Indians vorerst auf der Erfolgsspur zurück

War das die Wende zum Guten für die Hannover Indians in
dieser Saison? Mit einem Kraftakt in den letzten 25 Minuten drehten die Mannen
von Trainer Greg Thomson einen 2:4 Rückstand in ein 5:4 Erfolg nach
Penaltyschießen gegen den EHC Klostersee.
Das Spiel: Was
wurde unter der Woche nicht alles diskutiert und gerätselt rund um den
Pferdeturm - Wer oder Was ist Schuld an der momentanen Verfassung der
Mannschaft? Die Mannschaft setzte sich untereinander zusammen, sprachen auch
mit ihrem Trainer, doch keiner kannte die Antwort, keiner konnte so richtig das
Problem greifen. Man spürte, dass sich zu Beginn der Partie gegen die Grafinger
Team und Fans der Indianer richtig viel vorgenommen hatten. Nur waren der
Mannschaft die letzten Partien und die dadurch resultierende Nervosität und
Unsicherheit deutlich anzumerken. Der Wille schien da zu sein, doch haperte es
an der Umsetzung. Über weite Strecken der Partie wurden die Zweikämpfe nicht
energisch genug angegangen, der Spielaufbau haperte, zuviel wurde von den
Stürmern auf eigenen Faust probiert, und die Nerven konnten nicht wirklich im
Zaun gehalten werden.
Durch den verletzungsbedingten Ausfall von Toptorjäger
Dennis Meyer, war Thomson erneut gezwungen die Reihen umzustellen. So wechselte
Verteidiger Danny Reiss in den Sturm. Sein Teamkollege Wade Winkler hatte in
der zweiten und siebten Minuten die ersten Chancen zur Führung und es kam wie
es kommen musste. Die Gäste fuhren einen ihrer ersten Angriffe in Richtung
Indians-Gehäuse, und hatten Erfolg. Petr Zajonc traf zur Führung und als
zweieinhalb Minuten später erneut Zajonc einen Abstauber in Überzahl verwerten
konnte, glaubten dies die 2481 Zuschauer und die Mannschaft kaum. Alles was man
sich als Schlachtplan zurechtlegte war nach neun Minuten dahin.
Mit entsprechender Portion Wut kam der ECH aus den Kabinen.
Jan Welke versuchte wie immer alles, scheiterte aber in der 22. und 23. Minute,
ehe es Sebastian Lehmann vorbehalten war, den Anschlußtreffer zu erzielen. Als
er sechs Minuten später, von der Strafbank kommend, alleine aus das Gästetor
zulief, hatten die Fans schon den Torschrei auf den Lippen, doch Lehmann
verzog. Wer seine Chancen nicht nutzt, der wird bestraft. Diese Weisheit traf
auch diesmal wieder zu. Unbeeindruckt vom Gegentor starteten die Bayern eine
Druckperiode, auf dessen Höhepunkt das 3:1 durch Michael Saller fiel.
Freistehend vor Kondelik hatte er keine Mühe den Puck unterzubringen. So liefen
die Niedersachsen wieder einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher. Chamberlain
scheiterte in der 35. Minute aus spitzem Winkel, und als zwei Minuten vor der
Drittelpause die Hannoveraner eine Überzahlsituation bekamen, Wieser büßte auf
der Strafbank, beschäftigten sich die Fans, ob der Powerplayschwäche, mehr mit dem Organisieren des Pausenbieres.
Wer dennoch zusah, der verpaßte die erste gelungene Kombination in Überzahl
seit langem am Pferdeturm. Butler zu Webb, der in die Mitte zum freistehenden
Lehmann, und das Eigengewächs erzielte den erneuten Anschlußtreffer.
„Es ist mir egal wie wir jetzt gewinnen. Ob schön oder
häßlich, Hauptsache wir siegen...“, waren die Worte von Greg Thomson in der
zweiten Pause zu seiner Mannschaft. Dennoch kam die kalte Dusche zu
Drittelbeginn. Cori Sicorschi zog von der blauen Linie ab und traf zum 2:4 aus
Sicht der Hausherren. Kurioserweise war dieser Treffer sowas wie die Wende im
Spiel. Ob nun aus einer gewissen Gleichgültigkeit noch mehr Gegentoren
gegenüber oder aus Trotz, kamen die Indians von nun an besser in die Partie.
Eine schöne Kombination von Rohde und Chamberlain nutze Kyle Doyle zum 3:4. Nun
war die Kulisse wieder der siebte Mann, Angriff um Angriff brandete in Richtung
Tor von Florian Hochhäuser. Jordan Webb hatten im Fallen nach 53 Minuten noch
mit die größte Gelegenheit zum Ausgleich. Mit fortschreitender Spielzeit wuchs
die Spannung, die sich zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit vollends
entlud. Zuerst hatte Winkler die Chance, und als Markus Rohde in der
anschließenden Situation den Puck über die Linie stocherte, kannte der Jubel am
Pferdeturm keine Grenzen mehr. Doch beinahe hätten die Gäste die Euphorie
abrupt platzen lassen können. 52 Sekunden vor Ende der Partie rettete aber Roman Kondelik mit einem Hechtsprung seiner Mannschaft
die anschließende Verlängerung.
Diese gestaltete die Heimmannschaft überlegen, ohne jedoch
Kapital daraus zu schlagen. So war es der „Lotterie“ Penaltyschießen
vorbehalten für die Entscheidung zu sorgen. Als es nach jeweils fünf Schützen,
Winkler (ECH) und Zjonc (EHC) trafen, immer noch Remis stand, war es Jan Welke
vorbehalten seine gewohnt engagierte Leistung mit dem entscheidenden Treffer zu
krönen. Als Zajonc an Kondelik um 22:29 Uhr scheiterte, war allen Indianern die
Erleichterung anzusehen.
Am Rande: War
doch eine gewisse Erleichterung im Indianslager zu spüren, so konnte man
Gästetrainer John Samanski die Enttäuschung auf der Pressekonferenz ansehen:
„Wir sind nicht glücklich über das Ende. Bis eineinhalb Minuten vor Ende haben
wir eine tolle Leistung gezeigt, haben aber dann einen Riesenfehler zum
Ausgleich gemacht.“ Sein Gegenüber lobte Jordan Webb, der ob seiner Verletzung
eigentlich fast gar nicht hätte spielen können, dennoch auf die Zähne bis,
sowie den zweifachen Torschützen Sebastian Lehmann. Auch die heute
fantastischen Fans lobte der Ex-Nationalspieler: „Danke an die Zuschauer, die
uns bis zum Ende unterstützt haben. Ich habe das in den letzten Jahren in so
einer Situation auch anders erlebt.“
Ferner soll und darf die wohltuend souveräne Leistung von
Hauptschiedsrichter Zsolt Heffler, nach den schlechten Leistungen seiner
Kollegen in den Vorwochen, nicht unerwähnt bleiben.
Statistik: 0:1
(6:26) Zajonc (F. Saller); 0:2 (8:52) Zajonc (M. Saller, F. Saller) 5-4; 1:2
(22:02) Lehmann (Webb, Welke); 1:3 (29:03) M. Saller (Nickel); 2:3 (37:32)
Lehmann (Butler, Webb) 5-4; 2:4 (41:00) Sicorschi (McCartin); 3:4 (45:20) Doyle
(Chamberlain, Rohde); 4:4 (58:10) Rohde; 5:4 (65:00) Welke (GWS)
Strafen: Hannover 8 + 10 für Staltmayr – Klostersee 8
Schiedsrichter: Heffler (Dinslaken)
Zuschauer: 2481
Jens Wilke