Klare Sache im Derby - München triumphiert in Rosenheim
Dritter gegen Erster, noch dazu ein Aufeinandertreffen zweier Fanlager, die sich spinnefeind sind. Das bedeutete volles Haus im Eisstadion an der Jahnstraße. Die offiziell genannten 4177 Besucher wirkten fast ein wenig untertrieben, denn freie Plätze waren kaum mehr welche zu erkennen. Der Schatzmeister der Starbulls Rosenheim war somit der erste Gewinner des Abends. Neben dem Verwalter der Finanzen waren freilich noch weitere strahlende Gesichter in der betagten Arena zu finden. Da wäre zum einen die Mannschaft des EHC München, die mit einem nur anfangs gefährdeten, letztlich aber verdienten 5:0 Erfolg ihren Anhang - wie auf Spruchbändern gefordert - glücklich machte und ganz nebenbei ein Wochenende der vollen Punktausbeute mit den noch ausstehenden drei Zählern komplettierte. Zum anderen war da Dennis Hipke, die derzeitige Nummer eins im Tor der Münchner. In seinen ersten Spielen nervös, seltenst fehlerfrei und von daher schnell in der Kritik, steigerte sich der 22jährige in den vergangenen Begegnungen nicht zuletzt ob der dauerhaften Spielpraxis, avancierte dabei zu einem soliden Rückhalt seines Teams. Den Lohn für seine guten Leistungen erhielt Hipke nun in Form eines astreinen Shut-Outs im bayerischen Derby.
Eingedenk der Verletzungsmisere auf Münchner Seite und dem jüngsten Leistungshoch bei den Gastgebern, war die anfängliche Zurückhaltung beim Tabellenführer kaum verwunderlich. Ron Newhook rückte nach seiner Sperre in die Sturmreihe mit Vollmer und Eckmair, Martin Schneider verteidigte wieder. Engagiert beginnende Rosenheimer waren die zunächst spielbestimmende Mannschaft, ohne sich dabei Hochkaräter zu erarbeiten. Vereinzelte Schussversuche stellten für Dennis Hipke kein Problem dar. Einzig nach zehn Minuten wurde es brenzlig, als Michael Fröhlich auf der linken Seite bei seinem Konter reichlich Raum vorfand und seinen Abschluss nur Zentimeter neben den langen Pfosten setzte. Bei vier Powerplaygelegenheiten erwies sich das Team von Ron Chyzowski zu ideenlos um die sicher gestaffelte EHC-Verteidigung in Bedrängnis zu bringen. Einmal enteilte Alex Leinsle mit der Scheibe sogar, Oliver Häusler vereitelte den Shorthander mit Bravour. Auch Fabian von Schilcher durfte sich im Alleingang versuchen. Er wurde allerdings von einer nicht regelkonformen Aktion Heini Schiffel´s gestoppt. Als sich viele der Zuschauer schon um das Pausengetränk bemühten, schlug der Tabellenführer eiskalt zu. Es war ein Stich in das Rosenheimer Herz, als Mario Jann aus dem Gewühl heraus abstaubte. Am Spielverlauf gemessen, zweifelsohne etwas glücklich, aber für die mangelhafte Chancenauswertung der Hausherren konnten die Münchner ja nichts.
Wer jetzt einen Sturmlauf der Starbulls erwartete, sah sich schnell getäuscht. Immer besser fand die Kink-Truppe in die Partie, immer zerfahrener wurde das Offensivspiel des SBR. Scheiterte Mike Burman wie wenig später auch Pete Brearley noch mit ihren Schlenzern, ging es Mitte des zweiten Drittels Schlag auf Schlag. Im Powerplay erhöhte Beppi Eckmair auf 2:0. Der ehemalige Rosenheimer profitierte dabei von der exzellenten Vorabeit Mike Burman´s, der selbst hätte schiessen können, jedoch das Auge für den besser postierten Mitspieler hatte. Damit aber nicht genug. Pete Brearley dankte seinen Assistenten Leinsle und Schwele mit dem dritten Treffer für deren energisches Nachsetzen in der Szene zuvor.Ausgerechnet ein ehemaliger Münchner war es, der den EHC endgültig auf die Siegerstrasse bugsierte. Nach einem Check von Hinten verabschiedete sich Mondi Hilger für zwölf Minuten vom aktiven Geschehen und leitete dabei gleichzeitig das nächste Überzahlspiel der Gäste ein. Der Schlagschuss von Mike Burman zum 4:0 war ohne jeden Zweifel haltbarer Natur, für Oliver Häusler an diesem Abend jedoch nicht. Er ließ den Puck passieren, das Spiel war gelaufen. Die Grün-Weißen waren spürbar konsterniert, zusammenlaufen wollte gar nichts mehr. Auch Ron Chyzowski schien die Partie abgehakt zu haben, er gewährte fortan auch der jungen vierten Reihe Eiszeit. Zum Ende des Drittels offerierte sich unverhofft noch einmal die Gelegenheit für den SBR heranzukommen. Während einer angezeigten Strafe für Manuel Hiemer beförderte Martin Schneider seinen Kontrahenten per Check in die Bande und durfte deswegen gleich mit auf die Sünderbank. Doch selbst bei fünf gegen drei gelang den Starbulls nichts, außer mit umständlicher Spielweise ihren eigenen Anhang zu entnerven
Der letzte Abschnitt war aus Münchner Sicht nicht mehr als ein Verwalten der Tatsachen. Ron Newhook durfte nach einem weiteren Fehler Häuslers aus spitzem Winkel einschieben, Dennis Hipke sicherte sich mit einer Glanzparade gegen Ulrich Drechsler einen Abend ohne Gegentor. Ob Hipke noch lange sein Können demonstrieren darf, ist hingegen fraglich. In Hügelsheim bereits möchte Jochen Vollmer nach eigener Aussage seinen Platz im EHC-Gehäuse wieder einnehmen.
Die Statements der Übungsleiter waren wenig überraschend. Ron Chyzowski befand, seine Mannschaft sei heute "knapp neben dem Schuh gestanden. Die Konzentration hat gefehlt, ebenso fehlten Beine und Biss", so die Anspielung auf Physis und Willen. Trotzdem war Chyzowski mit drei Zählern am Wochenende zufrieden, wenngleich er diese freilich gerne vor heimischem Punlikum eingefahren hätte. Schorsch Kink sprach indes unter Einbeziehung des Freitagsspiels von einem perfekten Wochenende, an dem sich seine Mannschaft topfit präsentierte. Bei der heutigen Begegnung sah Kink lediglich bei den anfänglichen Unterzahlsituationen eine prekäre Phase. (orab)
Tore:
0:1 (19:28) Jann (Hiemer, v.Schilcher), 0:2 (28:45) Eckmair (Burman, Newhook 5-4), 0:3 (30:11) Brearley (Schwele, Leinsle), 0:4 (30:55) Burman (Schneider, Schwele 5-4), 0:5 (44:50) Newhook (Brearley 5-4)
Strafen: Rosenheim 20 + 10 (Hilger) - München 24 + 10 (Schneider)
Schiedsrichter: Piechaczek (Ottobrunn) - Haas, Pichlmaier
Zuschauer: 4177
Spieler des Spiels: Mike Burman