so gut drauf ist. Passaus Torwart hat das Spiel gekippt, wir waren 40 Minuten nicht konsequent genug, deswegen gratuliere ich Passau.“
Unbeschwert konnten sich die Hawks aber dennoch nicht freuen. Denn Top-Scorer Janne Kujala hatte um die Auflösung seinen Vertrages gebeten, er geht nun wieder für seinen Ex-Verein Rosenheim auf Punktejagd und Miroslav Dvorak ist nach seiner Spieldauerdisziplinarstrafe für eine Partie gesperrt. Außerdem musste der Teamarzt die Verletzungen von Andi Popp und Alex Koß versorgen. Bei Popp besteht der Verdacht auf Kieferbruch, Koß erwischte es an der Schulter. Genaue Diagnosen stehen aber noch aus. Angesichts der nun angespannten Personalsituation werden die Hawks reagieren müssen, Team-Manager Rainer Schuster deutete bereits an, „dass entsprechende Gespräche laufen, wir aber jetzt nicht in Panik verfallen.“
Tore: 1:0 (5:38) Hughes (Kujala, Hadamik), 1:1 (7:04) Schmerda (Hamann, Carciola), 2:1 (19:05) Kujala (Gantschnig, Dvorak), 2:2 (19:26) Vit (Linke, Guggemos), 3:2 (23:13) Hadamik (Muller, Hughes/5-3), 4:2 (26:19) Schwarzkugler (Hughes), 4:3 (35:34) Sikora (Gardner, Musial/5-3), 4:4 (47:12) Lundmark (Hruby, Carciola), 5:4 (65:00) Hughes (entscheidender Penalty). Strafen: Passau 14 + 5 + Spieldauer (Dvorak), Dresden 18 + 10 (Zajac). Zuschauer: 1728.