Kampfgeist der Wizards wird gegen Leipzig nicht belohnt

Die Play-offs der
Eishockey-Oberliga werden höchstwahrscheinlich ohne die Stuttgart Wizards
stattfinden. Im richtungsweisenden Spiel gegen die Blue Lions Leipzig
kassierten die Württemberger am Sonntagabend vor heimischer Kulisse eine 2:4
(0:1, 1:1, 1:2)-Niederlage. Dadurch rangieren die Zauberer vier Spieltage vor Schluss
der Meisterrunde, Gruppe B, mit nur vier Zählern auf dem letzten Tabellenplatz,
vier Punkte hinter dem Vierten EHC Klostersee, zu dem sie am Dienstag
(15.03.2005, 20.00 Uhr) reisen müssen. Dabei boten die Blau-Gelben gegen Leipzig
ab dem zweiten Drittel eine echte Energieleistung und machten aus einem 0:2
innerhalb kurzer Zeit ein 2:2. Der große Kampfgeist wurde am Ende jedoch nicht
belohnt, vielmehr scheiterten die Wizards an ihrer schwachen Chancenverwertung
und leisteten sich zudem erneut unnötige individuelle Fehler. „Im ersten
Drittel waren wir völlig von der Rolle. Danach habe ich meine Mannschaft
aufgeweckt und wir sind engagierter zu Werke gegangen. Wir hatten nach dem 2:2
genügend Chancen, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden, haben diese aber
nicht genutzt. Unser Hauptproblem war, dass wir in Schönheit gestorben sind,
statt einfach aufs Tor zu schießen. Zudem haben sich gerade die erfahrenen
Spieler zu viele Fehler geleistet, die Leipzig zu den entscheidenden Toren
genutzt hat“, so das ernüchternde Fazit von Stuttgarts Trainer Wilbert
Duszenko, der sich trotz des erneuten Rückschlags kämpferisch gibt: „Es wird
jetzt zwar sehr schwer, die Play-offs zu erreichen, doch die Runde ist noch
nicht vorbei. Wir werden nicht aufgeben und alle Kräfte mobilisieren, um beim
EHC Klostersee zu punkten.“
Vor nur noch 604 Zuschauern auf der Stuttgarter Waldau
präsentierten sich die heimischen Wizards in den ersten 20 Minuten erschreckend
schwach. Kaum ein Zweikampf wurde angenommen, kaum ein Pass kam an, folglich
hatten Torszenen der Hausherren absoluten Seltenheitswert. Die Gäste aus
Leipzig mussten sich nicht einmal besonders anstrengen, um die Zauberer in
Schach zu halten und waren dennoch die klar bessere Mannschaft, die bereits im
ersten Drittel eine Vielzahl an Chancen zu verzeichnen hatte. Eine davon nutze
der sträflich allein gelassene Richard Keyes in der 18. Minute zur verdienten
Führung der Messestädter, die gleichzeitig den Pausenstand bedeutete.
Die anschließende Kabinenpredigt des Stuttgarter Trainers
Wilbert Duszenko schien ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn ab Durchgang
zwei zeigten sich die Wizards wesentlich bissiger. Die Zweikämpfe wurden nun
angenommen, das Zusammenspiel klappte besser und so wurden die ersten Chancen
herausgearbeitet. Dabei offenbarte sich aber auch das größte Problem der
Zauberer an diesem Abend: Die Chancenverwertung. Statt einfach zu schießen,
spielten sie immer einen Pass zu viel, so dass die Abwehr der Blue Lions nur
selten Probleme hatte, die Angriffsbemühungen der Hausherren zu unterbinden. Weil
sich ein nachlässiger Umgang mit Tormöglichkeiten im Eishockey meist rächt, kam
es, wie es kommen musste. Nach 25 Minuten durfte Leipzigs Pete Gardiner in
Überzahl völlig unbedrängt vor Wizards-Keeper Tyrone Garner zum
Handgelenkschuss ansetzen und so das 0:2 erzielen.
Die Wizards wirkten nun zwar kurz konsterniert, steckten
aber nicht auf und kämpften weiter um ihre Chance, ins Match zurück zu kommen.
Mit körperbetontem Spiel schafften sie es immer wieder, sich in
aussichtsreichste Schussposition zu bringen. Entweder agierten sie im Abschluss
jedoch zu unkonzentriert, so dass sie selbst das leere Tor nicht trafen, oder
aber Leipzigs Goalie Thomas Zellhuber war zur Stelle. Selbst bei einer fast 40
Sekunden andauernden 5:3-Überzahl in der 34. Minute sorgten die Hausherren nur
für wenig Gefahr. Erst Georg Hessel brach nach 37 gespielten Minuten den Bann.
Der unermüdlich rackernde Angreifer fasste sich bei eigener Unterzahl ein Herz,
zog von der blauen Linie ab und überraschte Zellhuber mit einem Schuss durch
die Hosenträger – nur noch 1:2.
