Kaltschnäuzigkeit fehlt: Wizards unterliegen EV Füssen 3:5
Wizards stürzen Tabellenführer München vom Platz an der SonneNach dem wichtigen Punktgewinn am Freitag in Rosenheim vergaben die Stuttgart Wizards am Sonntagabend die Chance, vor heimischer Kulisse nachzulegen und den Abstand auf den siebten Tabellenplatz zu vergrößern. Der Eishockey-Oberligist verlor gegen den EV Füssen 3:5 (1:2, 1:1, 1:1) und scheiterte dabei vor allem an seiner mangelhaften Chancenverwertung. „Uns fehlt derzeit die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss. Im ersten Drittel haben wir es versäumt, nach dem 1:0 nachzusetzen und standen zu weit weg vom Gegner. Im zweiten und dritten Durchgang hat mein Team besser und disziplinierter gespielt und sich auch zahlreiche Chancen erarbeitet, aber nicht genutzt. Nach dem 2:4 sind wir zwar noch einmal herangekommen, aber letztlich war dieses Tor der Knackpunkt. Gegen Füssen ist es schwer, solch einen Rückstand aufzuholen“, zeigte sich Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko nach der Partie enttäuscht. Trotz der Niederlage liegen die Blau-Gelben weiter auf Platz fünf der Gruppe Süd und haben die Meisterrunde fest im Blick. „Wir müssen versuchen, die verlorenen Punkte auswärts zurück zu holen. Alle Mannschaften, die noch um den Einzug in die Top Sechs kämpfen, haben nun Endspiele. Wir werden jetzt nach vorne schauen und uns intensiv auf die kommenden Partien vorbereiten“, so Duszenko weiter. Bereits am kommenden Freitag (28.01.2005, 20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) steht für die Wizards mit dem Heimspiel gegen den Dritten EC Peiting eine richtungsweisende Partie auf dem Plan, ehe es zwei Tage später (Sonntag, 30.01.2005, 18.00 Uhr) zum Derby beim oberschwäbischen Rivalen EV Ravensburg kommt.
Vor nur noch 623 Zuschauern auf der Stuttgarter Waldau begannen die Gäste aus Füssen am Sonntagabend überaus druckvoll und hätten bereits in der Anfangsphase in Führung gehen können. Tyrone Garner im Gehäuse der Zauberer wusste dies jedoch mit etlichen guten Reflexen zu verhindern und der Kanadier war es auch, der mit einem schnellen Pass auf John Sicinski den Führungstreffer der Wizards in der dritten Spielminute einleitete. Sicinski passte den Puck vor dem Füssener Tor quer auf den mitgelaufenen Jay Woodcroft, der den ersten zwingenden Stuttgarter Angriff mit dem 1:0 abschloss.
Nun entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit guten Chancen für beide Teams. Die Wizards ließen jedoch selbst beste Möglichkeiten ungenutzt und waren im Gegenzug in der Abwehr häufig zu nachlässig. So auch in der 15. Minute, als Füssens Angriffsmotor Marcus Bleicher im zweiten Nachschuss zum Ausgleich traf.
Dieser Treffer gab den Allgäuern Auftrieb, die nun immer mehr die Initiative übernahmen. Vor allem das Duo Ruslan Bezshchasnyy und Marcus Bleicher bereitete den Wizards immer wieder Kopfzerbrechen. Trotzdem spielten die Zauberer gut mit und hatten etliche gute Chancen, aus denen sie allerdings kein Kapital schlagen konnten. Anders der EVF: In der 17. Spielminute waren die Gäste in Überzahl, als Andreas Driendl – allerdings aus einer Position, die stark nach Torraumabseits roch – die erstmalige Führung markierte, die bis zum Ende des ersten Durchgangs Bestand hatte.
Zu Beginn des Mitteldrittels waren dann die Wizards hellwach: Nur 47 Sekunden nach Wiederanpfiff tankte sich Jay Woodcroft nach einem Pass von John Sicinski durch die komplette Füssener Abwehr und traf per Schlagschuss von der linken Seite zum 2:2. Das Spiel wogte nun hin und her. Die Wizards hatten sich besser auf den Gegner eingestellt, machten die Räume eng und störten die Füssener Leoparden früh im Spielaufbau. Logische Folge waren zahlreiche gute Torchancen, die jedoch einmal mehr ungenutzt blieben. Mitten in diese Stuttgarter Drangphase hinein dann der dritte Treffer der Gäste, als Maxim Polkovnikov bei einer angezeigten Strafe gegen die Wizards Keeper Tyrone Garner aus kurzer Distanz überwand (26.).
