Klaus Feistl: „Kein Rohbau sondern Brecherhütte“

Seinen Einstand hätte er sich anders vorstellen können, meinte der Trainer der Black Hawks Passau, Klaus Feistl, am Freitagabend. Auch wenn ihm sicher klar war, die Kaufbeurer Joker sind eben kein Aufbaugegner. Die Hawks mussten mit 2:5 (0:2, 1:0, 1:3) die Segel streichen und kassierten die 15. Niederlage in Folge. Auch wenn bis Mitte des Schlussdrittels der Rückstand der Hawks nur ein Tor betrug, eine echte Chance hatten die Gastgeber nicht. Vor allem das konsequente Überzahlspiel der Allgäuer sollte den Hawks ein Lehrbeispiel sein.
Welchen Einfluss würde Klaus Feistl auf die Hawks und das Spiel gegen Kaufbeuren nehmen können, fragten sich gut 500 Zuschauer im „Ice Gate“. Wohl wissend, dass der neue Coach binnen weniger Stunden im Amt keine Wunderdinge vollbringen kann. „Ich wusste schon, dass es keine leichte Aufgabe wird, das reizt mich ja auch“, diktierte Klaus Feistl nach Spielende in die Blöcke. Bereits kurz nach dem Eröffnungsbully nahm das Spiel einen für die Hawks unheilvollen Lauf. Der Sekundenzeiger war noch nicht einmal um die Uhr, als Miro Dvorak für zwei Minuten in die Kühlbox geschickt wurde. Die Powerplaychance ließen sich die Kaufbeurer, die unbedingt einen Play-off Platz erobern wollen, nicht nehmen. Jonathan Robert wurde mit schnellen Pässen frei gespielt und hatte wenig Mühe, seine Farben in Führung zu bringen (3.). Danach verpassten die Hawks eine Riesenmöglichkeit zum Ausgleich. In Überzahl traf Robert Suchomski knapp vor dem Tor nur die Fanghand des über weite Strecken des Spiels beschäftigungslosen Keeper Christian Baader – fahrlässig. Denn auch die folgenden Powerplaychancen brachten nix ein, „wir werden in den nächsten Wochen vermehrt auch Über- und Unterzahl trainieren“, kündigte Coach Feistl an. Tatsächlich hatten die Hawks im ersten Drittel mehrmals Powerplay. Nennenswerte Chancen entsprangen dabei nicht. Effektiver die Gäste, die nicht mehr als notwendig für das Spiel taten. Nachdem die Hawks den Puck nicht aus der Gefahrenzone brachten, schaltete Lubos Velebny am schnellsten und erhöhte auf 2:0 (20.).
„Das hat uns Selbstbewusstsein gegeben, denn zu Beginn waren wir verunsichert und nervös“, gab Gästetrainer Ken Latta zu. Der ist übrigens auch erst seit Donnerstag im Amt, löste in Kaufbeuren Maurizio Mansi ab. Nach dem ersten Wechsel passierte auf beiden Seiten nicht viel. Spielbestimmend blieben zwar die Gäste, viele klare Chancen kamen dabei aber nicht heraus. Aber auch die Hawks konnten in der Offensive keine Akzente setzen. Erst kurz vor der zweiten Pause durften die Passauer Fans jubeln. Dustin Hughes wurde von Alexander Popp auf die Reise geschickt und verwertete den Konter zum Anschlusstreffer (39.).
„Dabei haben wir einen Fehler gemacht, die müssen wir in Zukunft abstellen“, fordert Ken Latta. Sein Gegenüber meinte nur: „So stelle ich mir Eishockey nicht vor.“ Denn im Schlussabschnitt reichte der Notizzettel von Klaus Feistl nicht mehr. Zwar hatten die Gastgeber bedingt durch Strafzeiten gegen die Joker zunächst mehr vom Spiel, dann drehten die Gäste auf: „Die haben uns teilweise schwindlig gespielt“, ärgerte sich Feistl. Nur 7 Sekunden brauchte Mike Muller auf der Strafbank Platz zu nehmen, schon lag der Puck zum dritten Mal im Passauer Gehäuse. Daniel Schury verwertete einen schönen Spielzug (48.). Deutlich zu sehen, das versetzte der Moral der Gastgeber einen herben Schlag, noch dazu folgte zwei Minuten darauf das 4:1 für die Joker durch Benjamin McLeod. „Bei mir zählt Defensive sehr viel, was ich aber heute bei uns gesehen habe, das braucht viel Arbeit“, kündigte Trainer Feistl einen harten Kurs an: „Denn ab vier Gegentoren werde ich richtig grantig!“ So kann man sich in ihn hinein versetzen, als Thorsten Rau mit dem 5:1 (52.) die endgültige Entscheidung brachte. Positiver Aspekt am Freitagabend, die Hawks haben sich dann nicht hängen lassen, sondern noch Ergebniskorrektur betrieben. Alex Gantschnig verwertete ein Zuspiel von Dustin Hughes zum 2:5 (56.). „Das zeigt mir, dass wir den Kopf nicht in den Sand stecken werden. Einsatz und Wille sind da, nur das Hirn muss mehr mitspielen“, meinte Feistl leicht optimistisch hinsichtlich seiner Ziele: „Platz neun in Angriff nehmen und den Klassenerhalt schaffen.“ Er habe einige Kandidaten ausmachen können, denen das Training in den nächsten Wochen schwer fallen werde, so der Coach weiter, „aber wir können das hinkriegen.“
Tore: 0:1 (2:13) Robert (McLeod, Pufal) [+1], 0:2 (19:07) Velebny (McFeeters), 1:2 (38:15) Hughes (Popp Al.), 1:3 (47:42) Schury (Webb) [+1], 1:4 (49:50) McLeod (Webb, Schury), 1:5 (51:31) Rau (Pufal, Paule) [+1], 2:5 (55:41) Gantschnig (Hughes, Zollo). Strafen: Passau 10 + 10 (Gantschnig), Kaufbeuren 10. Zuschauer: 511.