Nadeaus Shorthander bringt Wizards im Allgäu auf die Verliererstraße
Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der SonneZu viele Unachtsamkeiten in der Abwehr leisteten sich die Stuttgart Wizards am Sonntagabend beim EV Füssen. Weil die Blau-Gelben zudem zu viele Chancen für einen Treffer benötigten, stand nach einem offenen Schlagabtausch am Ende eine 2:4-Niederlage zu Buche, die den Eishockey-Oberligisten auf den sechsten Tabellenplatz der Gruppe Süd abrutschen ließ. Knackpunkt der Partie war ein Unterzahltreffer von Füssens Eric Nadeau, der nach 36 gespielten Minuten die Hausherren 3:2 in Front brachte und den Wizards damit den Zahn zog. „Wir mussten stets einem Rückstand hinterherlaufen. Vor dem Spiel entscheidenden dritten Füssener Tor war unsere Verteidigung zu sehr auf die Scheibe statt Nadeau fixiert. Diesen Fehler hat Füssen eiskalt ausgenutzt“, konstatierte Trainer Wilbert Duszenko und fügte hinzu: „Wir haben versäumt, nach sechs Punkten am letzten Wochenende nachzulegen und konnten deshalb den Abstand auf Platz sieben nicht vergrößern. Nach Weihnachten müssen wir wieder punkten, um Kurs auf die Meisterrunde halten zu können.“ Am zweiten Weihnachtsfeiertag (26.12.2004, 18.00 Uhr) sind die Zauberer zu Gast beim heimstarken EC Peiting, der in dieser Saison erst ein Match im eigenen Stadion – mit 0:4 gegen die Wizards – verloren hat. Dabei müssen die Württemberger allerdings auf Verteidiger Christian Lorch verzichten, der sich bei der 2:6-Niederlage gegen Rosenheim einen Kieferbruch zuzog und voraussichtlich bis Ende Januar ausfallen wird.
Am Sonntagabend in Füssen begannen die Wizards engagiert und störten die Hausherren früh. Die flüssig kombinierenden Gastgeber kamen dennoch zu etlichen guten Möglichkeiten und Stuttgarts Keeper Tyrone Garner, der angeschlagen mit einer Leistenzerrung ins Match gegangen war, musste sein ganzes Können aufbieten, um einen frühen Rückstand zu verhindern.
Die Wizards fanden in der Anfangsphase nicht zu ihrem Spiel und hatten wenige Tormöglichkeiten. In der siebten Spielminute waren die Blau-Gelben allerdings hellwach. Peter Westerkamp schaltete nach einem Missverständnis in der EVF-Abwehr am schnellsten, bediente den mitgelaufenen Michel Maaßen und der ließ Leopards-Goalie André Irrgang keine Chance – 1:0 für Stuttgart.
Nun entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dessen Verlauf sich beide Keeper mehrfach auszeichnen konnten. Zwar erspielte sich Füssen, das mit schnellem, schnörkellosem Eishockey immer wieder gefährlich vor dem Stuttgarter Tor auftauchte, zunächst die besseren Möglichkeiten, konnte diese jedoch nicht nutzen. In der 16. Spielminute musste sich Tyrone Garner im Stuttgarter Gehäuse allerdings das erste Mal geschlagen geben, als Eric Nadeau im Powerplay aus kurzer Distanz den Ausgleich markierte, der zugleich den Stand nach dem ersten Drittel darstellte.
Auch im zweiten Drittel agierten die Stuttgarter vor dem Tor zu zaghaft und machten zu wenig aus ihren Chancen, während der EV Füssen genau das einfache Eishockey bot, das Wizards-Coach Wilbert Duszenko zuletzt immer wieder von seinen Schützlingen gefordert hatte. Paradebeispiel war die erstmalige Führung der Allgäuer nach 25 gespielten Minuten: Verteidiger Robert Scharpf zog von der blauen Linie ab und der vor dem Tor postierte Ruslan Bezshchasnyy fälschte den Hammer des Routiniers für Tyrone Garner unhaltbar ab. Erfreulicherweise ließen sich die Gäste aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt davon nicht sonderlich beeindrucken. Sie kämpften weiter verbissen und besannen sich kurzzeitig aufs schnörkellose Eishockey. Lohn war der 2:2-Ausgleich durch Jeff White (32.), der EVF-Torhüter André Irrgang mit einer Direktabnahme aus der Halbdistanz keine Chance ließ.
Kurz danach hatten die Blau-Gelben in Überzahl einige gute Möglichkeiten, selbst erstmals in Führung zu gehen. Ein kurzer Blackout der Powerplay-Formation, in dem sich Ex-Wizard Marco Heinrichs den Puck erkämpfte und ihn zu Eric Nadeau passte, ließ die Hoffnungen auf einen Punkgewinn jedoch platzen wie eine Seifenblase. Der Franko-Kanadier machte seinem Ruf als Torjäger alle Ehre. Er stürmte völlig unbedrängt auf Goalie Tyrone Garner zu und gab ihm letztlich, obwohl er die richtige Ecke ahnte, beim 2:3 keine Chance. Dieses Tor brach den Wizards das Genick und war zugleich der Zwischenstand nach 40 Minuten.
