Kampfgeist der Wizards wird gegen Leipzig nicht belohnt

Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der SonneWizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der Sonne
Lesedauer: ca. 5 Minuten

Die Play-offs der

Eishockey-Oberliga werden höchstwahrscheinlich ohne die Stuttgart Wizards

stattfinden. Im richtungsweisenden Spiel gegen die Blue Lions Leipzig

kassierten die Württemberger am Sonntagabend vor heimischer Kulisse eine 2:4

(0:1, 1:1, 1:2)-Niederlage. Dadurch rangieren die Zauberer vier Spieltage vor Schluss

der Meisterrunde, Gruppe B, mit nur vier Zählern auf dem letzten Tabellenplatz,

vier Punkte hinter dem Vierten EHC Klostersee, zu dem sie am Dienstag

(15.03.2005, 20.00 Uhr) reisen müssen. Dabei boten die Blau-Gelben gegen Leipzig

ab dem zweiten Drittel eine echte Energieleistung und machten aus einem 0:2

innerhalb kurzer Zeit ein 2:2. Der große Kampfgeist wurde am Ende jedoch nicht

belohnt, vielmehr scheiterten die Wizards an ihrer schwachen Chancenverwertung

und leisteten sich zudem erneut unnötige individuelle Fehler. „Im ersten

Drittel waren wir völlig von der Rolle. Danach habe ich meine Mannschaft

aufgeweckt und wir sind engagierter zu Werke gegangen. Wir hatten nach dem 2:2

genügend Chancen, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden, haben diese aber

nicht genutzt. Unser Hauptproblem war, dass wir in Schönheit gestorben sind,

statt einfach aufs Tor zu schießen. Zudem haben sich gerade die erfahrenen

Spieler zu viele Fehler geleistet, die Leipzig zu den entscheidenden Toren

genutzt hat“, so das ernüchternde Fazit von Stuttgarts Trainer Wilbert

Duszenko, der sich trotz des erneuten Rückschlags kämpferisch gibt: „Es wird

jetzt zwar sehr schwer, die Play-offs zu erreichen, doch die Runde ist noch

nicht vorbei. Wir werden nicht aufgeben und alle Kräfte mobilisieren, um beim

EHC Klostersee zu punkten.“

Vor nur noch 604 Zuschauern auf der Stuttgarter Waldau

präsentierten sich die heimischen Wizards in den ersten 20 Minuten erschreckend

schwach. Kaum ein Zweikampf wurde angenommen, kaum ein Pass kam an, folglich

hatten Torszenen der Hausherren absoluten Seltenheitswert. Die Gäste aus

Leipzig mussten sich nicht einmal besonders anstrengen, um die Zauberer in

Schach zu halten und waren dennoch die klar bessere Mannschaft, die bereits im

ersten Drittel eine Vielzahl an Chancen zu verzeichnen hatte. Eine davon nutze

der sträflich allein gelassene Richard Keyes in der 18. Minute zur verdienten

Führung der Messestädter, die gleichzeitig den Pausenstand bedeutete.

Die anschließende Kabinenpredigt des Stuttgarter Trainers

Wilbert Duszenko schien ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn ab Durchgang

zwei zeigten sich die Wizards wesentlich bissiger. Die Zweikämpfe wurden nun

angenommen, das Zusammenspiel klappte besser und so wurden die ersten Chancen

herausgearbeitet. Dabei offenbarte sich aber auch das größte Problem der

Zauberer an diesem Abend: Die Chancenverwertung. Statt einfach zu schießen,

spielten sie immer einen Pass zu viel, so dass die Abwehr der Blue Lions nur

selten Probleme hatte, die Angriffsbemühungen der Hausherren zu unterbinden. Weil

sich ein nachlässiger Umgang mit Tormöglichkeiten im Eishockey meist rächt, kam

es, wie es kommen musste. Nach 25 Minuten durfte Leipzigs Pete Gardiner in

Überzahl völlig unbedrängt vor Wizards-Keeper Tyrone Garner zum

Handgelenkschuss ansetzen und so das 0:2 erzielen.

Die Wizards wirkten nun zwar kurz konsterniert, steckten

aber nicht auf und kämpften weiter um ihre Chance, ins Match zurück zu kommen.

Mit körperbetontem Spiel schafften sie es immer wieder, sich in

aussichtsreichste Schussposition zu bringen. Entweder agierten sie im Abschluss

jedoch zu unkonzentriert, so dass sie selbst das leere Tor nicht trafen, oder

aber Leipzigs Goalie Thomas Zellhuber war zur Stelle. Selbst bei einer fast 40

Sekunden andauernden 5:3-Überzahl in der 34. Minute sorgten die Hausherren nur

für wenig Gefahr. Erst Georg Hessel brach nach 37 gespielten Minuten den Bann.

Der unermüdlich rackernde Angreifer fasste sich bei eigener Unterzahl ein Herz,

zog von der blauen Linie ab und überraschte Zellhuber mit einem Schuss durch

die Hosenträger – nur noch 1:2.

