Kampf allein reicht nicht: Wizards unterliegen Heilbronner Falken 2:4
![Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der Sonne](/index.php?rex_media_type=hw_article_image&rex_media_file=stuttgart.gif)
Sie haben gekämpft, alles probiert und gingen am Ende doch als Verlierer vom Eis. In einem 60 Minuten lang spannenden Derby unterlagen die Stuttgart Wizards am Sonntagabend den Heilbronner Falken 2:4 (1:1, 0:1, 1:2) und finden sich nun auf Platz fünf der Eishockey-Oberliga Süd wieder. Hauptgrund war die schlechte Chancenverwertung der Blau-Gelben, denen das Pech am Schläger zu kleben schien. „Der Einsatz stimmt und die Chancen sind da“, sagte Wizards-Coach Wilbert Duszenko nach der Partie, „doch wir machen zu wenig aus unseren Möglichkeiten. Manch einer will die Scheibe ins Tor tragen. So können wir keine Spiele gewinnen. Hinzu kommt, dass wir derzeit billige Gegentore kassieren. Wir werden im Training unsere Fehler analysieren und ausmerzen. Dann ist die Mannschaft gefordert, gegen Klostersee Charakter zu zeigen und die wichtigen Punkte in Stuttgart zu behalten“, gab der Übungsleiter zugleich die Marschroute für die einzige Partie des kommenden Wochenendes am Freitag (15.10.2004, 20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) gegen den EHC Klostersee vor.
Am Sonntagabend sorgten 1.150 Fans auf der Stuttgarter Waldau – darunter etwa 300 Heilbronner Schlachtenbummler – für eine stimmungsvolle Rekordkulisse. Zu Beginn der Partie agierten beide Teams noch abwartend, Torchancen waren Mangelware.
Nach rund zehn Minuten entwickelte sich ein munterer Schlagabtausch, in dessen Verlauf zunächst die Gäste aus dem Unterland jubeln durften. Nach einem präzisen Pass von Philipp Schlager brauchte HEC-Angreifer Fabian Krull nur noch den Schläger hinzuhalten, um in der elften Spielminute die Führung für die Falken zu erzielen.
Die Hausherren zeigten sich davon jedoch unbeeindruckt und erhöhten nun den Druck. In der 14. Minute hatten die Wizards innerhalb kürzester Zeit etliche hochkarätige Möglichkeiten, von denen Marc Garthe eine zum viel umjubelten 1:1 nutzte.
Die Wizards hatten die Partie nun besser im Griff und verpassten es kurze Zeit später, selbst in Führung zu gehen. John Sicinski hatte sich vor HEC-Keeper David Belitski schön frei- und den Kanadier bereits ausgespielt. Der Schuss des Stuttgarter Kapitäns ging jedoch nur ans Außennetz und ließ den Fans der Blau-Gelben den Torschrei im Hals stecken bleiben.
Im zweiten Drittel erhöhten die Gäste das Tempo, die Wizards hielten jedoch engagiert dagegen, so dass Heilbronn nur zu wenigen Chancen kam. Eine dieser Möglichkeiten nutzte jedoch Mike Henderson zur erneuten Führung der Falken, als er den Puck mit einem Direktschuss aus spitzem Winkel in die Maschen hämmerte und Stuttgarts Keeper Tyrone Garner dabei nicht glücklich aussehen ließ. Die Partie wogte nun hin und her, beide Teams ließen jedoch nur wenige Torchancen zu und Heilbronn konnte den knappen Vorsprung mit in den Schlussabschnitt nehmen.
Dort kontrollierten die Heilbronner Falken zunächst Spiel und Gegner, ehe ein kurioser Treffer die Wizards wieder zurück in die Partie brachte. In der 47. Minute wollte Heilbronns Ronny Martin aus dem eigenen Drittel das Spiel aufbauen, sein Pass traf jedoch Mitspieler Marco Schütz. Der Puck kullerte am verdutzten Gästekeeper David Belitski vorbei ins Tor und Wizard Jay Woodcroft durfte sich als Schütze feiern lassen.
In der Folgezeit entwickelte sich eine offene Partie mit zahlreichen Chancen für beide Seiten, das Match zu entscheiden. Die beste Stuttgarter Möglichkeit hatte Andres Klundt kurz nach dem Ausgleich, dessen Alleingang vom starken Belitski im Tor der Gäste jedoch zunichte gemacht wurde. Die Wizards hatten nun noch einige Chancen, scheiterten jedoch jedes Mal – entweder an ihrer eigenen Zaghaftigkeit oder am Heilbronner Keeper. Diese Nachlässigkeiten sollten sich bitter rächen.
In der 58. Minute bekamen die Wizards nach einem Bully in der eigenen Zone den Puck nicht unter Kontrolle, Hans-Georg Becker schaltete am schnellsten und erzielte vom Bullypunkt aus den verdienten Siegtreffer für die nie aufsteckenden, mit nur 16 Mann angereisten Heilbronner Falken. Wizards-Coach Wilbert Duszenko nahm Tyrone Garner zwar früh zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis, um doch noch den Ausgleich zu erzwingen. Mehr als zwei gefährliche Schüsse sprang jedoch nicht mehr heraus. Stattdessen beseitigte Mike Henderson mit seinem Treffer ins verwaiste Stuttgarter Tor zum 2:4 56 Sekunden vor Schluss die letzten Zweifel am Sieg der Falken und dem verkorksten Wochenende der Wizards.
