Neuwied entwickelt sich zum Angstgegner der Wizards
Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der SonneGegen die Bären des SC Mittelrhein-Neuwied können die Stuttgart Wizards in dieser Saison bislang nicht gewinnen. Auch im Rückspiel der Oberliga Südwest setzte es für die Cracks aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt eine Niederlage. Die Zauberer mussten sich mit 3:5 (1:2, 0:2, 2:1) geschlagen geben und zeigten erst im Schlussdrittel eine engagierte und ansprechende Leistung. „Das ist zu wenig. Wenn man erst nach einem 1:4-Rückstand beginnt, Eishockey zu spielen, kann man nicht gewinnen“, so das treffende Fazit von Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko. Dabei erwischte Stuttgart vor knapp 800 Zuschauern im Neuwieder Icehouse den besseren Start. Bereits in der fünften Spielminute erzielte Mike Hofstrand in Überzahl die Führung für die Gäste. Dieses Tor brachte aber keine Sicherheit ins Stuttgarter Spiel, vielmehr schien es den SC Mittelrhein-Neuwied aufzuwecken, denn die Bären übernahmen nun mehr und mehr die Initiative und waren brandgefährlich. Janne Kujalas Ausgleich nach sieben Minuten war die logische Folge. Danach hatten beide Teams gute Chancen und die Torhüter - Tyrone Garner bei den Wizards und Marc Gronau im Neuwieder Kasten - konnten sich mehrfach auszeichnen. Die Gastgeber gingen mit ihren Möglichkeiten cleverer um und erzielten mit dem 2:1 durch Sami Leinonen in der 14. Minute die erstmalige Führung, mit der es auch in die Pause ging. Die Wizards begannen das zweite Drittel druckvoll und hatten einige hochkarätige Möglichkeiten zum Ausgleich, die aber ungenutzt blieben. Wie so oft im Eishockey sollte sich diese Nachlässigkeit rächen. Neuwied kam mit wenigen, schnellen und schnörkellosen Spielzügen vors Stuttgarter Tor und nutzte seine Chancen eiskalt aus. Anton Marsall gelang nach 23 Minuten das 3:1 für die Gastgeber. In der Folgezeit hatten die Bären zahlreiche Gelegenheiten, das Match frühzeitig zu ihren Gunsten zu entscheiden. In dieser Phase hielt Wizards-Goalie Tyrone Garner sein Team mit zahlreichen Paraden im Spiel, wenngleich man dem 25-jährigen Kanadier hin und wieder anmerkte, dass er nach überstandener Knieverletzung noch nicht zu alter Form gefunden hat.
In der 34. Minute wurde es turbulent im Neuwieder Eisstadion: SCMN-Angreifer Janne Kujala war nach einem Break in Unterzahl alleine unterwegs zum 4:1 und wurde vom Stuttgarter Jeff White durch einen Stockwurf am Torschuss gehindert. Der Schiedsrichter entschied somit zurecht auf Penalty. Kujala lief an, traf und jubelte. Der Unparteiische versagte dem Treffer jedoch die Anerkennung, da er - so die offizielle Begründung - das Spiel bereits zuvor abgepfiffen hatte. Glück für die Wizards, das Tor zählte also nicht. Warum es nicht gegeben wurde, bleibt Geheimnis des Schiedsrichters.
Dennoch gelang Neuwied kurze Zeit später der vierte Treffer. Ganze zwei Sekunden nach dem verschossenen Penalty ließ Dave Stevens Tyrone Garner im Tor der Wizards keine Abwehrchance und erzielte vom Bully weg das 4:1. Damit war eine Vorentscheidung gefallen, doch die Wizards gaben nicht auf und suchten im Schlussabschnitt ihre Chance. Zunächst hatte jedoch Neuwied Vorsprung und Gegner weiter sicher im Griff. Erst in der 50. Minute setzten die Wizards nochmals ein Ausrufezeichen, als John Sicinski auf 4:2 verkürzte. Nun war Stuttgart am Drücker, Neuwied wirkte ausgepowert. Drei Minuten später gelang Georg Hessel das 4:3 (50.), zumindest ein Zähler lag für die Wizards wieder in greifbarer Nähe. Doch anstatt eine Aufholjagd zu starten, brachten sich die Wizards - wie schon in Füssen - durch eine unnötige Strafzeit selbst um den Lohn ihrer Arbeit. Nur 42 Sekunden nach dem Anschlusstreffer der Stuttgarter traf Harry Kulczynski in Überzahl zum 5:3 für Neuwied (53.). Damit war die Moral der Württemberger endgültig gebrochen und die Partie entschieden. Die Neuwieder Bären ließen in den letzten Minuten nichts mehr anbrennen und brachten den Vorsprung über die Zeit. Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko brachte es nach Spielschluss auf den Punkt: „Der Neuwieder Sieg ist verdient, weil das Team in den ersten 40 Minuten besser war und uns dominiert hat. Wir haben erst nach dem 1:4-Rückstand angefangen, Eishockey zu spielen. Das ist zu wenig, so kann man auswärts nicht gewinnen, zumal wir wieder zu viele Strafen kassiert haben.“ Duszenkos Neuwieder Kollege Fred Carroll war hingegen froh über die drei Punkte: „Wir hätten nach zehn Minuten auch deutlich hinten liegen können. Wir haben diszipliniert gespielt, geduldig auf unsere Chancen gewartet und diese genutzt. Doch Stuttgart hat nie aufgegeben, selbst nach dem 4:1 war das Spiel noch offen. Entscheidend war, dass es uns gelungen ist, die wichtigsten Spieler der Wizards nicht zur Entfaltung kommen zu lassen.“ Für die Wizards steht morgen (16.11.2003, 18.45 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) das wichtige Heimspiel gegen die EA Kempten mit dem Ex-Stuttgarter Frank Petrozza an. Tore: 0:1 (4:05) Mike Hofstrand (Georg Hessel, John Sicinski) 5-4, 1:1 (6:40) Janne Kujala (Jaroslav Majer, Sami Leinonen), 2:1 (13:35) Sami Leinonen (Georg Havlik) 5-4, 3:1 (22:24) Anton Marsall (Dave Stevens, Todd Johnson), 4:1 (33:15) Dave Stevens 4-5, 4:2 (49:51) John Sicinski (Mike Hofstrand), 4:3 (52:12) Georg Hessel (Peter Westerkamp), 5:3 (52:54) Harry Kulczynski 5-4. Strafen: Neuwied 14 + 10 (Matthias Lanzl), Stuttgart 18. Zuschauer: 773.