Im Schlussabschnitt plätscherte die Partie vor sich hin. Füssen tat nicht mehr als nötig, um den Vorsprung zu sichern, brachte die Wizards-Defensive mit schnellen Angriffen ein ums andere Mal ins Wanken. Auch die Wizards ihrerseits erspielten sich noch einige hochkarätige Chancen – so hatte allein Peter Westerkamp den Ausgleich mehrfach auf dem Schläger – legten jedoch im Abschluss nicht die nötige Kaltschnäuzigkeit an den Tag und starben in Schönheit. So blieb es bei der Niederlage, die Füssens Urgestein Wolfgang Koziol mit einem Schuss ins Kreuzeck zum 2:4 27 Sekunden vor Ende der Partie (60.). besiegelte.
Auf der Pressekonferenz nach Spielende haderte Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko denn auch mit der Chancenverwertung seiner Cracks. „Insgesamt war es ein enges Spiel auf gutem Oberliga-Niveau. Der Füssener Sieg geht in Ordnung, weil der EVF unsere Fehler, vor allem beim 3:2, eiskalt ausgenutzt hat. Leider mussten wir immer einem Rückstand hinterher laufen. Wir hatten genügend Chancen, hätten allein im letzten Durchgang das Match drehen können. Wir sind aber zu verspielt, wollen kein einfaches, geradliniges Eishockey spielen und brauchen zu viele Anläufe für ein Tor. Zudem scheinen einige Akteure nach dem Sechs-Punkte-Wochenende gegen München und Miesbach überheblich geworden zu sein, deswegen haben wir jetzt die Quittung mit null Punkten bekommen“, so die klaren Worte des Übungsleiters.
Füssens Coach Franz-Josef Baader war nach der Partie erleichtert: „Man merkte meiner Mannschaft im ersten Drittel an, dass wir dieses Spiel gewinnen mussten. Wir waren die erste Viertelstunde gar nicht richtig im Spiel, sind nach dem 1:1 aufgewacht. Es war ein offener Schlagabtausch und ich denke, das 3:2 von Eric Nadeau war die richtige Antwort auf die eigenartige Strafzeit, die Florian Häfele für einen angeblichen Stockschlag an Ty Garner bekommen hatte. Im letzten Durchgang hat es noch einige Male lichterloh vor unserem Tor gebrannt. Glücklicherweise ist der Puck nicht rein gegangen und Wolfgang Koziol hat den Sieg dann kurz vor Schluss zementiert“, kommentierte Baader das Duell.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag (26.12.2004, 18.00 Uhr), steht den Wizards nun ein weiteres schweres Auswärtsspiel ins Haus. Die Reise geht ins bayerische Oberland zum EC Peiting, der im eigenen Stadion erst ein Spiel – ausgerechnet mit 0:4 gegen die Wizards – verloren hat. „Wir wissen also, wie wir Peiting schlagen können. Mit einer konzentrierten Defensivleistung und mehr Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor können und wollen wir den Erfolg wiederholen, auch wenn es sehr schwer werden wird“, blickt Trainer Wilbert Duszenko voraus. Der ECP verfügt über ein sehr homogenes Team, die Mannschaft ist der Star. Schlüsselfigur ist Torhüter Marc Dillmann, der nach einem einjährigen DEL-Gastspiel bei den Frankfurt Lions nach Peiting zurückkehrte und maßgeblichen Anteil am Höhenflug des aktuellen Tabellenvierten (42 Punkte) hat. Darüber hinaus baut Trainer Hans Schmaußer auf zahlreiche einheimische Cracks wie Markus Keppeler, Manfred Eichberger und Klaus Müller, die gemeinsam mit den Ausländern Daniel Jonsson, Jason Melong und Kyle Doyle (alle Sturm) sowie Rob Brown und Jonas Forslund (beide Verteidigung) das Gerüst des Teams bilden, das zuletzt vor heimischer Kulisse den TEV Miesbach 5:1 besiegte, beim EHC Klostersee allerdings eine 2:8-Schlappe hinnehmen musste.
Nach dieser Partie ist für die Wizards dann Derby-Zeit angesagt. Zunächst gastiert am 28.12.2004, 20.00 Uhr, der EV Ravensburg auf der Stuttgarter Waldau, ehe 48 Stunden später (30.12.2004, 20.00 Uhr) die Heilbronner Falken ihre Visitenkarte in Degerloch abgeben. Den Abschluss des Kräftemessens mit den übrigen baden-württembergischen Teams bildet am 02.01.2005 (18.00 Uhr) das Gastspiel der Zauberer beim ESV Hügelsheim.
Anpfiff der Partie beim EC Peiting ist am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26.12.2004, um 18.00 Uhr.
EV Füssen – Stuttgart Wizards 4:2 (1:1, 2:1, 1:0)
Tore: 0:1 (7:59) Michel Maaßen (Peter Westerkamp), 1:1 (15:04) Eric Nadeau (Dory Tisdale, Ruslan Bezshchasnyy) 5-4, 2:1 (24:31) Ruslan Bezshchasnyy (Robert Scharpf, Wolfgang Koziol), 2:2 (31:36) Jeff White (Jay Woodcroft, John Sicinski), 3:2 (35:12) Eric Nadeau (Marco Heinrichs, Armin Schneider) 4-5, 4:2 (59:33) Wolfgang Koziol (Ruslan Bezshchasnyy)