Nun ging ein sichtlicher Ruck durch das Stuttgarter Team,

denn Leipzig wurde in der Schlussphase des zweiten Durchgangs stellenweise im

eigenen Drittel eingeschnürt. Die Wizards kamen so zu etlichen Hochkarätern und

hatten den Ausgleich mehrfach auf dem Schläger, er sollte jedoch im zweiten

Drittel nicht mehr fallen.

Doch auch zu Beginn des Schlussabschnitts zeigten die

Wizards Moral und feuerten nun aus allen Lagen. Lohn der Mühen war das viel

umjubelte 2:2 nur 65 Sekunden nach Wiederanpfiff, als Manuel Weibler zum 2:2

abstaubte (42.).

Dieser Treffer setzte bei den Wizards neue Kräfte frei, die

den Blue Lions Leipzig nun ein ebenbürtiger Gegner waren. Es entwickelte sich

ein offener Schlagabtausch mit guten Chancen auf beiden Seiten, doch die

Torhüter – sowohl Tyrone Garner bei den Wizards als auch der Leipziger Thomas

Zellhuber – waren stets auf dem Posten und nicht zu bezwingen.

Als bereits vieles auf eine Punkteteilung und die Verlängerung

hindeutete, leisteten sich die Wizards jedoch einen fatalen Blackout und

brachten sich so um den Lohn ihrer Arbeit. Nach einem Bully vor dem eigenen Tor

spielte ein Stuttgarter den Puck völlig unbedrängt zu Leipzigs John Spoltore,

der die Scheibe nur noch am bereits geschlagenen Garner vorbei ins leere Tor zu

schieben brauchte und so seine Farben erneut in Front schoss (54.). In der

Schlussphase mobilisierten die Zauberer zwar noch einmal alle Kräfte, hatten

den abgeklärteren Leipzigern letztlich aber nichts mehr entgegen zu setzen.

Auch der Mut von Trainer Wilbert Duszenko, Tyrone Garner bereits knapp zwei

Minuten vor Schluss zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis zu beordern,

zahlte sich nicht aus. Stattdessen machte Leipzigs Pete Gardiner mit seinem

zweiten Treffer zum 2:4 ins verwaiste Stuttgarter Gehäuse 59 Sekunden vor

Spielende alles klar und riss die Wizards damit wohl aus allen Play-off-Träumen

(60.).

Nach Spielende jedenfalls zog Stuttgarts Coach Wilbert

Duszenko ein ernüchterndes Fazit: „Es wird jetzt sehr schwer, noch in die

Play-offs zu rutschen. Dazu müssen wir am Dienstag beim EHC Klostersee unbedingt

punkten. Wir haben heute das erste Drittel komplett verschlafen und dem Gegner

viel zu viel Raum gelassen. Ab dem zweiten Durchgang sind wir besser ins Spiel gekommen,

haben aber zu wenig aufs Tor geschossen und unsere Chancen nicht genutzt.

Dennoch hat mein Team Moral bewiesen und sich ins Spiel zurück gekämpft. Leider

haben sich im Schlussdrittel gerade unsere erfahrenen Spieler individuelle

Fehler geleistet, die – wie schon so oft in der Meisterrunde – auf die

Verliererstraße geführt haben. Deshalb ist diese Niederlage sehr ärgerlich“,

fand Duszenko deutliche Worte.

Leipzigs Trainer Frank Gentges war hingegen zufrieden: „Wir

waren vor allem im ersten Drittel die klar bessere Mannschaft und haben dann in

den letzten 20 Minuten die entscheidenden Tore gemacht. Dabei haben wir

allerdings auch von Schnitzern des Gegners profitiert. Im zweiten Drittel war

Stuttgart stärker, wir haben die Wizards auch immer wieder aufgebaut. Dennoch

geht unser Sieg in Ordnung. Wir haben jetzt alle Chancen auf die Play-offs,

dann hätten wir unser Soll sogar übererfüllt“, meinte Gentges.

Die Wizards kämpfen hingegen um ihre allerletzte

Play-off-Chance. Um die minimalen Hoffnungen auf die Endrundenteilnahme am

Leben zu halten, ist ein Sieg beim EHC Klostersee am Dienstag (15.03.2005,

20.00 Uhr) absolute Pflicht. „Wir geben nicht auf und werden alle Kräfte

mobilisieren, um mit den nötigen Punkten aus Grafing zurückzukehren“, blickt

Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko voraus.

Stuttgart

Wizards – Blue Lions Leipzig 2:4 (0:1, 1:1, 1:2)

Tore: 0:1

(17:28) Richard Keyes (Christian Mayr, Stephan Kreuzmann), 0:2 (24:39) Pete

Gardiner (John Spoltore, Richard Keyes) 5-4, 1:2 (36:34) Georg Hessel (Jeff

White, Tyrone Garner) 4-5, 2:2 (41:05) Manuel Weibler (Marc Garthe, Peter

Westerkamp), 2:3 (53:39) Scott Crawford, 2:4 (59:01) Pete Gardiner (Michael

Fendt) 5-6 ENG

Strafminuten:

Stuttgart 12, Leipzig 16

Zuschauer:

604


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