Jung, hungrig, ehrgeizig - Joe West will mit engagiertem Team auf Platz 6

Der Steckbrief, mit dem Bayreuths neuer Trainer Joe West nach Spielern für sein Team sucht, ist denkbar knapp. Es sind nur drei Worte, aber sie umschreiben bereits alles, was Wests Eishockey-Philosophie ausmacht: Jung, hungrig, ehrgeizig soll die neue Mannschaft sein. Dann, so glaubt der Trainer, ist auch Platz 6 möglich. Mit anderen Worten: Die Meisterrunde eben.
„Ich will ein Team aufbauen, gegen das es unangenehm ist zu spielen“, droht West schon den künftigen Ligakonkurrenten. Schmalspur-Körperspiel wie in der vergangenen Saison wird es beim ESV diesmal nicht mehr geben. „Ich habe mich für Spieler entschieden, die keine Angst vor Zweikämpfen haben“, gibt der Trainer die Linie vor. Er selbst, erzählt West, sei schließlich als Spieler auch eine „Zweikampfsau“ gewesen. „Und ich hoffe, dass die Mannschaft meinen Charakter annimmt.“
Die „Giftspritze des DEL-Eishockeys“, wie ESV-Vorsitzender Karsten Kamper den neuen Trainer begrüßte, kam nicht mit leeren Händen zu seinem ersten öffentlichen Auftritt nach Bayreuth. Gleich drei Neuzugänge hatte er im Gepäck. Na klar, alle jung, hungrig, ehrgeizig. Sebastian Stoyan beispielsweise suchte nach zwei Jahren bei den Dresdner Eislöwen eine neue Herausforderung und will sie nun in Bayreuth finden. West will mit dem 20-jährigen gebürtigen Berliner intensiv zusammenarbeiten, damit sich der Rechtsaußenstürmer weiterentwickeln kann. Der Linksschütze durchlief die Jugendabteilungen der Eisbären Berlin und verzeichnete Auftritte in den U16-U20-Jugendnationalmannschaften.
Für die Verteidigung verpflichtete West den 23-jährigen Italo-Kanadier Joe Carrabs. Dieser spielte in den vergangenen vier Jahren bei den Oswego Stake Lakers in der nordamerikanischen NCAA und wurde dort als bester Verteidiger der Liga zwei Mal in das All-Star-Team gewählt. Carrabs soll besonders das Über- und Unterzahlspiel der Tigers auf Vordermann bringen, indem er die Pucks verteilen und von der blauen Linie selbst schießen soll.
Der dritte Neuzugang ist Jacek Wilk. Der Deutsch-Pole spielte in den vergangenen drei Jahren in verschiedenen amerikanischen Ligen. Sein Vorteil: „Er hat viel Erfahrung für einen 21-Jährigen“, erklärt Joe West. Und deswegen passt er genau in das Konzept des Trainers, schließlich hat Wilk ein großes Ziel noch vor sich: die DEL. Bayreuth könnte dabei eine wichtige Etappe werden, denn Wilk könnte eine Förderlizenz von den Augsburger Panthern bekommen.
Generell werden Bayreuth und Augsburger DEL-Club künftig eng zusammenarbeiten. Dennis Endras, der als Nummer 1 der Tigers das Tor hüten soll, besitzt ebenfalls eine Förderlizenz. Wenn Endras DEL-Luft schnuppert, kommt dafür Augsburgs dritter Keeper Benjamin Voigt als Ersatz. Darüber hinaus sollen noch weitere Förderlizenz-Spieler aus Augsburg zum Kader stoßen. Um im Tor kein Risiko einzugehen, soll nach Aussage von Peter Asanger noch ein weiterer Torhüter verpflichtet werden. Das Problem dabei: Es wird schwierig werden, jemanden zu finden, der sich freiwillig hinter dem jungen Dennis Endras einreihen will.
Behindert wird die Vorbereitung der Mannschaft derzeit noch von Reparaturarbeiten an der Bayreuther Kühlanlage. Wegen entsprechender Auflagen des TÜVs müssen Rohre ausgetauscht werden, so dass die Tigers erst knapp zwei Wochen vor dem Start der Punktspiele eigenes Eis bekommen werden. Die Arbeiten an der Eisanlage können erst jetzt durchgeführt werden, weil zuvor die Bayreuther Inlinehockey-Mannschaft die Spielfläche im Stadion benötigt hatte. Derzeit wird geprüft, wo der Verein Eiszeiten für die Vorbereitung in anderen Stadien kaufen kann.
Unterdessen hat sich auch ein Förderverein für den ESV Bayreuth gegründet. Die „Initiative Eishockey“ hat es sich zum Ziel gemacht, den Verein zu entlasten, indem beispielsweise Ausrüstung für die Jugendmannschaften über Aktionen des Fördervereins finanziert werden. „Das ist für uns eine Herzenssache“, erklärte Vorsitzender Uwe Ohnemüller den Grund für das Engagement von einigen langjährigen Fans. Die erste geplante Aktion ist ein Fußballturnier am 21. August in Weidenberg. Dabei sollen Teams antreten, die „alle mit Eishockey zu tun haben“, erläuterte Ohnemüller, der bereits weitere, größere Aktionen ankündigte. (Ingo Schorlemmer)