Keine einfache Entscheidung fürs Sportgericht
Bären basteln am personellen FeinschliffWenn man im Ortszentrum zu Peiting an der Aral-Tankstelle den Weg zur Eissporthalle erklärt haben will, sollte der Ortsunkundige seine Frage präzisieren, weil er mit einer merkwürdigen Antwort rechnen muss: "Ja, welche denn?" Zumindestens als Gast aus Neuwied kann man sich über solche paradiesischen Zustände nur wundern. Während im Umkreis von 30 bis 40 Kilometern in Peiting über ein Dutzend Eishallen anzutreffen sind, müssen die Bären schon 60 Kilometer fahren, um in Troisdorf und Diez die nächstgelegene Stätte zu finden. Doch auch das Eissport-Paradies im Oberland hat so seine Tücken, wie der SC Mittelrhein-Neuwied in seinem zweiten Gastspiel beim EC Peiting am Freitag erfahren musste. Beim Stande von 4:3 für den ECP wurde die Begegnung nach dem zweiten Drittel nicht wieder aufgenommen. Der verantwortliche Eisaufbereiter in der Peitinger Halle - die nach Auskunft der ECP-Veranwortlichen dem Verein kostenlos zur Verfügung steht und der ECP im Gegenzug den Betrieb sichert, beispielsweise wird der Eismeister vom Verein gestellt - leistete gegen 21.30 Uhr ganze Arbeit und hinterließ in der zweiten Drittelpause eine Kraterlandschaft in der neutralen Zone. Versuche, mit Schubkarre, Schaufel, Wasser und mehrmaligem Zamboni-Überqueren eine spielbare Fläche zu präparieren, wurden um 22.08 Uhr abegebrochen. Nach Rücksprache mit beiden Mannschaftskapitänen beendete Schiedsrichter Reik van Gammeren die Partie. Dabei gab es aber unterschiedliche Auffassungen. Georg Kink, Trainer des ECP, war sauer und der Meinung, man hätte weiterspielen können. "Man kann spielen, wo ist das Problem? Darauf spielen wir schon die ganze Saison." Fred Carroll, Neuwieds Übungsleiter konterte: "Ich bin für die Sicherheit der Mannschaft veranwortlich. Das ist zu gefährlich. Ich möchte nicht wissen, was Herr Kink sagt, wenn sein bester Spieler O`Grady über diese Stellen fährt, sich das Knie kaputt macht und dann bis Saisonende ausfällt." Während beispielsweise Neuwieds Jens Hergt witzelte, man könnte ja Pylonen als Absperrung aufstellen, klopfte SCM-Trainer Carroll bei einem Linienrichter an und meinte nicht ganz ernst gemeint: "Fahren wir doch nach Schongau, das ist doch nur fünf Minuten entfernt." Nun muss die Sportgerichtsbarkeit entscheiden, wie dieses vielleicht in der Endabrechnung im Kampf um Platz fünf entscheidende Spiel bewertet oder neu angesetzt wird. Für die Gastgeber sprach zu diesem Zeitpunkt eine 4:3-Führung, für Neuwied (ohne den grippekranken Dave Stevens angetreten) sprach die Aufholjagd im zweiten Drittel und eine 125-sekündige Überzahl zu Beginn des Schlussabschnitts, die aus einer Matchstrafe gegen ECP-Torskorer Mathias Wraak (38., Foul an Kopitz) resultierte. Was nun aus der Matchstrafe gegen Wraak wird, ist auch eine Frage, mit der sich die Sportgerichtsbarkeit befassen muss. So oder so wird eine Partei am Ende gehörig am Fluchen sein, schließlich ist eine Anreise aus Neuwieder Sicht unter der Woche zu einem Nachholspiel nach Peiting nicht gerade substanzfördernd. Stenogramm bis zum Abbruch: 1:0 (4.) O`Grady, 2:0 (18.) Kink (O`Grady/Wraak - 5:4), 2:1 (21.) Hergt (Kulczynski), 2:2 (25.) Johnson (Hergt), 3:2 (30.) Barth (Wraak/Tisdale), 3:3 (32.) Kujala (Leinonen), 4:3 (37.) O`Grady. Schiedsrichter: Van Gameren (Berlin). Strafminuten: Peiting 6 + 5 + Matchstrafe gegen Wraak, Neuwied 4. (lim)