Nun ging ein sichtlicher Ruck durch das Stuttgarter Team,
denn Leipzig wurde in der Schlussphase des zweiten Durchgangs stellenweise im
eigenen Drittel eingeschnürt. Die Wizards kamen so zu etlichen Hochkarätern und
hatten den Ausgleich mehrfach auf dem Schläger, er sollte jedoch im zweiten
Drittel nicht mehr fallen.
Doch auch zu Beginn des Schlussabschnitts zeigten die
Wizards Moral und feuerten nun aus allen Lagen. Lohn der Mühen war das viel
umjubelte 2:2 nur 65 Sekunden nach Wiederanpfiff, als Manuel Weibler zum 2:2
abstaubte (42.).
Dieser Treffer setzte bei den Wizards neue Kräfte frei, die
den Blue Lions Leipzig nun ein ebenbürtiger Gegner waren. Es entwickelte sich
ein offener Schlagabtausch mit guten Chancen auf beiden Seiten, doch die
Torhüter – sowohl Tyrone Garner bei den Wizards als auch der Leipziger Thomas
Zellhuber – waren stets auf dem Posten und nicht zu bezwingen.
Als bereits vieles auf eine Punkteteilung und die Verlängerung
hindeutete, leisteten sich die Wizards jedoch einen fatalen Blackout und
brachten sich so um den Lohn ihrer Arbeit. Nach einem Bully vor dem eigenen Tor
spielte ein Stuttgarter den Puck völlig unbedrängt zu Leipzigs John Spoltore,
der die Scheibe nur noch am bereits geschlagenen Garner vorbei ins leere Tor zu
schieben brauchte und so seine Farben erneut in Front schoss (54.). In der
Schlussphase mobilisierten die Zauberer zwar noch einmal alle Kräfte, hatten
den abgeklärteren Leipzigern letztlich aber nichts mehr entgegen zu setzen.
Auch der Mut von Trainer Wilbert Duszenko, Tyrone Garner bereits knapp zwei
Minuten vor Schluss zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis zu beordern,
zahlte sich nicht aus. Stattdessen machte Leipzigs Pete Gardiner mit seinem
zweiten Treffer zum 2:4 ins verwaiste Stuttgarter Gehäuse 59 Sekunden vor
Spielende alles klar und riss die Wizards damit wohl aus allen Play-off-Träumen
(60.).
Nach Spielende jedenfalls zog Stuttgarts Coach Wilbert
Duszenko ein ernüchterndes Fazit: „Es wird jetzt sehr schwer, noch in die
Play-offs zu rutschen. Dazu müssen wir am Dienstag beim EHC Klostersee unbedingt
punkten. Wir haben heute das erste Drittel komplett verschlafen und dem Gegner
viel zu viel Raum gelassen. Ab dem zweiten Durchgang sind wir besser ins Spiel gekommen,
haben aber zu wenig aufs Tor geschossen und unsere Chancen nicht genutzt.
Dennoch hat mein Team Moral bewiesen und sich ins Spiel zurück gekämpft. Leider
haben sich im Schlussdrittel gerade unsere erfahrenen Spieler individuelle
Fehler geleistet, die – wie schon so oft in der Meisterrunde – auf die
Verliererstraße geführt haben. Deshalb ist diese Niederlage sehr ärgerlich“,
fand Duszenko deutliche Worte.
Leipzigs Trainer Frank Gentges war hingegen zufrieden: „Wir
waren vor allem im ersten Drittel die klar bessere Mannschaft und haben dann in
den letzten 20 Minuten die entscheidenden Tore gemacht. Dabei haben wir
allerdings auch von Schnitzern des Gegners profitiert. Im zweiten Drittel war
Stuttgart stärker, wir haben die Wizards auch immer wieder aufgebaut. Dennoch
geht unser Sieg in Ordnung. Wir haben jetzt alle Chancen auf die Play-offs,
dann hätten wir unser Soll sogar übererfüllt“, meinte Gentges.
Die Wizards kämpfen hingegen um ihre allerletzte
Play-off-Chance. Um die minimalen Hoffnungen auf die Endrundenteilnahme am
Leben zu halten, ist ein Sieg beim EHC Klostersee am Dienstag (15.03.2005,
20.00 Uhr) absolute Pflicht. „Wir geben nicht auf und werden alle Kräfte
mobilisieren, um mit den nötigen Punkten aus Grafing zurückzukehren“, blickt
Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko voraus.
Stuttgart
Wizards – Blue Lions Leipzig 2:4 (0:1, 1:1, 1:2)
Tore: 0:1
(17:28) Richard Keyes (Christian Mayr, Stephan Kreuzmann), 0:2 (24:39) Pete
Gardiner (John Spoltore, Richard Keyes) 5-4, 1:2 (36:34) Georg Hessel (Jeff
White, Tyrone Garner) 4-5, 2:2 (41:05) Manuel Weibler (Marc Garthe, Peter
Westerkamp), 2:3 (53:39) Scott Crawford, 2:4 (59:01) Pete Gardiner (Michael
Fendt) 5-6 ENG
Strafminuten:
Stuttgart 12, Leipzig 16
Zuschauer:
604