Indians: Unerklärliche zwei Gesichter

Nach
einer Galavorstellung im ersten Drittel verspielten die Hannover Indians gegen
den EHC Klostersee erneut einen Drei-Tore-Vorsprung, behielten aber dennoch
nach einem Treffer durch Jamie Chamberlain neun Sekunden vor dem Ende die
Oberhand
Das Spiel: So langsam
müssen den Indians-Fans Angst um ihr Team haben, wenn es denn mit drei Toren
führt. Wie in der gesamten bisherigen Saison zeigten die Hannoveraner auch am
heutigen Abend wieder ihre zwei Gesichter. In den ersten 20 Minuten beglückte
das Team von Joe West die knapp 2200 Zuschauer am Pferdeturm mit einem tollen
Offensiv-Spektakel und einem der besten Drittel in dieser Saison. Alles lief
wie am Schnürchen, und folgerichtig fielen die Tore nach schönen Kombinationen.
Beim 1:0 nach vier Minuten fing Kevin Du den Puck im Grafinger Drittel ab,
legte blitzschnell auf Chamberlain, der trocken zur Führung vollendete. Zwei
Minuten später revanchierte sich Chamberlain, bediente mustergültig Du vor dem
Tor, der keine Mühe hatte das 2:0 zu erzielen. Die Gäste zeigten sich schier
überfordert mit dem Wirbel der Hausherren, kassierten im ersten Abschnitt 34
Strafminuten. Zeitweise saßen vier EHC-Akteure auf der Strafbank. Dennoch
dauerte es bis zur 17. Minute ehe die Fans am Pferdeturm, darunter auch
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff und Scorpions-Geschäftsführer
Marco Stichnoth, wieder jubeln durften. Fabian Krull fälschte einen Schuss von Robert
Suchomski unhaltbar für Klostersees Keeper Patrick Ashton ab. Im Gegenzug
setzten die Bayern ein erstes Achtungszeichen, kamen durch Petr Zajonc zum
Anschlusstreffer. Dennoch legten die Indians nach. Peter Baumgartner (19.) traf
per Schlagschuss in Überzahl zum 4:1.
Was
dann in den nächsten 40 Minuten folgte, machte alle Indianer sprach- und
fassungslos. Anstatt den komfortablen Vorsprung zu verteidigen, gaben sie das
Spiel komplett aus der Hand, und bauten durch individuelle Fehler die Grafinger
wieder auf. Diese kamen verdienterweise nach 31 Minuten zum 4:2 durch Johannes
Wieser. Es war eines der wenigen Highlights im Mittelabschnitt. Im
Schlussdurchgang fast das gleiche Bild. Fast wie gelähmt schlitterten die
Niedersachsen über das Eis, kamen dennoch durch Kyle Doyle (46.) zur Chance die
Vorentscheidung zu markieren. Nachdem Sicorschi (48.) noch an Sandro Agricola
im Indians-Gehäuse scheiterte, machte es Teamkollege Jared Mudryk drei Minuten
später besser. Bei einer 5-3 Überzahlsituation fälschte er zum 4:3 ab. Die
Indianer nun endgültig mit den Nerven zu Fuß, kassierten 77 Sekunden später gar
den Ausgleich. Vaclav Ruprecht erzielte bei erneuter numerischer Überlegenheit
den nicht unverdienten Ausgleich.
Es
blieb nach 60 Minuten, trotz Schlussoffensive der Hausherren, beim Unentschieden.
In der anschließenden Verlängerung war es Jamie Chamberlain, der neun Sekunden
vor dem Ende im Fallen seiner Mannschaft den nicht unbedingt verdienten zweiten
Punkt rettete.
Stimmen: Joe West
(Hannover): „Unsere alte Krankheit kam wieder zurück. Wir haben schöne Tore im
ersten Drittel erzielt. Nach dem 4:2 wurden wir unsicher. Wenn man seine
Chancen nicht nutzt, kommt es wie es kommen muss. Natürlich werden wir die heute
gemachten Fehler auf Video analysieren. Diese ärgern mich zu Tode. Wichtig ist,
das wir in Zukunft bei einem Vorsprung klüger reagieren.“
John
Samanski (Klostersee): „Wir sind nie Tod, kommen immer wieder zurück. Meine
Spieler hatten heute viel Herz. Im ersten Drittel war es unverantwortlich was
wir gespielt haben. Danach haben wir in den Zonen gut gestanden.“
Statistik: 1:0 (3:02)
Chamberlain (Du); 2:0 (5:38) Du (Baumgartner, Chamberlain); 3:0 (16:42) Krull
(Suchomski); 3:1 (17:04) Jajonc (Wälde, Schuster); 4:1 (18:32) Baumgartner
(Meyer, Doyle) 5-4; 4:2 (30:29) Wieser (Ruprecht, Cox); 4:3 (50:34) Mudryk
(Ruprecht, Wälde) 5-3; 4:4 (51:51) Ruprecht (Mudryk) 5-4; 5:4 (64:51)
Chamberlain 4-3
Strafen:
Hannover 20 – Klostersee 24 + jeweils 10 für Drechsler, Ruprecht, Sicorschi und
Wieser
Schiedsrichter:
Krüger (Dinslaken)
Zuschauer:
2195
Jens
Wilke