Trotz des erneuten Rückstands steckten die Wizards nicht auf, vielmehr kämpften sie um jeden Zentimeter Eis und kamen auch zu guten Möglichkeiten. Das einzige, was fehlte, war mehr Glück im Abschluss und das Tor zum 3:3. Die größte Chance dazu ließ Kapitän John Sicinski kurz vor Ende des zweiten Spielabschnitts ungenutzt, als sein Alleingang vom starken Füssener Keeper André Irrgang in letzter Sekunde entschärft wurde.
In den letzten 20 Minuten ein ähnliches Bild. Stuttgart versuchte, das Spiel an sich zu reißen und ließ den EV Füssen kaum mehr zur Entfaltung kommen. Bis auf wenige – allerdings brandgefährliche – Entlastungsangriffe war von den Gästen nur noch wenig zu sehen. Eine dieser Situationen war es jedoch, die die Stuttgarter Niederlage besiegeln sollte. Nach 47 Minuten setzte Füssens Marcus Bleicher an der blauen Linie der Wizards zum Sprint an, die Verteidigung der Zauberer kam einen Schritt zu spät und der Routinier in Diensten des EVF erzielte mit einem Glücksschuss, bei dem er die Scheibe nicht einmal richtig getroffen hatte, das 2:4.
Die Blau-Gelben wirkten nun konsterniert, versuchten jedoch alles, um noch einmal ins Spiel zurück zu kommen. Chancen zu weiteren Treffern waren auch reichlich vorhanden, doch das Gästetor schien wie vernagelt. Erst in der 58. Minute konnte Sebastian Buchwieser auf 3:4 verkürzen – zu spät, um dem Match noch die entscheidende Wende zu geben. In den Schlusssekunden berannten die Hausherren mit sechs Feldspielern das Gehäuse des EVF, doch der Puck wollte trotz einer hochkarätigen Chance nicht mehr über die Line. Stattdessen traf Füssens Eric Nadeau eine Sekunde vor Ende der Partie ins verwaiste Wizards-Tor zum 3:5, das jedoch nur noch statistischen Wert hatte.
Auf der Pressekonferenz nach dem Match zeigte sich Stuttgarts Trainer Wilbert Duszenko logischerweise enttäuscht. „Natürlich ist die Niederlage ärgerlich, da wir nach den guten Auswärtsspielen in Garmisch und Rosenheim heute nachlegen wollten. Uns fehlt zurzeit aber die nötige Kaltschnäuzigkeit im Abschluss, wir brauchen zu viele Chancen für ein Tor. Im ersten Drittel haben wir es versäumt, nach dem 1:0 nachzulegen und ließen Füssen zu viel Raum. Ab dem zweiten Drittel hat meine Mannschaft dann besser und disziplinierter gespielt und wir haben nicht mehr viele Chancen des Gegners zugelassen. Leider hat Marcus Bleicher die erste Chance des EVF im Schlussabschnitt zum 2:4 genutzt. Das war ein Schock, von dem wir uns nicht mehr erholt haben. Wir haben zwar noch einmal alles versucht, doch man hat auch gesehen, dass das Spiel in Rosenheim viel Kraft gekostet hat. Das 3:4 kam zu spät, um das Spiel noch drehen zu können. Wir haben jetzt lauter Endspiele und müssen versuchen, die heute verlorenen Punkte auswärts zu holen. Nun gilt es, sich intensiv und konzentriert auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten“; so Duszenko.
Duszenkos Füssener Pendant, Franz-Josef Baader, freute sich hingegen über drei wichtige Punkte, mit denen sein Team die Chance auf den Einzug in die Meisterrunde gewahrt hat: „Das war ein enges Spiel, so wie immer gegen Stuttgart, dieses Mal mit einem anderen Ergebnis als 4:2. Wir haben im ersten Drittel sehr gut begonnen, sind dann aber durch ein Tor nach dem ersten Wizards-Angriff in Rückstand geraten. Danach haben wir unsere Chancen gut genutzt. Im zweiten Drittel wogte die Partie hin und her, jede Mannschaft hat ein Tor geschossen und Marcus Bleicher hat mit einem Kunstschuss im Schlussdrittel zum Glück alles klar gemacht. Ich denke, wir haben verdient gewonnen, auch wenn wir gegen Ende des zweiten Abschnitts eigentlich das 3:3 hätten kassieren müssen. Nun schauen wir, dass wir vielleicht noch einmal einen Angriff auf Platz sechs starten können“, meinte Bader.
