Indians unterliegen abgezockten Riesserseern

Vor ausverkauftem Haus unterlag das Team von Joe West gegen
den SC Riessersee knapp mit 2:3 und mussten die erste Heimniederlage unter
ihrem neuen Trainer hinnehmen.
Das Spiel: Es war
alles so schön angerichtet. Zum ersten Mal seit DEL-Tagen war der altehrwürdige
Pferdeturm auch unter der Saison ausverkauft, die Stimmung vor dem Spiel prächtig.
Nach dem guten Auftritt am Dienstag in Freiburg und den zuvor mehr als
überzeugenden Heimauftritten, sollte gestern Abend endlich ein Spitzenteam
geschlagen werden. Die Indians die ohne den verletzten Verteidiger Michael
Dahms und ohne ihren gesperrten Kapitän Kyle Doyle auskommen mussten, begannen
wie man es von den Vorwochen her gewohnt war. 93 Sekunden waren gespielt, da
durften die 4608 Zuschauer zum ersten Mal jubeln. Jamie Chamberlain gewann ein
Bully, passte zu Wade Winkler und der Verteidiger traf mit einem Schuss von der
blauen Linie zur Führung. Dieses frühe Tor tat dem Spiel gut, denn in der
Folgezeit entwickelte sich ein recht gutes und intensives Spiel. Die Indians
zeigten zeitweise, dass sie zu den Topteams gehören könnten wenn die Mannschaft
ihr Potential abruft. Der Gast aus dem Werdenfelser Land hatte die erste große
Chance in der vierten Minute als George Kink alleine auf Torwart Roman Kondelik
zulief, der ECH-Keeper aber in prächtiger Manier den Ausgleich verhinderte. Vier
Minuten später das erste Gästetor. Just als eine Strafzeit für die Indians
ablief, gab Josef Frank einen verdecken Schuss ab den Petr Sikora zum 1:1
abfälschen konnte. Dieses Tor sollte beispielhaft sein für das Spiel des
Spitzenreiters. Diese Abgezocktheit vor dem Tor sollte dem SCR im weiteren
Verlauf der Partie noch zugute kommen. Erneut vier Minuten später der nächste
Jubelschrei im Eisstadion am Pferdeturm.
Der Gastgeber in Überzahl, eine schöne Kombination über Chamberlain und Markus
Rohde brachte Jan Welke in die Situation alleine auf Mark McArthur zuzulaufen.
Als Krönung der prächtigen Vorarbeit zockte Welke den SCR-Keeper aus, traf zum
2:1. Der SCR davon unbeeindruckt, zog sein Spiel durch, hatte durch Frank in
der 18. Minute die Ausgleichsmöglichkeit, was dann eine Minute später Brad Self
besorgte. Die Hannoveraner verloren für einen kurzen Moment in Unterzahl ihre
Ordnung, Jade Galbraith passte zum freistehenden Self, der ohne Mühe einlochte.
Dieses Tor brach den Indians das Genick. Denn was sich im
Mittelabschnitt auf dem Eis abspielte, hatte von Seiten der Gastgeber wenig mit
Eishockey zu tun. Das sah auch nach dem Spiel Trainer Joe West so: „Ich möchte
mich dafür entschuldigen.“ In der Anfangsphase des zweiten Drittels deutete
sich schon an, was auf die Kulisse zukommen sollte. Hätte Kondelik im
Indians-Tor nicht mehrmals prächtig reagiert, wäre die Partie schon zu einem früheren
Zeitpunkt entschieden gewesen. Da war gar nichts was auf Seiten der Gastgeber
zusammenlief, wenn es mal nach vorne ging dann nur durch Einzelaktionen oder
der Zufall stand zur Seite. SCR-Oldie Markus Bleicher brachte auf dem Punkt:
„Ich hatte meinen Mitspielern gesagt konzentriert zu bleiben und auf gar keinen
Fall die Indians und die Kulisse zu wecken.“ Die Kulisse war in der Tat
verstummt, reib sich nur am Privatduell
zwischen Indians-Defender Alex Schuster und SCR-Stürmer Benjamin Hecker auf.
Der Stürmer, zu seinen Indians Zeiten schon nicht unbedingt der Liebling der
Massen, verstand es prächtig Unruhe in die Defensivreihen seiner Ex-Kollegen zu
bringen, und das er Knipserqualitäten hat ist unbestritten. Dies zeigte er dann
in der 36. Minute. Kondelik ließ einen Lindmark-Schuss abprallen, was Hecker
eiskalt zur Gästeführung ausnutzte. Zu allem Überfluss handelte sich
Indians-Toptorjäger Chamberlain eine Spieldauerdisziplinarstrafe ein (39.). In
einer unglücklichen Aktion traf der seinen Gegenspieler Frank in der Drehung
mit Schläger im Gesicht. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung durch den
ansonsten überfordert wirkenden Schiedsrichter Korb.
Im letzten Drittel versuchten die Hausherren noch mal alles,
aber ohne ihre beiden Topstürmer lief nach vorne wenig druckvolles. Jordan Webb
(51.) hatte die erste grosse Chance, ehe Welke (52.) zweimal den Ausgleich auf
dem Schläger hatte. Routiniert spielte der Spitzenreiter die Minuten runter,
stand hinten sicher und hatte seinen Kontrahenten bis zum Ende jederzeit im
Griff. Auch eine Auszeit und der sechste Feldspieler konnte das Blatt, aus
Sicht des ECH´s, nicht mehr wenden.
Am Rande: Gäste-Trainer
Andres Brockmann zeigte sich auf der Pressekonferenz angetan von der
Vorstellung seiner Jungs: „Das zweite und dritte Drittel haben wir für eine
Auswärtsmannschaft perfekt gespielt. Ferner haben wir die nötige Geduld
beweisen.“ Sein Gegenüber Joe West war beinah erschrocken über seine
Mannschaft: „Unser Überzahlspiel war heute unterirdisch. Wir haben es am Vortag
noch extra trainiert. Wir hatten insgesamt eine schlechte Tagesform, zeigten
keinerlei kämpferische Einstellung. Ich bin sauer auf meine Mannschaft.“
Indians-Geschäftsführer Horst Werk deutete Konsequenzen an: „Ich erwarte von
der Mannschaft am Dienstag in Peiting und Freitag in Weiden insgesamt sechs
Punkte und das sie sich den Allerwertesten aufreissen. Außerdem werden wir wohl
noch kurzfristig zwei Verteidiger holen. Einen Ausländer, sowie einen Deutschen
Spieler. Diese werden über Sponsoren finanziert.“ Laut seinem Trainer wurden
auch schon Gespräche mit entsprechenden Kandidaten geführt.
Statistik:
1:0
(1:33) Winkler (Chamberlain); 1:1 (7:45) Sikora (Frank, Self); 2:1 (11:23)
Welke (Chamberlain, Rohde) 5-4; 2:2 (18:14) Self (Galbraith, Paderhuber) 5-4;
2:3 (35:53) Hecker (Lindmark, Ludwig)
Strafen: Hannover 14 + 5 + 20 für Chamberlain + 20 für West
– Riesserssee 26
Schiedsrichter. Korb (Bremen)
Zuschauer. 4608
Jens Wilke