Dementsprechend enttäuscht zeigte sich Wizards-Coach Wilbert Duszenko auf der anschließenden Pressekonferenz: „Wir machen derzeit zu wenig aus unseren Chancen und kassieren zudem billige Gegentore. Die Mannschaft hat gut gekämpft, aber der Gegner hat das dritte Tor zu einem Zeitpunkt erzielt, an dem es sehr schwer ist, das Spiel noch zu drehen. Wir haben alles versucht, aber es hat nicht sollen sein. Natürlich ist das Wochenende mit zwei verlorenen Derbies alles andere als gut für uns gelaufen. Wir werden im Training unsere Fehler analysieren, die wir abstellen müssen. Gegen Klostersee haben wir am Freitag ein Sechs-Punkte-Spiel. Da ist die Mannschaft gefordert, Charakter zu zeigen und zu punkten“, gab Duszenko zu Protokoll.
Beeindruckt von seinem jungen Team war hingegen HEC-Coach Rico Rossi: „Meine Mannschaft hat heute ein ganz starkes Spiel abgeliefert. Wir sind mit einem kleinen Kader angetreten, jeder hat noch mehr für den anderen gekämpft. Das war der erste richtige Test für unser junges Team und wir haben ihn durch den Sieg mit Bravour bestanden. Nach dem Stuttgarter Ausgleich hätte sich meine Mannschaft auch aufgeben können. Das hat sie aber nicht getan, hat stattdessen Charakter gezeigt und verdient gewonnen. Stuttgart hatte nur wenige Chancen und David Belitski war in den entscheidenden Momenten hellwach. Es macht derzeit einfach Spaß, mit dem Team zu arbeiten“, so Rossi.
Für die Wizards steht am kommenden Freitag ein richtungweisendes Spiel an. Mit einem Sieg gegen den EHC Klostersee (15.10.2004, 20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) wollen die Blau-Gelben in die Erfolgsspur zurückkehren. Dass dies auch gegen den Tabellenletzten alles andere als einfach wird, weiß freilich auch Wilbert Duszenko: „Klostersee hat eine sehr junge, hungrige Mannschaft mit guten Ausländern. Wir brauchen drei Punkte. Dazu müssen wir 60 Minuten lang Vollgas geben und vor allem mehr Zug zum Tor entwickeln als zuletzt“, so der Übungsleiter.
In der vergangenen Saison konnten die Wizards gegen die Mannschaft aus Grafing bei München, in der der eigene Nachwuchs neben starken Ausländern eine tragende Rolle spielt, eine positive Bilanz mit fünf Siegen (4:3, 2:1, 3:0, 4:2, 4:2) und nur einer Niederlage (2:6) aus sechs Partien vorweisen. Leistungsträger im Team von Trainer Ludvik Kopecky sind allen voran Keeper Florian Hochhäuser und die tschechischen Angreifer Jiri Beranek, Michal Porak und Petr Zajonc, der die Torjägerrolle bei den Rot-Weißen innehat. Hinzu kommt in Vaclav Ruprecht ein weiterer Tscheche, der die Abwehr zusammenhält und auch offensiv Akzente setzen kann. Zuletzt wurde die Abteilung Attacke zudem mit Danny Beauregard verstärkt, der die seine Torgefährlichkeit in der Oberliga bereits in Duisburg, Kaufbeuren und Timmendorf unter Beweis stellte und zuletzt mit dem EC Timmendorfer Strand in der Regionalliga Nord am Puck war. Das Debüt des Kanadiers am Wochenende verlief durchwachsen. Zwar bot er beim 6:7 nach Penaltyschießen gegen Riessersee eine gute Partie, konnte die knappe Niederlage aber ebenso wenig verhindern wie das anschließende 3:4 in Füssen, weswegen der EHCK weiter mit acht Zählern das Tabellenende ziert. Dennoch warnt Wilbert Duszenko davor, die Mannschaft zu unterschätzen: „Es gibt in der Oberliga keine leichten Gegner. Wir möchten uns nach oben orientieren und wollen deshalb drei Zähler holen. Dazu müssen wir freilich vor dem Tor zielstrebiger zu Werke gehen als zuletzt und zudem in der Abwehr aufmerksamer sein. Wenn uns das gelingt, ist ein Sieg möglich. Das ist unser Ziel“, so Duszenko.
Anpfiff der Partie ist am kommenden Freitag, 15.10.2004, um 20.00 Uhr im Eissport-Zentrum Waldau in Stuttgart-Degerloch.
Stuttgart Wizards – Heilbronner Falken 2:4 (1:1, 0:1, 1:2)
Tore: 0:1 (10:58) Fabian Krull (Philipp Schlager, Marc St. Jean), 1:1 (13:58) Marc Garthe (Georg Hessel, Peter Westerkamp), 1:2 (25:58) Mike Henderson (Philipp Schlager, Ronny Martin), 2:2 (46:05) Jay Woodcroft, 2:3 (57:45) Hans-Jürgen Becker (Alexander Dexheimer), 2:4 (59:04) Mike Henderson 5-6 ENG