Ihren fünften Rang (54 Punkte) wollen hingegen die Wizards am kommenden Wochenende verteidigen. Zum Auftakt ist am Freitag (28.01.2005, 20.00 Uhr, Eissport-Zentrum Waldau Stuttgart) das diesjährige Überraschungsteam, der EC Peiting, zu Gast auf Degerlochs Höhen. Mit 57 Punkten belegt die junge Truppe von Trainer Hans Schmaußer derzeit den dritten Tabellenplatz und ist zudem mit 40 im eigenen Stadion gewonnen Zählern die beste Heimmannschaft der Liga. Bislang gab es auf Peitinger Eis nur drei Niederlagen: Zwei davon gegen die Wizards und zuletzt ein 4:5 nach Penaltyschießen gegen den EHC Klostersee. Schlüsselspieler bei den Oberländern sind insbesondere die Kontingentspieler Kyle Doyle, Jason Melong und Daniel Jonsson (alle Sturm), die an einem guten Tag ein Spiel im Alleingang entscheiden können, sowie die Verteidiger Jonas Forslund und Rob Brown. Großen Anteil am Peitinger Erfolg hat aber auch Keeper Marc Dillmann, der nach einem DEL-Gastspiel bei den Frankfurt Lions vor der Saison 2004/05 wieder zum ECP zurück kehrte. Trotz des hochkarätig besetzten Gegners ist Wilbert Duszenko vor der Partie nicht bange, denn die Peitinger liegen seinen Wizards: „Wir haben mit 6:1, 4:0 und 3:2 alle drei bisherigen Vergleiche in dieser Saison gewonnen. Es wird zwar sehr schwer, aber natürlich möchten wir diese Serie am Freitag aufrechterhalten. Dazu müssen wir 60 Minuten lang hart arbeiten und dürfen Peiting nicht ins Rollen kommen lassen. Darüber hinaus gilt es natürlich, aus den vorhandenen Torchancen mehr Kapital zu schlagen als zuletzt. Daran werden wir unter der Woche arbeiten“, so Duszenko.
Am Sonntag (30.01.2005, 18.00 Uhr) sind die Wizards dann zu Gast beim oberschwäbischen Rivalen EV Ravensburg. Der EVR, vor der Saison als großer Aufstiegsfavorit gehandelt, hat sich lange Zeit unter Wert verkauft, kam zuletzt aber immer besser in Form und liegt als Siebter mit 50 Zähler in Schlagdistanz zu den Wizards. Im Team von Ex-DEL-Coach Gerhard Brunner (Kassel, Rosenheim) stehen mit dem früheren NHL-Spieler Jarkko Varvio, Abwehrchef Mike Muller oder Martin Miklik eine ganze Reihe überdurchschnittlicher Cracks, die den Aufstieg in die zweite Bundesliga verwirklichen sollen. Nach einer 2:6-Niederlage bei Spitzenreiter München gelang den Ravensburgern zuletzt ein 2:1-Heimsieg gegen die Star Bulls Rosenheim. Auf die Wizards wartet also eine schwere Aufgabe, doch Wilbert Duszenko gibt sich kämpferisch: „Dass die Mannschaft auswärts bestehen kann, hat sie in München, Garmisch und zuletzt Rosenheim bewiesen. Zudem tun wir uns in fremden Stadien momentan leichter, da wir defensiver spielen können und nicht das Spiel machen müssen“, so der Übungsleiter. In den bisherigen Vergleichen der Saison 2004/05 haben die Oberschwaben knapp die Nase vorn: Im Oktober 2004 behielten sie auf der Stuttgarter Waldau 3:2 n.V. die Oberhand und legten im eigenen Stadion ein 4:2 nach, während den Wizards im zweiten Match in Stuttgart Ende Dezember ein überzeugendes 7:3 gelang.
Stuttgart Wizards – EV Füssen 3:5
Tore:
1:0 (2:13) Jay Woodcroft (John Sicinski, Tyrone Garner), 1:1 (13:57) Marcus Bleicher (Eric Nadeau, Wolfgang Koziol), 1:2 (17:34) Andreas Driendl (Ruslan Bezshchasnyy, Maxim Polkovnikov) 5-4, 2:2 (20:47) Jay Woodcroft (John Sicinski), 2:3 (25:33) Maxim Polkovnikov (Ruslan Bezshchasnyy, Andrej Kolesnikov) 6-5, 2:4 (46:46) Marcus Bleicher (Eric Nadeau, Robert Scharpf), 3:4 (57:35) Sebastian Buchwieser (Manuel Weibler), 3:5 (59:59) Eric Nadeau (Dory Tisdale) 5-6 ENG