Juniors verspielen wieder drei Tore Vorsprung
Eisbären Juniors: Sensationeller Sieg gegen den BSchC PreussenDas 3:7 (1:0, 2:4, 0:3) gegen die
Hannover Indians zeigte die zwei Gesichter der jungen Eisbären: Nach 25 Minuten
hatten sie den Aufstiegsfavoriten mit klugem Spiel düpiert, doch dem folgenden
Ansturm waren sie nicht gewachsen. Wie schon gegen Bad Nauheim gingen Ordnung
und Moral verloren.
Was für ein Jammer! Da führten die
Eisbären Juniors verdient 3:0 gegen den Spitzenreiter und waren gerade dabei,
dessen kanadische Torfabrik zu frustrieren - als zwei Rückhandschlenzer binnen
76 Sekunden Hannover eine Wiederauferstehung ermöglichten. „Macht sie alle,
schießt sie aus der Halle“, skandierten schon die 200 ECH-Fans, aber die
Eisbären wollten sich nicht vernaschen lassen, hielten dagegen. Leider zu hart.
Martens ging im Angriffsdrittel übermotiviert auf den Hannoveraner Thomson los
und checkte ihn gegen Kopf und Nacken, klare 2+10-Strafe. Unterzahl, das Spiel
drohte zu kippen. Es ging gut, die Eisbären schöpften neuen Mut. Übermut, um
genau zu sein.
Die Schlüsselszene gab es in der 34.
Minute. Bis dahin waren die Hohenschönhauser top gegen keineswegs dominante
Indians: konzentriert, defensiv robust und (gut dosiert) angriffslustig.
Vielleicht hätten die Eisbären das Spiel beim Stand von 3:2 beruhigen und die
Führung bis zur Pause verteidigen können. Was passierte stattdessen? Bielke,
vorher souverän in Abwehr und Aufbauspiel, fühlte sein Stürmerblut und stürzte
einem Puck nach, der ihn nichts anging: in der Ecke auf Höhe des ECH-Kastens, wo
bereits ein Stürmerkollege arbeitete. Dann sahen beide nur die Rücklichter der
konternden Hannoveraner Verteidiger (!) und den Schuss von Stolikowski, der
Keller durch die Schoner rutschte.
Als der Favorit endlich das Heft in der
Hand hatte, gab er es nicht mehr her. Im Powerplay gelang Priebsch nach schönem
Anspiel vors Tor die erstmalige Führung. Mit 3:4 ging man in die Kabinen – vier
Gegentore in zehn Minuten. Unglücklich aus Berliner Sicht, aber wer das offene
Gefecht mit den Indianern sucht und bei 5 gegen 5 auf Einschnürung aus ist,
verpulvert seine Kräfte. Leider hatte der anfangs hervorragende Schwede Swärd
nach dem 2:0 Sendepause, und ein anderer Goalgetter drängte sich nicht auf.
Gegen den unsicheren ECH-Torwart wäre mehr möglich gewesen. Die letzte
Gelegenheit vergab Kruminsch allein vor Theurer. Danach war Feierabend, die
Eisbären resignierten, als sie in drei Minuten ebensoviele Tore kassierten. Zwei
planlose Überzahlspiele blieben ohne Gefahr.
An dem entscheidenden fünften Tor traf
wieder Eisbären-Keeper Keller Schuld. Einen Schuss von Doyle ließ er nach vorne
abprallen, und Chamberlain staubte ab. Zuvor war der U20-Nationaltorhüter
durchaus der starke Rückhalt, nach dem die Juniors seit Saisonbeginn ohne
rechten Erfolg suchen. Aber als die Abwehr nicht mehr zupackte, war Keller auf
verlorenem Posten. Camerons Spaziergang zum 3:7 war der Endpunkt. Zum Glück für
die Eisbären, die in drei Heimspielen sage und schreibe 20 Gegentore schlucken
mussten. Dass so keine Punkte im Wellblechpalast bleiben können, ist irgendwie
logisch.
Mut macht die ausgezeichnete Leistung in
der ersten Hälfte des Spiels. Allerdings stellt sich die Frage, warum die
Juniors nicht in der Lage sind, drei Tore Vorsprung wenigstens eine Weile lang
zu halten. Dasselbe passierte vor 14 Tagen gegen Bad Nauheim: Von 6:3 war man
auf 6:8 abgestürzt. Offenbar ist der psychische Stress zu groß, wenn der Gast
wütend wird und Druck macht. Vielleicht würde es helfen, wenn die Teamleitung in
kritischen Phasen eine Auszeit nähme, um an die verloren gegangene Ordnung zu
erinnern. Dies geschah nicht, vielmehr brummte sie wegen „unsportlichem
Verhalten“ der eigenen Mannschaft eine lästige Bankstrafe auf.
Zwei Drittel war’s ein hochinteressantes
Spiel. Die Stimmung war entsprechend gut. Einen beeindruckenden, ebenso
lautstarken wie fairen Support lieferten wieder einmal die ECH-Anhänger. Im
letzten Drittel hatten sie Muße, ihre Fanfreundschaft mit den Preussen zu
feiern, was naturgemäß eine gallige Reaktion im Lager der Ost-Berliner
provozierte. Auch schwarz-weiß-rote Fahnen wurden geschwenkt: Auswärtssieg im
Sportforum, was gibt’s Schöneres für einen Charlottenburger.
Ein Siebtel der Saison ist vorbei. Gegen
alle Nord-Klubs haben die Juniors schon gespielt. Mit nur einem Sieg kann die
Bilanz – rein punktemäßig - nicht zufrieden stellen. Um im Laufe der nächsten
Monate Platz Vier zu erreichen, müssten Herne und Nauheim in Reichweite bleiben
(die punktlosen Saale Bulls Halle sowieso). Gegen beide Gegner hätten die
Eisbären gewinnen können, ja müssen. Die Niederlage gegen Hannover war dagegen
im Rahmen der Erwartung und eine der besseren Sorte.
(Sven Crefeld - Radio Eiskalt)
Tore:
1:0 Swärd 6:28
2:0 Swärd 20:50 (Walsh)
3:0 Kruminsch 24:38 (Braun, Martens)
5-4
3:1 Chamberlain 27:29 (Doyle,
Schadewaldt)
3:2 Wagner 28.45 (Staltmayr,
Dewan)
3:3 Stolikowski 33:43 (Fendt,
Welke)
3:4 Priebsch 38:29 (Dewan, Welke)
4-5
3:5 Chamberlain 46:30 (Doyle,
Bagu)
3:6 Fendt 47:40 (Carciola,
Welke)
3:7 Cameron 49:49 (Welke,
Thomson)
Schiedsrichter: Fischer – Iwert,
Schmidt
Strafminuten: Eisbären Juniors 14
+ 10 für Martens (Check gegen den Kopf und Nacken) + 10 für Bielke (Check von
hinten) – Hannover 6
Zuschauer: 301